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POV Ora

Nialas Miene zeigte blanke Sorge als ich sie zurückließ. Doch Bella würde sehr bald wieder zusammen heilen. Niala machte sich viel zu viel Sorgen, wie üblich. Als ich hinaus trat sah ich, dass Niala bereits alles vorbereitet hatte für ein Bankett. „Luan!", rief ich und sofort trat er zu mir. Ich kannte die Fremden nicht und zur Sicherheit hätte ich Luan gerne bei mir. „Bleib an meiner Seite. Nialas Befehl.", erklärte ich. Er nickte. Ich griff eine Flasche Bier und übergoss damit das Fleisch. „Wieso soll ich bei dir sein?", wollte er wissen. „Weil wir Gäste haben... oder eher... Mündel? Nun... Niala hat die beiden Wölfe befreit.", erklärte ich. „Sehr gut! Und?" „Und darum soll ich dich als Wache bei mir halten.", erklärte ich. „Kann ich dich denn..." „Du musst mich nicht beschützen. Nur gefährlich aussehen. Das kannst du doch, oder?", lächelte ich. Luan nickte und zog gehorsam ein grimmiges Gesicht. „Begieß du weiter. Ich hole schnell Holz.", bemerkte ich und ging um die Höhle um dort Holz zu holen.

Ich erstarrte als mir ein Fremder entgegen trat. Er sah mich genauso überrascht an und schien nicht zu wissen, wie er reagieren sollte. Er hatte schulterlanges, leicht welliges braunes Haar. Dazu einen leichten Bart an der Oberlippe und dem Kinn. Ich wich zurück als ich ein Schwert an seinem Gürtel bemerkte. Als er meinen Schreck sah hob er abwehren die Hände. „Nein! Ähm... ich bin kein Angreifer! Du bist die Schwester des Schwarzen Wolfs, oder?" „Ja. Und Ihr seid?", wollte ich wissen. „Oh... ähm...", er verbeugte sich tief. "Edmund Kesterssohn... zu Euren Diensten.", lächelte er. „Ähm... ich bin Ora Wotanstochter... was tut Ihr hier?" „Eure Schwester hat mich und meinen Vater aus der Gefangenschaft befreit! Ihr schulde ich mein Leben! Genauso wie mein Vater. Ach und das Schwert... ich fand es im Lager wo ich auch diese Kleider fand. Es tut gut wieder gekleidet zu sein wie ein Wolf! Nicht wie ein bettelnder Lump!" „Ja... gut... ich weiß nicht, ob es meiner Schwester recht ist, dass Ihr ein Schwert tragt..." „Es ist kaum scharf! Ich fühle mich mit Schwert einfach besser. Ich trug keines mehr, seit man es mir im Kampf am grünen Wasser aus der Hand riss. Seither lag ich in Ketten und... nun... ich möchte mich wieder an das Gefühl gewöhnen. Ich hoffe doch es gegen unsere gemeinsamen Feinde schwingen zu können!", erklärte er. Ich nickte. „Gut... aber wenn meine Schwester etwas dagegen sagt so legt Ihr es weg!" „Natürlich! Ich verdanke ihr mein Leben! Da werde ich sie sicher nicht wütend machen.", lächelte er. Ich nickte und begann das Holz aufzusammeln. „Oh... ähm... darf ich helfen?", lächelte er und begann mit mir das gehackte Holz vom Stapel zu nehmen. „Wieso?" „Weil ich höflich sein möchte! Und weil ich gerne helfe. Ich hasse es nichts zu tun... ich tat die letzten Jahre nichts anderes!", bemerkte er. „Ich bin froh, wenn ich arbeiten kann.", grinste er und hob eine Menge Holz hoch. „Wie kam es eigentlich, dass Ihr hier hinter der Höhle seid?", wollte ich wissen. „Ich ging mich im Fluss waschen, nachdem ich mich rasierte.", erklärte er. „Musste sein... mein Bart war wirr... ich habe mich zuvor noch nie rasiert.", erklärte er und packte das Holz mit einer Hand um sich mit der anderen über den Bart zu fahren. Ich nickte. „Wie war Euer Name noch gleich?", wollte ich wissen. „Edmund Kesterssohn! Aber bitte... einfach nur Edmund. Oder auch nur Ed.", lächelte er und ging mit mir zum Feuer.

Während ich nachschürte stand Luan grimmig zwischen Edmund und mir. Edmund sah ihn vorsichtig an während ich nachschürte und das Fleisch drehte. „Wann hast du zuletzt anständig gegessen. Edmund?", wollte ich wissen. „Vor sechs Jahren... da hatten wir ein Gelage vor der Schlacht. Ich erinnere mich noch gut! Rebhühner... Fasan... Wildschwein und Hasen... wir schlugen uns die Mägen voll und am nächsten Abend... brannte schon alles... und ich lag in Ketten und wurde in die Burg gezerrt. In Ketten gelegt und... lag dort bis gestern. Sechs lange Jahre lang.", erklärte er. „Das tut mir leid... wir werden es heute wohl alle noch besprechen." „Eure Schwester... wie geht es ihr? Sie sah sehr besorgt aus, als wir hier ankamen.", bemerkte er. „Sie hatte Hilfe um euch aus der Burg zu holen... die Frau die ihr half wurde verletzt. Ich weiß nicht wie. Aber Niala kümmert sich um sie." „Niala... so heißt sie, nicht wahr? Der schwarze Wolf." „Ja. Meine Schwester Niala Wotanstochter. Die Verletzte ist... nun ihr werdet sie wohl kennenlernen. Aber zumindest ist sie eine Verbündete." „Verbündet? Woher wusste sie, dass wir dort sind?" „Sie besuchte euch." „WAS?", er sprang auf. Luan straffte sich und zog sein Schwert. „Beruhige dich.", knurrte der Fuchs. Der Wolf sah ihn kurz an und setzte sich wieder. „Die Katzendämonin... die uns begutachtete wie... wie Vieh!" „Sie begutachtete euch, weil sie uns verbündet ist! Weil sie uns helfen will! Weil ohne ihre Hilfe ihr nach wie vor in den Kerkern kauern würdet!", erklärte ich. Er nickte. „Gut... dann bin ich wohl auch ihr zu Dank verpflichtet.", brummte er. „Können wir ihr denn vertrauen?", wollte er wissen. „Ja." „Wie das? Ich weiß nicht viel über Katzen. Nur, dass sie intrigant und verlogen sind und..." „Wir können ihr vertrauen!" „Woher wisst ihr das?", wollte er wissen. „Weil sie Niala liebt. Darum können wir ihr vertrauen. Ich kenne diese Frau gut. Sie würde nichts tun was Niala schadet. Sie tat alles um ihr Leben zu retten! Wäre sie nicht, so wären wir tot. Und du und dein Vater würdet noch im Kerker sitzen.", erklärte ich. Edmund nickte. „Gut... ich bin gespannt, was der schwarze Wolf zu sagen hat." „Sie wird sprechen wenn ihre Geliebte wieder wach ist.", erklärte ich. „Hoffentlich bald... seit sechs Jahren aß ich kein Fleisch mehr...", bemerkte er und sah lauernd auf das Fleisch über dem Feuer. Luan gab ein Knurren von sich und setzte sich neben den Wolf. Dieser war sichtlich verunsichert von ihm. „Was machen eigentlich Füchse in einem Wolfsclan?", wollte er wissen. „Was macht ein dreckiger Streuner bei einer Anführerin wie Niala?", knurrte Luan zurück und ich verkniff mir ein Lachen, als Edmund zusammen zuckte und den Kopf senkte. Von ihm ging keine Gefahr aus. Da war ich mir sicher. „Guten Abend!", ein weiterer Mann trat aus der Höhle. Älter als der andere und sofort war Luan wieder auf den Beinen. „Ganz ruhig! Ich bin Kester. Der schwarze Wolf hat mich befreit! Ich bin ihr zu Dank verpflichtet!", versicherte er. Dicke Muskeln standen an seinen Armen hervor. „Ihr seid also der Schmied.", bemerkte ich. „Ja. Und Ihr seid die Schwester." „Ja. Ora." „Guten Abend... Mmh... das sieht ja köstlich aus.", grinste Kester und starrte das Fleisch an. „Setzt Euch doch zu Eurem Sohn. Wir warten nur auf Niala. Und...", die Wölfe sprangen auf und Edmund zog sein Schwert. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Theo trat auf uns zu. „Wo ist sie?", wollte er wissen. „W... Wer?", wollte ich wissen. „Stell dich nicht dumm! Wo ist Bella?", wollte er wissen. „Sprich nicht so mit ihr!", knurrte Edmund. „Oder wir reißen dich in Stücke!", setzte sein Vater nach. „Beruhigt euch!", bat ich. „Geht mir aus dem Weg, Köter! Bella ist mir wie eine Tochter und deine Schwester, Ora, an ihr klebt der Tod!" „Nein! Sie hat Bella beschützt! Sie ist drin und..." „Dann gehe ich zu ihr!", verkündete er und stürmte an mir vorbei. „Hey!", kam es von Kester und Edmund doch reagierte Theo nicht. „Draußen bleiben!", befahl ich und Luan stellte sich ihnen in den Weg. „Wotanstochter!", brüllte Theo hinein. „Theo! Bitte! Du weißt, Bella ist ihr wichtig! Sie..." „Der Wolf fühlt nichts außer Hass! Und Bella sieht das nicht! Aber ich sehe es! Und gerade deine Schwester kann Bella furchtbare Schmerzen zufügen! Das lasse ich aber nicht zu! Ich...", er öffnete die Tür und keuchte auf als er sofort eine Faust ins Gesicht bekam. Ich wich zurück als Niala heraus trat, ihn am Kragen packte und gegen die Wand drückte, nachdem sie noch die Tür mit dem Fuß zugestoßen hatte. „Hör mal zu, Katerchen...", knurrte sie. „Bella liegt da drin verletzt und sie braucht Ruhe. Und ich zerstückel dich in tausend feine Teile, wenn du nicht deine Schnauze hältst und ihr diese Ruhe gönnst.", zischte sie und stieß ihn grob zu Boden. Theo keuchte auf und starrte sie an. „Wa... was? Wie verletzt? Lebt sie?" „Natürlich. Wäre sie tot... daran will ich nicht denken! Ich danke dir, dass du dir Sorgen um sie machst. Aber fass sie nicht an! Und wage es nicht, sie zu wecken!", knurrte sie und Theo nickte erschrocken. Niala stand auch anders da als sonst. Sie stand wirklich da... wie sich die Menschen einen Dämon vorstellten. Gestreckt, energisch und... nicht wie jemand dessen Befehl man verweigern wollte... „Und jetzt geh und setze dich zu meinen Gästen. Und warte dort.", knurrte Niala und ging wieder hinein. Theo starrte schockiert auf die verschlossene Tür. „Komm, Theo. Fangen wir am Besten bereits an zu essen. Die Gäste verhungern schon fast.", bemerkte ich und half dem Kater auf.



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So... beginnen wir mal mit der Lesenacht. Sagen wir mal stündlich ein Kapitel (nächstes um 21 Uhr) bis Mitternacht, schätze ich.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt