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POV Bella

Ich war aufgeregt. Sehr. Heute wäre es so weit. Endlich. Nach all den Jahren war heute der Tag meiner Hochzeit. „Achtung...", Dalia schüttete vorsichtig Wasser über mein Haar. Sie half mir mich herzurichten. „Und du bist dir da wirklich, wirklich sicher?" „Ja. Dalia, sie liebt mich und ich sie auch." „Das ist ja oft nicht alles. Dass sie dich liebt sieht ein Blinder. Aber das ist ja leider meistens nicht alles. Bella, sei mir nicht böse. Du weißt ich meine es nur gut mit dir. Und ich glaube auch, dass Niala ganz nett ist... Aber schau... sie hat in den letzten Jahren so viel mitgemacht. So viel gelitten. Hast du ja auch! Leidet ihr dann nicht nur weiter gemeinsam?" „Nein. Denn sie versteht das Leid, wie sonst niemand. Sie versteht mich und ich sie. Sie ist meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mag sein, dass es Schicksal ist. Denn einst hätte meine Mutter ihren Vater ehelichen sollen. Doch er verliebte sich in eine Menschenfrau und verließ sie. Und nun stehen wir hier und bald stehe ich mit ihr vor dem Altar. Sie hat ihre schlechten Seiten. Aber auch viele gute." „Welche?" „Ihre Schlechten? Sie trinkt. Viel. Das Trinken ist wirklich einer ihrer schlechtesten Eigenschaften. Ich will sie nicht zwingen aufzuhören. Außerdem ist es oft lustig mit ihr zu trinken. Ich will nur nicht, dass sie ohnmächtig ins Ehebett kippt. Das würde ich nicht gerne sehen. Außerdem ist sie oft aufbrausend. Aber da habe ich ihr altes Selbst noch im Hinterkopf. Heute ist sie ruhiger. Wir sind einfach beide erwachsen geworden. Aber sie hat so viele guten Seiten.", lächelte ich und schloss die Augen, während Dalia mein Haar wusch. Sie hatte darauf bestanden sich um mein Haar zu kümmern. Und ich wollte ja auch, dass heute alles perfekt war. Und dass Niala eine wunderschöne Braut bekam. „Sie gibt alles für mich. Sie schenkt mir ihre bedingungslose Liebe und Zuneigung. Seit sie weiß, was ich gab denkt sie, sie muss alles zurückgeben. Aber das muss sie gar nicht. Ich tat es doch aus Liebe zu ihr! Sie trägt mich auf Händen. Wenn wir nur zu zweit sind übrigens wortwörtlich. Seit sie mir ihre romantische Seite zeigte... mein Herz ging in Flammen auf! Damals vor so vielen Jahren nach unserer ersten Verlobung. Sie ist immer gut zu mir. Weißt du... mit den Jahren habe ich ihre Regeln herausbekommen. Sie lebt nach einem eigenen Verhaltenskodex. Sie schützt ihre Familie und die, die sie liebt. Wenn nötig würde sie ihr Leben geben. Und etwas, das mir eigentlich erst vor kurzem so richtig klar wurde. Sie hat mich nie geschlagen. Nie. Sie hat mich höchstens zu Boden gerungen, wenn es mal wieder heftig wurde und Blut floss. Aber es war immer ihres. Ich habe ihr ein Messer in die Schulter geworfen oder ihr eine Ohrfeige verpasst, wenn wir uns stritten. Aber sie hat dergleichen nie getan. Sie hat mich höchstens Mal gegen einen Baum gedrückt und wollte mir die Kehle durchschneiden. Sie schrie, versuchte es. Stieß mit dem Messer nach meinem Herz doch nie konnte sie es tun. Das war damals, als ich versuchte die Menschenfrau zu ermorden. Aber sie schlug mich nie. Nicht eine Ohrfeige.", lächelte ich. „Nie?" „Einen Schlag auf den Hintern zähle ich nicht." „Bella! Das meine ich nicht. Aber sind Wölfe nicht alle furchtbar brutal?" „Nein. Sie nicht. Ich wüsste auch keinen. In der Regel... ich weiß nicht, wann sich dieses Vorurteil gebildet hat. Wölfe sind alles andere als brutal. Sie sind sehr Familien- und Clanverbunden. Schon damals hätte ich wohl in einen sehr