In den Kaminen des Gemeinschaftsraums brennen leise prasselnde Feuer, die den ansonsten meist kühlen Kerker wärmen. Die älteren Jahrgänge haben sich alle versammelt und warten auf die Erstklässler und die beiden Fünftklässler, die dieses Jahr die Vertrauensschüler sind. Mit Amadeo Ginovese ist Jill komplett einverstanden, ein ruhiger Junge, der sich gerne mit seinen Mitmenschen beschäftigt. Sie nimmt an, dass er zumindest überlegen wird, den Heilerkurs im nächsten Jahr zu belegen.
Colleen May dagegen sieht sie kritisch. Sie hatte nie viel mit ihr zu tun, aber die Erbin einer kleinen Reinblutfamilie hat in ihrer Sicht nicht wirklich das Zeug zur Vertrauensschülerin. Sie interessiert sich viel zu sehr für Tratsch und Gerüchte und Jill hat Angst, dass sie die Probleme ihrer Schützlinge in ihrem Freundeskreis platttreten wird. Aber sie hat vor Colleen eine Chance zu geben und erst einmal abzuwarten.
Sie belegt mit ihren Freunden einmal mehr eine der Sofalandschaften und Jay hat sich an ihrer Seite eingerollt und die Augen geschlossen. Mit einer Hand fährt sie ihm immer wieder durch die Haare, die andere hat sie in ihrem Schoß, wo es sich Keks und Cookie bequem gemacht haben. Lucien diskutiert neben ihr mit Henry, Celine sitzt am anderen Ende der Gruppe und spricht mit Alicia, einer Sechstklässlerin.
Jill sorgt sich um den Blick, den Henry Celine schenkt, denn dieser ist schmachtend und sie weiß, wie kompliziert all das werden kann, wenn die beiden sich nicht aussprechen. Es wird besonders Henry wehtun, dass weiß sie jetzt schon. Er liebt Celine schon so lange und hat sich noch nie so viele Hoffnungen gemacht wie nach der heißen Knutscherei. Aber Jill weiß auch, dass Celine ihn nur als Bruder sieht, nicht als potentiellen Partner.
„Glaubst du, dass das noch Probleme geben wird?" „Celine und Henry? Definitiv. Wenn Celine sich überhaupt an die Knutscherei erinnert, dann wird sie diese totschweigen und einfach vorgeben, dass sei nie passiert. Und Henry, nun, wir wissen alle, wie er fühlt." Gibt Jill flüsternd an ihren besten Freund zurück. Er merkt ebenfalls, wie doof die Situation ist und mit einem Blickkontakt weiß Jill, dass er ihre Sorgen teilt. Ihr bleibt nur die Hoffnung, dass ihr Freundeskreis nicht an der Situation zerbricht.
Von Eingang her breitet sich Stille aus und Jill dreht den Kopf, sodass sie sehen kann, dass die beiden Vertrauensschüler mit den Erstklässlern herein gekommen sind. Leicht stupst sie Jay an, der die Augen öffnet und sich dann aufsetzt. Sie lächelt, wuschelt ihm noch einmal durch die Haare und gibt ihm dann die beiden Katzen. Mit einem Lächeln auf den Lippen steht sie auf und geht zu der Gruppe, die noch immer am Eingang steht.
„Sucht euch alle einen Platz, ich habe noch ein paar Dinge zu sagen." Sie schenkt den Kindern ein freundliches Lächeln und nickt beiden Vertrauensschülern zu, ehe sie sich einen der wenigen Punkte aussucht, von dem aus man alle sehen kann. Viel wichtiger aber, alle können einen sehen. „Vorgestellt habe ich mich ja vorhin schon, also überspringen wir das hier einmal.
Ja, ich bin Schul- und Haussprecherin und nein, dass heißt nicht, dass ihr mit mehr durchkommt. Es ist eher das Gegenteil. Die Regeln gibt es aus gutem Grund und wenn ich das Gefühl habe, dass jemand das nicht versteht, dann wird er mir zu jeder Regel eine Seite schreiben, warum diese sinnvoll ist und weshalb sie gut ist. Okay, da wir das nun geklärt haben.
In jedem Haus gibt es mehrere Fluchtwege. Die Kamine gehören nicht dazu. Der große Kamin auf der mittleren Ebene ist allerdings ein Eingang. Klara, könntest du das bitte demonstrieren?" Die Viertklässlerin, die neben dem Kamin gesessen hat, steht auf und schiebt eine runde, steinerne Verzierung am Kamin zur Seite. Dieser schiebt sich nach oben und gibt einen Durchgang frei.
„Okay, ein weiterer befindet sich in der Sporthalle, den werden wir morgen früh beim Morgentraining demonstrieren. Hinter mir ist einer, der aber nur im absoluten Notfall benutzt werden sollte, er ist nämlich Einsturz gefährdet." Sie tritt einen Schritt zur Seite und zieht dann an einem Seil, das neben einem der verzierenden Vorhänge hängt. Meistens ist es dahinter versteckt. Dort wo sie eben noch stand öffnet sich nun ein Loch.
„Diese Wendeltreppe ist kein Spaß, also unterlasst es sie dafür zu nutzen. In der kleinen Bibliothek gibt es einen weiteren, der führt aber nicht aus dem Schloss, sondern nur ein paar Gänge weiter. Dafür müsst ihr im letzten Regal an dem Buch 2000 magische Pflanzen und Pilze ziehen. Die Fluchtwege aus euren Schlafsälen werden euch euere Vertrauensschüler zeigen." Sie macht eine Pause, schließt den Fluchtweg vor ihren Füßen wieder und steckt das Seil zum Öffnen hinter den Vorhang.
„Wir sind das Haus, das am meisten und am längsten unter der Häuserfeindschaft gelitten hat. Wir sind das Haus der Masken. Wir sind das Haus, das die meisten Schwarzmagier und Traditionnisten hervorgebracht hat. Das mag alles sein, aber wir sind gleichzeitig auch das Haus, das am meisten von den Veränderungen profitieren kann. Ich weiß, die Muggelgeborenen kennen unsere Traditionen nicht, halten den Unterricht zurück und beleidigen uns.
Sie aber sind neu in unserer Welt, sie müssen erst lernen. Wenn wir nicht die sind, die ihnen die Hand reichen, die ihnen unsere Welt erklären, wie können wir dann erwarten, dass sie es wissen? Nun wird es für sie zwar Unterricht geben, aber wir können dennoch nicht von ihnen verlangen, dass sie es sofort wissen.
Ihr werdet sehen, es ist schwer eine neue Kultur zu verstehen und zu akzeptieren, denn ihr alle werdet Muggelkunde haben. Versucht das als Abbild dessen zu nehmen, was sie in unserer Welt lernen müssen." Sie macht eine Pause und lässt diese Nachricht einsinken.
„Nun dann. Ihr werdet alle zu einen Überprüfung bei Madam Pomfrey müssen, die Termine dafür werde ich hier aushängen. Die werden eingehalten. Es ist gleich, wer eure Eltern sind oder ob ihr bereits eine Krankenakte habt. Wer seinen Termin verpasst wir aus dem Unterricht geholt, muss die Stunde nachholen und wird sich mit einer Woche nachsitzen konfrontiert sehen." Jill lässt ihren Blick schweifen und macht sich mentale Notizen, wer vermutlich nicht auftauchen wird und auf wen sie ein genaues Auge haben muss.
„Die Sporthalle steht natürlich für alle offen, die sie benutzen wollen. Training wird es erst geben, wenn man die Gesundheitsprüfung hinter sich hat. Für unsere Erstklässler und ihre Vertrauensschüler. Ich erwarte, dass ihr den Erstklässlern nicht nur die Schule, sondern auch die Identität unseres Hauses näherbringt. Wir mögen mit den anderen Frieden geschlossen haben, aber wir geben nicht auf, wer wir sind.
Ich denke das war mal das wichtigste und sollte noch etwas aufkommen, werde ich es in den nächsten Tagen ansagen." Damit entlässt sie die Schüler und die meisten verschwinden auch direkt in ihre Schlafsäle. Auch Jill macht sich auf den Weg in ihr Zimmer und ist ganz froh darüber, dass sie an diesem Abend noch keine Runden gehen muss.
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Probleme im Haus der Schlangen
FanfictionEigentlich sollte es ein ruhiges Jahr für Jay Malfoy und seine Freunde sein, nun da Dumbledore nicht mehr an der Schule ist. Doch ein neuer Direktor, Veränderungen im Schulleben und dem Lehrplan als Folge, die Entwicklung in seinem Freundeskreis und...