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POV Bella

„Höher! Höher! HALT!", brüllte Luan, der mit verschränkten Armen neben mir stand. „Schwenkt rechts! RECHTS! Rechts hab ich gesagt! Geht doch! Tiefer, tiefer. HALT! Festmachen!", gab er Anweisungen für die Männer, die an einem hastig gezimmerten Kran ein Teil für das Katapult hochzogen. „Macht es gut fest! Wenn der Arm abfällt erschlägt es sonst unsere eigenen Truppen!", rief er, obwohl die menschlichen Zimmermänner bereits fluchten. „Die stellen sich viel zu sehr an... aber lieber treibe ich die Männer an, dass Niala unsere Leute an die Front nehmen kann.", brummte er. „Ja... Schindest du sie denn so sehr?" „Eigentlich gar nicht! Sie hatte vor einer knappen Stunde Pause. Aber sie murren. Irgendwie denken sie, wir arbeiten hier mit unserer Kraft und lehren uns das. Dass wir hier kaum arbeitstaugliche Männer haben! Zu meinem Glück traut sich niemand mir eine Beschwerde vorzutragen. Seit Laila mal vor lauter Wut einen Mann in einen Teich geworfen hat, traut sich niemand offen sich zu beschweren. Nur murren tun sie." „Wieso hat deine Schwester denn einen Mann in einen Teich geworfen?" „Nun... er wurde aufdringlich. Ich hab schon gesehen, wie er Laila in den Wald nachschlich, er hat das auch bemerkt und mein Nichtstun als Einwilligung gesehen... wieso die Menschen glauben, er bräuchte meine Einwilligung um mit Laila zu schlafen ist mir ein Rätsel... ohne ihre kann er es doch vergessen!" „Hast du nicht Niala um Oras Hand gebeten?" „Natürlich! Da ging es um die Ehe. Das ist ja nicht damit zu vergleichen.", lächelte er. „Ich werde Ora Wotanstochter heiraten... kannst du dir das vorstellen, Bella?", grinste er. „Natürlich. Mich wundert es nur, das ihr so lange warten konntet. Aber es scheint in der Familie zu liegen, erst eine Weile suchen zu müssen, bis man einander findet." „Ja... wie du all die Jahre dein Schauspiel aufrecht erhalten konntest ist mir ein Rätsel... Ich wäre wohl gestorben." „Ich wollte oft sterben. Sehr oft. Aber ich musste ja auf diesen Chaoten von einem Wolf acht geben!", scherzte ich und dachte an diesen Moment, an dem Niala an meinem Kamin gestanden hatte. Es war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens gewesen... die Nacht die ich mit Rakura verbringen musste. Doch als ich heimkehrte und sie am Kamin stand, alles wusste, was ich so lange verbergen wollte... so viel tausend Steine waren von meinem Herzen gefallen. „IDIOTEN!", brüllte Luan und hob drohend die Hand. „Willst du da so hoch klettern? Binde deinen Gürtel zumindest mit einem Strick fest! Verdammt... willst du dich umbringen, Mensch?", brüllte er und starrte einen Mann an, der gerade ungesichert das Katapult hinaufsteigen wollte. „Bella, tut mir leid, ich muss..." „Ja, natürlich, kümmere du dich nur um deine... Angestellten. Wir werden uns wohl eh beim Abendessen wiedersehen. Niala will dich nicht mehr missen.", lächelte ich. „Genau! Bis zum Abendessen.", lächelte er und huschte davon, wobei er noch einige Männer anwies. So machte ich mich wieder auf den Weg zum Lager der Wölfe.

„Bella!", strahlte Ora mit Tiu auf dem Arm. Der kleine war gewachsen wie ein Pilz in den letzten Monaten. Sein einst kahler Kopf wurde von einem Schopf brauner Locken geziert. Seine Augen strahlten vom braun eines Wolfes. „Ora, was gibt es denn?", wollte ich wissen. „Nicht viel. Wo Niala ist, wollte ich fragen. Sie verschwindet seit einer Woche täglich und keiner weiß wohin. Du wirst es wohl wissen." „Mmh... ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Steht sie am Fluss? Manchmal steht sie gerne am Fluss und starrt in die Fluten." „Nein. War vorhin dort und habe eine neue Fuhre aus der Menschenwelt kontrolliert. Ich habe sie nicht gesehen..." „Niala sucht ihr?", hörten wir und die Füchsin trat auf uns zu. „Die ist doch vorhin in dein Lager, Bella. Dachte sie besucht dich.", bemerkte sie. „Mmh... bei mir ist sie nicht. Aber ich seh mal nach ihr. Was machst du eigentlich im Augenblick?", wollte ich wissen und sah die Füchsin an. „Ich? Hab was gegessen. Hatte vor heute Abend Niala zu fragen, was ich weiter tun soll. Mir fällt hier die Decke auf den Kopf." „Mmh... zum Spionieren kann ich dich jetzt leider auch nicht schicken. Alle die du ausspionieren könntest sind weit weg. Und eine Füchsin wie du fällt dort sofort auf. Wir brauchen im Augenblick nur Spione, die sich unters Volk mischen können." „Schade. Trotzdem frage ich Niala heute Abend noch einmal. Wer weiß was in dem Wolfsschädel vor sich geht." „Das weiß sie glaub ich selbst nicht genau. Nun denn, ich sehe mal nach ihr und gebe ihr bescheid, dass du mit ihr sprechen willst.", lächelte ich und wand mich meinem Lager zu. Wo könnte sie denn sein, wenn sie in meinem Lager herumschlich...

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt