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Der Morgen brach für mich besonders früh an. Die Sonne zeigte sich erst durch einen dunklen Streifen am Horizont, noch kein Stück mehr, da hörte ich Schritte und öffnete die Augen. „Wer da?", rief ich und griff Lokis Dolch, noch ehe der Besucher sich ankündigen konnte. „Ich bin es, Herrin!", kam es leise und sofort setzte ich mich auf. „Komm rein! Komm rein! Ehe dich wer sieht!", flüsterte ich und entzündete eine Kerze. Sekunden später trat der junge Rattenmann ein und lächelte sanft. „Und?", wollte ich wissen. Er seufzte, setzte sich und rieb sich die müden Augen. „Vergebt... habt Ihr etwas zu trinken da?" „Mmh... im Augenblick leider nur Wasser. Soll ich Wein ran schaff..." „Nein! Bitte... Wasser ist mehr als genug. Ein Wunder, dass seine Armeen so weit marschieren können, bei dem was dort gesoffen wird.", bemerkte er und füllte sich einen Becher Wasser, ehe er ihn hastig herunterstürzte. „Ja... dass Rakuras Leute gerne zechen hörte ich allerdings schon von meiner Braut. Nun sprich, hast du Neuigkeiten für mich?", wollte ich wissen. „Ein paar." „Wieso bist du eigentlich schon wieder hier?", der Spion lächelte auf meine Frage hin und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Es kamen Fragen auf. Unangenehme Fragen. Wer ich bin, woher ich denn genau komme. Allerdings kamen Leute in Rakuras Burg aus genau der Gegend, aus der ich behauptete zu stammen und sie beteuerten mich nicht zu kennen. Ich floh, ehe es mir zu eng werden konnte." „Wohl wahr. Ein toter Spion nützt mir nichts.", lächelte ich. „Gut... Also Rakura verlangt nicht mehr so oft nach Frauen. Anscheinend schiebt er seinen Kinderwunsch erst einmal hinter den Krieg. Was mir Sorgen macht ist... es geht das Gerücht um, dass Rakura sich ein neues Schwert hat schmieden lassen mit passendem Dolch." „Ein Schwert?" „Ja... ich würde es dir nicht sagen, wäre es mir nicht so komisch vorgekommen. Aber ich habe nichts genaueres rausfinden können." „Mmh... ein Schwert also... von wem?" „Ich weiß nicht. Es soll angeblich für Rakura geschmiedet worden sein. Und warte! Mir ist noch etwas eingefallen. Er hat sich wohl noch einen Dolch nebenbei schmieden lassen aus derselben Klinge.", bemerkte er. Ich nickte. „Nun... ich werde es schon bemerken, wenn ich mir den Bastard vorknöpfe. Weiteres?", wollte ich wissen. Nun schlich sich ein schüchternes Lächeln auf die Lippen des Spions. „Ja... Herrin...", er griff in seine Tasche und meine Augen weiteten sich, als mir zeigte, was er tatsächlich hatte mitnehmen können. „Götter...", hauchte ich und blickte das Fläschchen mit der klaren, leicht gelblichen Flüssigkeit an. „Rakuras Gift, wie Ihr befohlen habt.", lächelte er und reichte es mir. „Ich weiß nicht, was Ihr damit vorhabt... allerdings möchte ich Euch sagen, dass sein Gift nicht auf ihn selbst wirkt." „Ich weiß, ich habe nicht vor meine Klinge damit einzureiben.", lächelte ich und steckte das Fläschchen vorsichtig ein. „Woher hast du es?" „Er hat ein paar Fläschchen davon in seinem Zimmer.", lächelte er und ich erstarrte. „Du warst in seinem Schlafzimmer?" „Ja. Es war kurz bevor ich floh. Ich dachte mir... da ist es ja dann schon egal. Ich habe das Fläschchen gepackt und bin so schnell wie möglich raus." „Das hast du gut gemacht. Ich danke dir. Ich denke du wirst mir damit das Leben retten. Das vergesse ich dir nicht. Wenn alles ausgestanden ist und du brauchst irgendetwas, zögere nicht es mir mitzuteilen.", lächelte ich. Der Spion sah mich an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nun... da würde ich gerne jetzt gleich um etwas bitten... mir wurde vor einem Jahr ein Sohn geboren und... wo er geboren wurde kann man nichts außer Räuber und Mörder werden." „Soll ich ihn in meine Armeen aufnehmen? Nun bis dahin werde ich wohl keine mehr..." „Nein, nein! Herrin, dort wo ich herkomme gibt es nichts. Es ist mittlerweile nur eine Sippe aus fünf Leuten. Zwei Frauen, deren Männer der Krieg geholt hat, meine Wenigkeit, meine Frau und mein Sohn. Ich bitte Euch... lasst uns in den Stamm des Elders einziehen!", bat er. Ich lächelte und nickte. „Ich werde Elder bitten. Wenn er ablehnt überrede ich ihn. Nach dem Krieg wird euch dort ein Platz zum siedeln gegeben.", versprach ich. „Ich danke Euch! Tausend dank!", strahlte er und ging. Ich atmete tief durch. Nun hatte ich Rakuras Gift in meinem Besitz. Mir grauste jetzt schon vor meinem Plan aber wenn es klappen würde... Greno hatte davon gesprochen... dann würde ich im Kampf gegen Rakura einen unschätzbaren Vorteil gewinnen. Würde es nicht funktionieren... nun... ich würde es unter Grenos Aufsicht tun. Er würde mich schon wieder irgendwie ins Leben holen.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt