Sich ausprobieren

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Jay spielt mit seinen Fingern, bis er einmal tief einatmet und klopft. „Komm rein." hört er Jills vertraute Stimme und er öffnet die Tür zu ihrem Zimmer. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und hat sich von diesem zur Tür gedreht. „Hey, Jay." Ihre Lippen verziehen sich zu einem liebevollen Lächeln, als sie erkennt, wer sie besucht.

„Kann ich mit dir reden oder störe ich?" „Du weißt, dass ich immer Zeit für dich habe. Und du störst nicht. Vermutlich würde Lucien sowieso schon wieder meckern, dass ich mich übernehme." Sie dreht den Stuhl zu Jay, der sich auf ihr Bett gesetzt hat. Cookie streicht um seine Beine uns springt dann auf seinen Schoß, wo sie sich zusammenrollte.

„Was möchtest du mit mir besprechen?" Jay rutscht etwas hin und her, bis er sich dazu durchringen kann, es ihr zu erzählen. „Draco hat mich auf ein Date mit Emma geschickt und..." „So wie du dich verhältst, hat es dir nicht gefallen." Jill lacht, als Jay rot anläuft. „Oh, Kleiner. Man muss nicht jedes Date mögen und wenn man selbst nicht mal auf das Date gehen wollte, dann wird es schwer."

Jay sagt nichts, sondern sieht nur auf Cookie und beginnt ihr durch das Fell zu streichen. „Möchtest du mir davon erzählen?" Er sieht auf und in Jills violette Augen. In diesen sieht er nichts außer der Bitte, dass er es ihr erzählt. Aber er weiß, dass sie nicht sauer wäre, würde er es ihr nicht erzählen.

„Draco ist aufgetaucht, hat mir ein Outfit aufgedrückt und mich dann zum Tor geschickt, wo ich Emma treffen sollte. Habe ich auch und wir sind dann nach Hogsmead gegangen zu dem Cafe gegangen. Das ist komplett rosa. Zuerst hat keiner von uns gesprochen und das war echt unangenehm und alles, aber ich wusste auch nicht wirklich, wie ich irgendwas ansprechen sollte. Oder was überhaupt.

Wir hatten ein paar komische, kurze Gespräche und dann begann sie zu reden und zu reden und zu reden. Sie hörte einfach nicht mehr auf und alles war irgendwie komisch. Ich habe mich nicht wohl gefühlt und wir sind dann in dem Café gewesen und wieder zurück gegangen und irgendwie fand ich es komisch."

Jill macht ein leises Geräusch, steht auf und kommt zu ihm, wo sie ihn über den Kopf streicht. „Wie gesagt, du musst nicht jedes Date mögen und dieses hast du nicht einmal selbst haben zu wollen. Es scheint kein schönes Date gewesen zu sein. Du scheinst auch nicht sicher zu sein, was du von einem Date erwarten solltest."

Einen Moment setzt Stille ein, dann spricht Jill wieder. „Würdest du gerne wieder auf ein Date mit einem Mädchen gehen? Oder würdest du gerne auf ein Date eingeladen werden?" Jay wird noch röter als Jill das sagt. Doch er antwortet nicht, sondern dachte über die Frage nach.

„Ich weiß es nicht. Es... ich will ein schönes Date haben." Jill lächelt. „Das kann man verstehen. Es ist komplett verständlich. Dennoch. Würdest du das Date lieber planen oder auf ein bereits geplantes eingeladen werden?" Jay denkt noch einmal nach, denn er hat das Gefühl, dass Jill ihm hier etwas aufzeigen will.

„Beides? Ich würde beides gerne ausprobieren." Jills Lächeln wird nur noch tiefer und sie zieht Jay in ihre Arme. „Mein Kleiner. Es wundert mich gar nicht, dass du beides ausprobieren möchtest. Es gibt genug Menschen, die dies wünschen und sich niemals trauen würden diese Wünsche zu äußern. Aber es gibt darin keine Schande. Sich auszuprobieren, dazu ist das Leben da. Frag nur mal Lucien, der wird dir genau das sagen."

„Wieso? Lucien hält sich doch auch in die meisten Regeln." „Es geht hierbei nicht nur darum, um seine Grenzen auszuprobieren, sondern auch darum, um auszuprobieren, was man mag. Du kennst meinen Bruder Anthony und seinen Partner Nicolai. Sie haben beide in ihren Jugenden noch Mädchen gedatete, bis sie gemerkt haben, dass sie in der Gesellschaft eines Mädchens nicht die Erfüllung fanden, die sie suchten.

Lucien tut beides. Du weißt, dass er gerne flirrtet und auf Dates geht, doch nicht alle dieser sind mit Mädchen. Er mag beide Geschlechter und hat auch kein Gefühl von Scham darüber. Er muss sich dafür ja auch nicht schämen. Du kannst es genauso machen. Probiere beides aus und finde heraus, was du magst. Wenn dir beides gefällt, dann gefällt dir beides."

„Hast du auch beides ausprobiert?" Jill lacht. „Ich bin einmal mit einem Mädchen ausgegangen und es war eine Katastrophe. Aber das habe ich auch von mehreren Dates mit Jungs in meinem Alter gesagt, also vielleicht habe ich da auch einfach einen Typ. Und der ist älter, kultiviert und intelligent."

Jay lacht mit ihr gemeinsam und lässt sich nach hinten auf ihr Bett fallen. „Du sprichst von Lucius." „Ja. Ich weiß nicht, ob ich für eine Frau fallen könnte, die ihm ähnlich wäre, aber die Möglichkeit bestände. Jetzt aber ist es unwahrscheinlich, denn ich liebe Lucius. Andernfalls? Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Es ist nie passiert."

„Und es wäre wirklich in Ordnung, wenn ich beides mag?" „Jay, sieh mich an." Er rollt sich auf die Seite, um Jill anzusehen, die nun neben ihm liegt. Sanft streicht sie ihm durch die Haare. „Es ist egal, was ich als in Ordnung ansehe. Es zählt nur, was du selbst als das ansiehst. Ich unterstütze dich, bei allem was du tust und probierst. Und ich weiß, dass Lucius das ebenfalls tut."

Sie zieht ihn in ihre Arme und drückt ihn fest an sich. „Ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst. Egal wo ich bin und egal um was es geht. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du ein Problem hast."

Probleme im Haus der SchlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt