Streit in der Clique II

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Jay kratzt sich am Kinn und liest den Abschnitt für Haushaltszauber erneut, um ihn zu verstehen, denn er ist sich sicher, dass dies für ihre Hausaufgabe wichtig ist. Neben ihm ist Theo damit beschäftigt Verteidigung gegen die dunklen Künste nachzuschlagen, eine Hausaufgabe, die Jay schon fertig hat. Am Anfang des Schuljahres, als sie der Berg an Aufgaben beinahe erdrückte, hat Natascha einmal seine Aufgaben zu abschreiben haben wollen. Lucien hatte das zu ihrem Pech mitbekommen.

Daraufhin hatten sie alle als Gruppe einen Vortrag bekommen, warum es so wichtig war, dass sie ihre Hausaufgaben machten und zwar selbst. Weil dies sofort zu einem Lernerfolg führen würde und nicht erst bei dem lernen auf die Klausur. Zudem würden gute Professoren das immer merken und Professor Lupin wäre ein solcher Professor.

Jay ist sich sicher, dass auch die anderen Professoren alle als gute Professoren gewertet werden konnten, immerhin hatte der neue Direktor sie alle überprüft und ihnen das okay gegeben. Sich nun sicher, dass er das, was er gelesen hat, verstanden hat, beginnt er erneut zu schreiben. Neben sich kann er die beinahe beruhigenden Geräusche der anderen hören. Leises Atmen, das Kratzen von Federn oder Kugelschreibern auf dem Papier, oder das leise rascheln der Seiten.

Das ändert sich schlagartig, als der Eingang zum Gemeinschaftsraum auffliegt und Antonia hereinstürmt. Sie stoppt erst, als sie beinahe den Tisch rammt, an dem Jay und Theo sitzen. „Habt ihr schon gehört, habt ihr schon gehört." „Shhht. Nicht so laut. Die Siebtklässler reißen dir wieder den Kopf ab, wenn du zu laut bist." Ermahnt Theo sie.

Tatsächlich haben sie sofort einige missbilligenden Blicke auf sich gezogen und Jay zieht den Kopf ein. Er ist zwar nicht mehr so ängstlich wie zu Beginn, aber die Siebtklässler können ihm trotzdem problemlos Angst einjagen, besonders, wenn sie gereizt sind. Und seit dem Streit zwischen Celine und Henry sind sie beinahe immer gereizt. Von dem ganzen Lerndruck ganz abgesehen.

„Habt ihr es schon gehört?" flüstert Antonia nun und lehnt sich über den Tisch, als wüsste sie etwas super geheimes. Jay muss sich davon abhalten die Augen zu verdrehen, denn eines hat er in dem Schuljahr bereits gelernt. Wenn sich Antonia so verhält, dann weiß das Geheimnis bis spätestens zum Abend sowieso die gesamte Schule. „Da ich nicht einmal weiß, worum es geht, werde ich mit nein gehen." Kommt es leise, aber zynisch von Theo.

Antonia scheint den zynischen Unterton nicht zu bemerken, denn sie strahlt. „Angeblich soll doch das Traumpaar bei den Dachsen getrennt haben. Ihr wisst schon, die beiden Siebtklässler, die schon zusammen waren, bevor wir auch der Schule waren. Dennis und Thalia. Und jetzt kommt es. Angeblich ist der Grund dafür das Thalia mit Lisa VanDegraven rumgemacht haben soll. Das ist eine Fünftklässlerin von den Adlern."

„Und warum sollte uns das interessieren?" „Weil die ganze Schule darüber redet. Man spekuliert, dass sie ihm die gesamte Zeit etwas vorgespielt haben soll, weil er aus einer guten, reichen Familie kommt." „Nach wie vor, Toni. Ich finde es nicht wirklich interessant. Zudem habe ich wichtigeres zu tun." „Was könnte wichtiger sein als sie soziale Hierarchie in der Schule, die sich ändern könnte?"

Theo verdreht diesmal die Augen und seufzt und Jay schlägt sich die Hand vor den Mund um nicht zu kichern. „Nun. Zum einen wäre da natürlich diese Hausaufgabe für Professor Lupin, die morgen fällig ist. Dann natürlich die Aufgaben für Haushaltszauber und EWM." EWM ist die Abkürzung für Einführung in die Welt der Muggle und hat sich sehr schnell in der Schule durchgesetzt. Andernfalls ist der Name des Faches einfach zu lang. Für Einführung in die Welt der Magier wird dieselbe Abkürzung verwendet.

„Aber das ist doch nicht wichtiger, als die soziale Hierarchie. Die hat genauso Einfluss darauf, wie deine Noten, als was du später arbeiten kannst. Du brauchst Verbindungen und die sind sogar wichtiger, als die Noten. Zumindest hier bei uns." „Ich habe eh schon bessere Beziehungen als 90 % der Schule, ich kann es mir gut und gerne erlauben nicht auf dem neusten Stand des Tratsches zu sein. Hast du die Hausaufgaben schon gemacht?"

Jay weiß, dass sie sie noch nicht gemacht hat. Antonia schiebt sie immer so lange wie möglich heraus und ist meistens dann auch nicht im Gemeinschaftsraum. Aber er hört auch die Implementation, die Theo seinen Worten verleiht. Er kann es sich leisten nicht auf den Tratsch hören zu müssen, aber kann Antonia es sich leisten sich nicht um ihre Noten zu kümmern? Jay weiß, dass dem nicht so ist und Antonia weiß das auch. Aber sie verschränkt nur die Arme vor dem Körper und streckt die Nase in die Höhe. Jay fragt sich, ob sie weiß, wie albern das aussieht.

„Noten sind nicht das Wichtigste. Die sozialen Kontakte, die man in der Schule knüpft sind es und nur weil du in diesem Haus bist, heißt das noch lange nicht, dass du genug soziale Kontakte hast um einen guten Job zu bekommen." Das klingt eher so, als suchst du nach Material um jemanden zu erpressen, als tatsächlich nach sozialen Kontakten, denkt sich Jay und wendet sich wieder seinen Büchern zu.

„Soziale Nettigkeiten und Tratsch sind ja schön und gut, aber sie sind nicht alles im Leben und bestimmt nicht das wichtigste. Das..." „Da muss ich Theo zustimmen. Das wichtigste im Leben ist Sport und Erfolg. Apropos Sport habt ihr gehört, dass es angeblich schon einen Kada für das Spiel gegen Finnland gibt. Wir spielen für die WM Qualifikation gegen sie. Das wird so spannend. Ich wette, sie haben McGalen aufgestellt."

„Nur weil das deine Lieblingsspielerin ist. Und haben sie bestimmt nicht." „Sport ist definitiv nicht wichtiger als sozialen Kontakte. Ohne die kommst du gar nicht in ein Sportteam." „Das denkst auch nur du, Toni. Bei Sport zählt nur Talent." „Lachhaft, Tascha. Wenn du das glaubst, dann bist du ein leichtgläubiger Idiot und sonst nichts. Ohne soziale Kontakte kommst du in kein Team, ganz egal das Talent."

„Und du bist ein Idiot, wenn du glaubst, dass deine Noten einfach übersehen werden. Nur weil du eine verdammte Tratschtante bist, heißt das nicht, dass dir Jobs hinterher geworfen werden." Die beiden Mädchen entfernen sich vom Tisch und streiten außerhalb des Arbeitsbereiches nun lauter.

„Beide komplett irre?! Mit keiner ihrer Lebensideen werden sie weit kommen." „Ich frage mich, was in letzter Zeit im Essen ist. Alle streiten auf einmal." Murmelt Jay bedrückt. Er mag die Stimmung nicht, die im Gemeinschaftsraum herrscht, wenn ein großer Streit stattgefunden hat. Es fühlt sich an als würden beide Seiten sich mit eisigen Blicken beschießen und selbst wenn man sich auf keine Seite schlägt, bekommt man sie ebenfalls ab.

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt