„Hallo Kleines." Ganz vorsichtig hebt Jay die Hand, in der er nicht ein paar Kräuter hält, immer darauf bedacht, dass das Tier seine Hand sehen kann. Das lässt sich nicht stören und knabbert weiter an den frischen Kräutern und weicht nicht vor ihm zurück. Jay streicht dem Einhorn sanft und vorsichtig über den Hals, durch die weichen Strähnen der Mähne.
Die Einhörner scheint es nicht zu stören, dass er mitten in ihrer Herde steht und das obwohl die meisten noch immer sagen, dass sie Jungen und Männer nicht mögen. Jay glaubt nicht daran. Den Grund für dieses Verhalten, dass man meistens ja doch beobachten kann, kennt er aber auch nicht, es ist ihm aber auch nicht wichtig.
Solange er die Tiere besuchen und bewundern kann ohne sie in Aufregung zu versetzen, solange ist es für ihn nicht wichtig, denn solange macht er im Umgang mit ihnen ja alles richtig. Das Einhorn ist noch ein Jungtier, aber kein Fohlen mehr, aber trotzdem noch sehr verspielt. Solange es noch frisst ist es ruhig, doch kaum ist es fertig, stupst es Jay mit seinem Kopf an und springt übermütig um ihn herum.
Jay stupst es immer wieder zurück, so wie es das mit ihm tut und das scheint die richtige Reaktion zu sein, denn das Einhorn tut dasselbe und scheint fröhlich zu sein. Es lässt erst von ihm ab, als ein anderes Fohlen herüberkommt und mit ihm tobt. Jay setzt sich einfach auf den Boden und sieht den beiden beim fröhlichen Toben zu.
Ein älteres Weibchen kommt zu ihm herüber und zupft an seinen Haaren. Die weichen Lippen, die dabei über seinen Kopf geistern, kitzeln und Jay muss lachen. Er schiebt ihren Kopf zur Seite um aufstehen zu können, doch sie stört das nicht. Gelassen zupft sie weiter an seinen Haaren. Mareus lässt sie, während er sich den Dreck von der Hose klopft.
Dann aber schiebt er ihren Kopf zur Seite und macht sich auf den Weg durch die Herde zu der Stelle, an der er seine Tasche hat stehen lassen. Dort sitzt nun allerdings eine bekannte Figur, die ihm entgegensieht. „Hallo, Jay." „Hey, Cedric. Warum sitzt du hier?"
„Ich denke nicht, dass es deine Freunde zu sehr begrüßen würden, wenn ich näher an sie herangegangen wäre. Dich mögen und akzeptieren sie, für alle anderen ist das aber nicht der Fall. Ich wollte sie in gar keinem Fall erschrecken und habe deswegen lieber hier auf dich gewartet." „Brauchst du denn etwas von mir?" Cedric schüttelt nur den Kopf.
„Nein, ich habe dich nur hier gesehen und wollte sicher gehen, dass es dir gut geht. Du bist schon wieder ganz alleine unterwegs." „Mir geht es gut, keine Sorge. Meine Freunde sind nur alle in Clubs oder haben Nachsitzen oder Quidditschtraining oder so." „Und du? Bist du in keinem Club?" Jay zuckt mit den Schultern. „Ich habe keinen gefunden, der mir Spaß gemacht hätte. Ich hätte kein Problem bei manchen auszuhelfen, aber so will ich eigentlich nicht meine ganze Freizeit verbringen."
„Es gibt einen Brettspielclub. Dort muss man kein Mitglied sein und sie treffen sich beinahe immer in dem vorderen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Dort kannst du immer hingehen, wenn du dich mal alleine fühlst." „Ich weiß. Aber ich habe mich nicht danach gefühlt." Einen Moment sind beide still und sitzen einfach nebeneinander auf dem umgestürzten Baum am Rand der Lichtung.
„Vielleicht solltest du einen eigenen Club anfangen. Einen bei dem ihr euch um die Tiere auf dem Gelände kümmert und den jüngeren die vielleicht vorhandene Angst nehmt." „Ich weiß nicht." „Das musst du auch nicht. Aber du kannst darüber nachdenken. Vielleicht ist es ja etwas, dass dir Spaß machen würde, mit anderen zu teilen."
Jay bewegt nachdenklich den Kopf. Er wird darüber nachdenken, aber er ist sich wirklich nicht sicher ob er diese tiefe Verbundenheit mit den Tieren mit irgendwem anders teilen will als vielleicht mit Cedric, der irgendwie ständig auftaucht, wenn er draußen auf dem Gelände ist. Es ist nicht einmal so, dass er dann auffällig irgendwo auf dem Gelände unterwegs ist, sondern meist am Waldrand wenn nicht direkt, so wie heute, im Wald.
„Warum bist du nicht bei deinen Freunden?" „Bin ich doch, Kleiner. Oder sind wir etwa keine Freunde?" „Doch." Cedric lacht, beugt sich u Jay und wuschelt ihm durch die Haare. „Ich war heute Vormittag mit meinen Freunden zusammen und bin mit ihnen in Hogsmead gewesen. Und auf dem Rückweg wollte ich mal schauen, ob du wieder auf dem Gelände bist. Und wer sagt es denn, da warst du ja auch wirklich."
Jay lacht bei Cedrics übertrieben gespielter Überraschung. Der andere bringt ihn immer wieder zum Lachen und das ist einer der Gründe, warum Jay Cedric so mag. „Bleibst du noch länger hier draußen oder kommst du mit zum Schloss?" Jay überlegt. Er weiß, dass im Moment noch wirklich dicke Luft im Slytherin Gemeinschaftsraum herrscht, besonders um Jills Clique herum.
Celine und Henry haben sich heftig zerstritten und die meisten anderen wollen keine Seite ergreifen, aber es stört in der Gemeinschaft, wenn die zentrale Clique zerstritten ist. Das seine Freunde alle noch nicht da sein werden, dass weiß er auch.
„Ich denke, ich bleibe noch etwas hier draußen." Cedric sagt dazu gar nichts, sondern nimmt nur seinen Schal ab und wickelt ihn Jay um den Hals. „Hier. Wir wollen ja nicht, dass du krank wirst. Es ist immerhin schon Anfang Oktober." Damit steht er auf und verschwindet zwischen den Bäumen. Vollkommen überrascht schaut Jay ihm hinterher.
Der Schal ist weich, warm und gelb, doch das stört ihn nicht. Er zieht ihn nur eine wenig fester und wendet sich dann wieder den Tieren zu, die nun, da Cedric weg ist, wieder näher zu ihm kommen. „Warum mögt ihr ihn denn nicht? Er ist doch richtig nett." Doch von den Einhörnern bekommt er keine Antwort.
DU LIEST GERADE
Probleme im Haus der Schlangen
FanfictionEigentlich sollte es ein ruhiges Jahr für Jay Malfoy und seine Freunde sein, nun da Dumbledore nicht mehr an der Schule ist. Doch ein neuer Direktor, Veränderungen im Schulleben und dem Lehrplan als Folge, die Entwicklung in seinem Freundeskreis und...