aufopfernden Clan eingeheiratet. Ich freue mich sehr.", lächelte ich und stand auf. Dalia reichte mir ein Handtuch. „Ich freue mich auf jeden Fall, Bella. Aber... warum hast du Niala damals nicht ausgeliefert? Ich weiß du hast sie geliebt aber... hättest du mit ihrem Kopf uns nicht freikaufen können?" „Nein. Rakura hatte uns in seiner Hand. Niala hat uns befreit.", lächelte ich. Dieses eine Geheimnis hatte ich vor Dalia. Sie durfte, genauso wie jeder andere in meinem Clan, nie vom Vertrag erfahren. Mit dem ich meinen Clan ins Verderben stieß, doch meine geliebte Niala rettete. „Weißt du, was ich noch so sehr an Niala liebe?" „Was?" „Wie viele sagen, sie würden für einen sterben. Aber weißt du, was das Besondere an ihr ist, sie würde es wirklich. Sie würde sofort für mich sterben. Auf der Stelle. Und ich... ich für sie.", erklärte ich und begann mich abzutrocknen. „Wie lange wird das Spektakel eigentlich dauern?" „Ich kann es nicht sicher sagen. Nur dieses Mal wollen wir die Tradition wahren. Das letzte Mal sollte nur das Formelle gemacht werden. Es musste ja damit gerechnet werden, dass einer von uns jederzeit abhaut.", grinste ich.

Mein Puls raste, als ich mein Kleid anzog. Ein Kleid einer Königin würdig, da hatte Dalias Vater alles richtig gemacht." „So... Bella...", vorsichtig schnürte Dalia mein Kleid zu. „Sie wird irre werden! Das Kleid... und das drunter. Du wirst deine Niala verrückt machen!", lächelte sie und schnürte zu. „Aber ich freue mich so für dich! Zeit wurde es! Du und dein Wolf... so lange hast du sie gewollt.", lächelte sie. „Ja... Meine Niala.", lächelte ich und blickte mich im Spiegel an. Das lange weiße Kleid war verziert mit allerlei Stickereien. Der Ausschnitt war schlicht gehalten. Die Ärmel lang und unten weit, sodass sie fast zum Boden reichten. Meine Hände waren zwar frei, doch der untere Teil des Ärmels fiel tief aus. Dalias Vater hatte gemeint, es würde mir Würde und die Anmut einer Königin verleihen, die ich ja bald wäre. Ob Niala den Thron nehmen oder zerschlagen würde konnte ich bisher noch nicht einschätzen. Und auch ich wusste nicht, ob ich wirklich Königin der Dämonen werden wollte. Eigentlich reichte mir die Clanführung. Und Niala an meiner Seite. Mehr brauchte ich nicht. Auch würde mir eine Hütte irgendwo im Nirgendwo genügen, solange Niala bei mir wäre. Doch heute ging es nicht um Politik. Heute ging es nur um mich und Niala. „Bella...", Dalia sah mich mit Tränen in den Augen an. Sie war bei sowas so furchtbar sentimental. Ob ich weinen könnte, hätte es mir die Zeit nicht ausgetrieben? „Du bist so wunderschön.", lächelte sie. „Ja... wann ist es soweit?", wollte ich wissen. Ein Klopfen ertönte. „Herein!", rief Dalia und Theo trat in seinem Festtagsanzug herein. „Bella... bei allen Göttern dieser Erde..." „Dank, Theo.", lächelte ich. „Ist es soweit?", wollte ich wissen. Er nickte und bot mir seinen Arm an. Nur zu gerne nahm ich ihn an und er führte mich hinaus. Es war bereits dunkel doch allerlei Fackeln säumten den Platz vor meinem Lager. In wenigen Stunden würden wir hier feiern. Ich, als Nialas Ehefrau. Theo entzündete eine Fackel und hielt sie voran. Er blickte zum Himmel. „Kurz vor Mitternacht. Komm. Gehen wir. Oder willst du flüchten? Letzte Möglichkeit." „Nein.", hauchte ich und blickte zum Himmel. Meine Niala. Endlich würde ich sie heiraten. Nur noch ein Weg von vielleicht zehn Minuten und wir würden uns dort am Wasser gegenüberstehen. Dort, wo ich einst mein Herz an den wilden Wolf verlor.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt