Snape und der Wolfsbann

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„Hey, wo gehst du denn hin?" Lucien hat Jill am Handgelenk festgehalten, als diese an dem Tisch vorbei gegangen ist, an dem er sitzt. Als sie stehen bliebt, lässt er los. „Ich will zu Professor Snape. Er verhält sich noch immer komisch und ich will mit ihm reden." „Glaubst du immer noch wegen der Sache mit Lily?" „Ich hoffe es nicht, aber vermutlich ist es der Grund. Er hat sich damals verändert und ist seitdem nicht wieder der Alte geworden."

„Ich weiß, was du meinst. Aber er ist nicht mehr so, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Er wirkt nicht mehr so aggressiv, zumindest uns gegenüber nicht. Bei den Löwen ist das wieder ein ganz anderes Thema." Jill seufzt. „Ich weiß, was du meinst. Aber wirklich beschreiben kann ich es auch nicht. Na ja, ich werde ja jetzt dann sehen, wie er sich verhält." „Viel Glück dabei." „Danke, auch wenn ich hoffe, dass ich es nicht brauchen werde."

Jill durchquert den Gemeinschaftsraum und überlässt Lucien seinen Hausaufgaben in magischen Materialien. In den Kerkergängen ist es Anfang Oktober schon sehr kalt und Jill zieht ihre Jacke enger um sich. Besonders nach dem beheizten Gemeinschaftsraum ist es auffällig, wie kalt es in den Tiefen des Schlosses eigentlich ist.

Sie klopft an das Bild, dass den Eingang zu Professor Snapes Privatwohnung verbirgt, und wartet, während sie das bekannte Bild des Wasserfalls betrachtet. Das Bild schwingt auf und sie sieht den Lehrer, der verdammt erschöpft aussieht. Einen Moment lang fragt sie sich, ob es eine gute Idee gewesen ist zu kommen, doch dann wird sie mit einer Kopfbewegung in die Wohnung eingeladen.

Sie kennt die Wohnung, die sich kaum verändert hat, und setzt sich auf das Sofa. Ein paar neue Bücher stehen in dem Regal, das Bild von Lily als Kind, das sonst immer auf dem Kamin stand, fehlt, dafür liegen verschiedene, auch internationale Zeitschriften auf dem Tisch. Neugierig beugt sie sich vor und überfliegt die Titelseiten, während sich Professor Snape in einen der Sessel setzt.

Sie kennt die meisten der Zeitschriften zumindest vom hören oder durch ihren Vater, die viele davon abonniert hat. Es sind seriöse Zeitschriften mit dem Hauptaugenmerk auf Tränke und die Entwicklung und Verbesserung von neuen. Auf mehr als nur einer davon ist das Thema der neu entwickelte Wolfbann von Professor Snape. Jill weiß, dass es ein Fortschritt in der Forschung war, doch dass es solche Kreise auslösen würde, dass hätte sie nicht gedacht.

„Möchtest du einen Tee?" „Gerne." Der Professor ruft einen der Hauselfen und bestellt Tee für sie beide, während Jill sich eines der Magazine nimmt und den Artikel aufschlägt, um ihn zu überfliegen. Es ist zwar zu hoch für ihr Verständnis von Tränken, aber sie kann zumindest sagen, dass man den Trank nicht nur diskutiert, sondern vor allem auch lobt. Man sieht Snape als Genie und hat einige Seitenhiebe gegen England in den Text eingebracht.

„Ich nehme nicht an, dass du nur zum Tee trinken her gekommen bist." „Nein. Ich wollte mit dir zum einen über deinen Trank sprechen. Der scheint ja gut angenommen worden zu sein. Zumindest wenn all diese Blätter so schreiben. Die überschlagen sich ja beinahe mit Lob. Sind die anderen Artikel auch so?" „Ja, durchaus. Man lobt meine Arbeit in den Himmel und sichelt gegen England." „Allerdings nicht unverdient."

„Das zurecht nicht. Englang ist in so vielem hinterher, aber es ist dennoch unsere Heimat." Ein Ploppen zeigt einen Hauselfen an, der ein Tablet mit einer Kanne Tee, zwei Tassen und einer Schale Gebäck trägt. Er stellt es auf dem Tisch ab, nimmt die Magazine und räumt sie ordentlich in einen Magazinständer neben dem Sofa. Mit einem weiteren Ploppen ist er wieder verschwunden.

„Hat man dir wieder Angebote von den großen, internationalen Forschungszentren zukommen lassen?" „Woher weißt du, dass denn nun wieder?" Jill beobachtet, wie Snape etwas aus einer Flasche in seinen Tee kippt und dann trinkt. Normalerweise müsste sie sich keine Sorgen machen, er ist Tränkemeister und weiß, was er tut, aber sie kann den Alkohol riechen.

„Deine Aussage von eben. England sei deine Heimat. Das würdest du nur sagen, wenn so etwas gekommen wäre." „Es ist eine große Ehre eingeladen zu werden und eine noch viel größere, dass sie wieder und wieder versuchen, aber..." „Es ist einfach nicht die Heimat. Ich verstehe, was du meinst. Zuhause ist eben etwas ganz besonderes." Jill führt ihre eigene Tasse zum Mund und nimmt einen Schluck.

„Aber das Angebot für ein neues Buch werde ich wohl annehmen." „Sie haben dir angeboten ein neues Buch von dir zu veröffentlichen, weil du diesen Trank entwickelt hast? Das ist der Wahnsinn, Sev." Jill freut sich unglaublich für ihren Freund, auch wenn sie sich noch nicht sicher ist, was dieses Angebot ausgelöst haben könnte. Normalerweise wird einem das nicht nur für ein einziges Rezept angeboten, ganz gleich, wie gut das auch sein mag.

„Sie erhoffen sich daraus wohl noch mehr Tränke, die in die Richtung gehen. Oder zumindest Ansätze wie ich auf den Trank gekommen bin und wie man dies vielleicht bei anderen Wesen anwenden könnte, um Symptome zu heilen." „Natürlich erhoffen sie sich etwas davon. Schau nicht so grimmig, Sev. So sind Menschen nun mal." lacht Jill und stellt ihre Tasse ab, um sich nicht mit heißem Tee zu übergießen.

Sie hat mit so etwas gerechnet. Alles adere wäre nur fahrlässig gewesen. Natürlich wollen alle wissen, was die Gedankengänge des Genies gewesen sind, um ihn so gut es geht zu kopieren. Immerhin werden die Schüler von Hogwarts im Ausland tatsächlich dafür beneidet, dass sie unter Snape lernen dürfen. Jill nimmt ihre Tasse wieder um ihr Grinsen dahinter verbergen zu können.

Wenn die Schüler das wüssten, dass Leute wirklich unter Snape lernen wollten, dann würden einige von ihnen umkippen. „Aber du wirst bleiben und auch weiterhin Schüler quälen? Ich denke der neue Direktor könnte durchaus geeigneten Ersatz für dich finden, wenn du wirklich die Schule verlassen wollen würdest." „Daran herrscht kein Zweifel, aber nein. Ich will die Schule nicht verlassen. Sie ist ein Teil von mir, ich bin ein Teil von ihr, es ist meine Heimat." Jill nickt dazu nur.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt