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„Bis hier her und nicht weiter.", erklärte Laila als ich an der letzten Etappe saß und hinüber zu den Bergen blickte. „Das ist sie also... Rakuras Burg.", hauchte ich und blickte auf die Festung am Hang. „Ja. Das ist sie. Da drin wirst du deine Antworten hoffentlich finden. Ich gehe direkt zurück. In Ordnung? Ich warte im Lager auf dich. Viel Glück.", bemerkte sie und ging. Ich nickte. „Auf zu diesem Bastard...", hauchte ich und griff fest Lokis Dolch. Mein Onkel hatte um meine Stärke gewusst! Ebenso wie Vater und selbst Mutter. Ich würde es schaffen! Irgendetwas brauchbares musste man doch finden. Laila hatte mir noch geholfen die Tinktur aufzutragen. Ich roch nach nichts. Niemand würde mich durch den Geruch erkennen.

Das Reinkommen war die erste und meiner Meinung nach schwerste Hürde. Der Hauptweg führte direkt zum Tor. Groß und bedrohlich sah ich es in der Ferne. Dunkles Holz mit Eisen beschlagen. Ein Fallgitter ebenso. Dergleichen hatte ich nur bei den Menschen gesehen. Doch da ich bereits in Burgen ein- und ausging war mir bewusst, dass es nicht nur diesen einen Eingang gab. Ein tiefes Küchenfenster. Ein Dienstboteneingang. Irgendetwas fand sich immer.

Im Dickicht schlich ich um die Burg herum. Ich hatte die Grasfelder bereits verlassen und selbst Bäume zeigten sich hier und da. Hier war es sogar halbwegs schön... wenn es nicht so furchtbar nach Ratten stinken würde. Und Geiern! Hinter der Burg fand ich einen Dienstboteneingang. Ich beobachtete es eine Weile. Die Dienstboten trugen alle naturfarbene Kittel ebenso wie eine solche Kopfbedeckung... damit die Diener schön unsichtbar waren für die hohen Herren. Perfekt um meine Ohren zu verstecken. Als ein Küchenjunge heraustrat beobachtete ich ihn. Er trat ins Dickicht und begann dort zu pissen. Ich schlich näher und gerade als er fertig war schlug ich ihn nieder. Blutend blieb er neben seiner Pisse liegen und ich zog ihm den Kittel und die Kopfbedeckung aus. Ich zog sie mir über. Ich roch nach nichts und das würde mir zusätzlich helfen durch die Burg zu schleichen, denn der Kittel roch nach Ratte. Mit gesenktem Blick huschte ich in die Burg.

Eine riesige Küche erstreckte sich vor mir. Befehle wurden hindurchgebrüllt und jemand drückte mir einen Besen in die Hand. Verwirrt starrte ich ihn an und drückte ihn einfach einer Ratte in die Hand. Dieser begann auch sofort zu fegen. Hirnlose Wesen... ich huschte durch das Getümmel hinaus aus der Küche. Ein Dienstbotengang tat sich vor mir auf. Das war gut. Hier konnte ich mich gut verstecken. Ich ging weiter. „Ob wir auch mal dürfen?", hörte ich jemanden reden und zwei Küchenjungen traten an mir vorbei. „Weiß nicht... nur Soldaten..." „Ich gehe zur Armee, ich sage es dir!" „Spinnst du? Wir haben nicht die Statur dafür! Wir wären die Vorhut und die sterben immer! Wir wären Müdemacher für die Feinde." „Auch wieder richtig... Aber schade... sind schon hübsch die unterworfenen Frauen.", bemerkte er. „Ja. Aber dafür müssen wir erst ihre Männer abgeschlachtet haben. Das ist nicht meins.", sprachen sie als sie an mir vorbeigingen. „Mädchen!", rief mir einer nach und ich stockte. Ich spürte Lokis Dolch unter meiner Kleidung. „Die Offiziere haben Durst. Bring ihnen Wein!", befahl er. „Ich soll ein Zimmer saubermachen.", knurrte ich. „Schon gut, schon gut... sei nicht gleich so aggressiv... dann mache ich es eben. Hey, ich habe dich hier noch nie gesehen!", sie hielten an und auch ich. „Ja. Bin neu.", brummte ich. „Neu? Seit wann?" „Seit heute." „Woher kommst du?", wollte er wissen. „Aus meiner Heimat.", brummte ich. „Nicht schlecht. Gut... Lust mal einen Wein zusammen zu trinken? Und über die Heimat zu sprechen?", hörte ich ihn und atmete erleichtert auf. Er hatte keinen Angriff geplant. „Reden wir drüber, wenn wir uns mal wieder in der Küche treffen. Im Moment ist mir die Zeit knapp." „In Ordnung.", hörte ich den Mann und sie gingen weiter.

Ich irrte eine Ewigkeit durch die Gänge. Niemand entdeckte mich. Ich ging in einige Räume. Fand allerdings nur Besen und Eimer. Über die Dienstbotengänge allein würde ich nichts finden. So betrat ich durch eine Seitentür den Hauptgang. Edel geschmückt mit Teppichen und Fellen. Ich ging schnell den Gang entlang und sah immer wieder in Räume wenn ich mir sicher war, dass keiner darin war.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt