Nach den Prüfungen

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Jay packt seine Tasche zusammen und legt den Riemen über seine Schultern. Theo holt ihn an der Tür ein. „Die letzte Prüfung für das Jahr ist durch. Ist das nicht schön?" „Ja. Endlich wieder normal atmen und nicht dafür angemotzt zu werden, dass man zu laut ist." lacht Jay befreit und Theo stimmt ein.

„Ja. Aber wenn man weiß, wie heftig die Prüfungen und der Stress ein müssen, dann hat man schon richtig Respekt vor denen, oder meinst du nicht? Ich meine, in zwei Jahren müssen wir auch solche Prüfungen schreiben. Und davor habe ich jetzt schon richtig Respekt." „Vermutlich hast du Recht." meint Jay.

„Hey, kein solches Trübsal blasen. Wir haben unsere Prüfungen geschafft. Macht fröhlichere Gesichter." Natascha hat beiden einen Arm um die Schultern geworfen und strahlt über das ganze Gesicht. „Du hast ja gute Laune." stellt Theo fest und schiebt ihren Arm von seinen Schultern.

„Natürlich, warum auch nicht? Die Prüfungen sind durch, jetzt haben wir noch Zeit für die Clubs, dann ist Elterntag und dann sind Ferien und wir können endlich nach Hause. Wie könnte ich da keine gute Laune haben." „Stimmt, warum eigentlich nicht? Das ist ja alles noch zwei Jahre hin." meint Theo und Natascha sieht ihn verwirrt an.

„Nicht so wichtig. Theo hat nur mal wieder viel zu viel im Kopf." Damit bringt Jay Natascha zum Lachen. „Das hat er dann ja doch fast immer." bringt sie zwischen dem Lachen hervor und es schüttelt sie richtig. „So lustig ist das nun auch nicht. Du musst das jetzt nicht ganz so lustig darstellen." grummelt Theo, doch das stört die anderen beiden nicht.

„Und was machen wir jetzt? Jetzt haben wir keine Prüfungen mehr, aber heute haben noch die Erstklässler eine und dann sind alle durch. Aber wir müssen uns noch recht leise sein, sonst treten uns die Professoren in die Hintern. Und die Clubs sind auch für heute abgesagt, damit sich die letzten auch auf die Prüfungen konzentrieren können."

Ein Blick zum Fenster zeigt auch, dass nach draußen zu gehen keine Option ist. Schon seit dem Vormittag tobt ein Sommergewitter und Blitze zucken über den dunklen Himmel. Dazu kommt der grollende Donner, der im Schloss nicht zu hören ist. Die Zauber sind kompliziert und wurden gewirkt, damit sich jeder auf die Prüfungen konzentrieren kann.

„Lies ein Buch. Oder spiel was mit deinen Freunden. Oder schreib einen Brief an deine Familie oder sowas." „Langweilig. Und das Quidditchfeld ist gesperrt, wegen des Wetters, da ist fliegen zu gefährlich." Mit den Fingern malt sie Anführungszeichen um das Wort gefährlich. „Und warum sollte ich meiner Familie schreiben? Sie kommen ja eh und vorher erreicht sie keine Nachricht. Viel zu weit."

„Waren ja nur Vorschläge, Tascha. Und es gibt durchaus auch andere Spiele als zu Schach und Quidditch. Du könntest davon eines ausprobieren." meint Jay und rückt den Träger seiner Tasche zurecht. Der rutscht nämlich immer wieder von seiner Schulter. Natascha verschränkt dagegen schmollend die Arme.

„Aber jetzt ist mir immer noch langweilig." „Gute Güte, Tascha. Hast du wirklich nichts zu tun, was du jetzt tun könntest? Ich meine, es ist ein verdammter Nachmittag und du benimmst dich, als wärst du schon seit Wochen in einem leeren Raum eingesperrt. Kannst du dich wirklich so gar nicht selbst beschäftigen? Genau so wirkst du nämlich gerade."

Natascha huft und stolziert nach Theos Worten scheinbar beleidigt davon. §Das musste jetzt aber wirklich nicht sein." „Schon, aber sie nervt. Ich meine, du schlägst ihr schon genug vor und sie quengelt weiter, lehnt aber alles ab. Das ist auch nicht ganz fair." „Du musst dich trotzdem bei ihr entschuldigen."

Theo seufzt. „Ich weiß, ich weiß. Aber ich werde das jetzt nicht tun. Dafür fürchte ich Taschas Wut doch noch zu sehr." „Solltest du auch. Frauen sind wirklich niemand, mit dem man sich anlegen sollte." „Ich weiß." Theo seufzt erneut und Jay schüttelt den Kopf, folgt ihn dann dennoch.

Sie erreichen den Gemeinschaftsraum und als Theo den Eingang öffnet, dringt ihnen Lärm entgegen, den sie so nicht gewöhnt sind. Sie teilen einen Blick und Theo tritt in den Raum. „Ich gehe in die Bibliothek. Mir ist es hier zu laut." Damit dreht sich Jay wieder um. „Dann sehen wir uns später." Hinter Theo schließt sich der Eingang und Jay macht sich auf den Weg zur Bibliothek.

In den Gängen ist es ebenfalls nicht still, aber bei weitem nicht so laut, wie im Gemeinschaftsraum der Slytherins, und es ist erwartet. Immerhin sind alle mehr oder weniger im Schloss eingesperrt und die meisten haben keine Prüfungen mehr, sodass sie nun den Stress der letzten Tage nun loswerden wollen.

Jay webt durch die Schüler und tritt in einen Geheimgang, nur um beinahe in ein Paar zu stoßen, dass hinter dem Wandteppich ziemlich heftig miteinander herummacht. Wortlos tritt er zurück auf den Flur und bleibt ein paar Momente vor einem Eingang zu einem anderen Geheimgang stehen, öffnet ihn dann aber doch und atmet erleichtert auf, als der Gang leer ist.

Seine Schritte hallen leicht in dem steinernen Gang und er gibt zu, dass es seltsam ist, dass es so leise ist, wo der Rest des Schlosses vor Leben nur so zu summen scheint. Aber er ist noch nicht sicher, ob ihm das gefällt oder nicht. Aber davon lässt er sich nicht aufhalten und geht weiter.

Irgendwas stört ihn aber dennoch, kitzelt in seinem Nacken und lässt einen Schauer seinen Rücken herunter laufen. Er geht einen Schritt schneller und seine wiederhallenden Schritte wirken nun bedrohlich und er möchte nur noch wieder auf die belebten Gänge. Als er den Ausgang sehen kann, mischt sich ein anderes Geräusch in seine Schritte und das lässt ihn beinahe zu Stein erstarren.

Er wirbelt herum, um in das Licht eines Zaubers zu sehen, bevor Schwärze sein Bewusstsein übernimmt.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt