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„Man sagte mir, wenn ich hier her komme werde ich einen Pelz sehen.", bemerkte ich. Rakura grinste breit. „Natürlich. Der deines Vaters. Willst du ihn wiedersehen?", lächelte er. „Ich will ihn zum Grab bringen und meinem Vater beilegen.", brummte ich. „Das erlaube ich nicht.", bemerkte Rakura und stand auf. Ich starrte ihn an, als ein Diener einen Pelz brachte und er ihn sich um die Taille legte, ehe er sich wieder setzte. Der Pelz meines Vaters... ich erkannte ihn genau. Mit diesem Wolf hatte ich das Jagen gelernt... mit meinem Vater. „Wotan?", grinste Rakura und griff den Schädel meines Vaters, ehe er ihn anhob damit er in meine Richtung sah. „Sieh doch mal, dein Töchterchen.", grinste er. Ich zog Lokis Dolch. „Gib mir den Pelz! Sofort! Schände noch eine Sekunde länger den Pelz meines Vaters und...", Rakura lachte auf und ich biss die Zähne zusammen. „Nein. Arkyn...", sofort kletterte der Hüne herauf zu uns und stand bei Rakura. Die Axt in seiner Hand. „Es ist der Pelz meines Vaters! Er steht mir zu!", knurrte ich. „Es ist der Pelz meines Feindes. Den ich besiegt habe. Er steht mir zu. Als Trophäe. Hast du nie einen Gegner gehäutet? Hast du seinen Kindern den Pelz gegeben?", wollte er wissen. Ich biss die Zähne zusammen. „Möchtest du noch länger hier bleiben Wolf? Oder verabschiedest du dich? Im Falle deines Bleibens könnte ich dir eine Runde in der Arena mit Arkyn anbieten.", lächelte er. Ich starrte ihn an. „Mit Halsband. Du darfst dann gleich mal testen wie es ist, wenn du nicht deine animalischen Zähne in meine rechte Hand schlägst. Sondern nur versuchen muss ihn so zu töten.", lächelte er. Die Wachen traten näher. Ich gab ein wütendes Knurren von mir. „Ich verlasse die Feier.", brummte ich und sah aus dem Augenwinkel, dass Bella uns inmitten der Zuschauer beobachtete. Kurz zuckten meine Augen zu ihren, fanden sie und beruhigten mich weit genug um keinen Kampf zu beginnen. Rakura folgte meinen Blick doch da lag er schon wieder auf ihm. Bella verschwand in der Menge und auch Rakura sah wieder mich an, ohne Bella gesehen zu haben. „Eine gute Wahl, Wolf. Ich muss mich auch zurückziehen. Meine Zukünftige und ich...", er sah zu dem Mädchen, dass unnachgiebig am Wein hing um das kommende zu verkraften. „Wollen uns langsam ebenso zurückziehen.", grinste er. Ich fuhr herum und ging. Endlich hinaus aus dieser verfluchten Burg!

Ich ging mit schnellen Schritten fort von der Burg. Weit weg von dieser Burg. In Richtung Heimat. Alle meine Muskeln waren angespannt. Immer wieder tauchte das Bild von Bella und dieser Ratte auf. Immer wieder brannte sich die Frage in meinem Kopf. Was geschah, während ich nun nicht da war? Wer war bei ihr? Was musste sie tun?

Die Bilder blitzten immer wieder in meinem Kopf auf. Wie er dreckig auf sie hinab sah. Sie sich nahm wie ein Tier! Meine geliebte Bella... er erkannte ihren Wert nicht im geringsten! Sie alle mussten sterben! So konnte es nicht weiter gehen! Es ging nicht mehr. Das taten die Ratten mit ihr. Zum ersten Mal hatte ich es wirklich gesehen. Als ich in meinen Clan eintrat trat ich sofort zur Schmiede. „Luan? Laila?", die Füchse sahen mich an. „Ah! Na, wie war die Feier?", lächelte sie. „Interessant... habe vieles herausgefunden und ich habe Ingrimm getroffen.", bemerkte ich. Die Füchse starrten mich an. „U... Unseren Ingrimm?" „Ja. Euren Ingrimm. Er erinnert sich an euch. Lässt seine Grüße ausrichten und meinte, ich hätte mehr Verbündete als ich meine." „Nun... Ein kluger Mann war er schon immer. Trägt er sein Haar immer noch lang und in einem Pferdeschwanz?" „Nein. Ich sah ihn mit kurzen." „Der schreckliche Schnurrbart?" „Abrasiert. Ich traf ihn glattrasiert." „Welch ein Glück! Egal welche seiner Frauen ihm das eingeredet hat, sie sollte eine Heldenehrung herhalten.", bemerkte Laila und Luan trat zu uns. „Ihr hegt keinen Groll?" „Ein bisschen... denke ich. Aber ich weiß nicht mehr warum... ich glaube er hat uns verjagt aber... so war es eben Brauch...", brummte Luan. „Ja. Übel kann man es ihm nun mal nicht nehmen. Er tat was er tun musste.", bemerkte Laila. „Wie kann man es einem Mann übel nehmen, dass er seine Pflicht tut?", fügte sie hinzu. Ich nickte und sah hinüber gen Osten. „Ich... ich gehe jagen.", log ich. „Ja, ja. Geh du ruhig. Ich gebe deiner Schwester bescheid." „Wo ist sie überhaupt?", wollte ich wissen. „Mit dem Wolf angeln. Sie meinte sie zeigt Edmund am Fluss hinten, wie man ein Netz knüpft." „Das ist gut! Er soll das alles lernen.", lächelte ich und ging, um Bella in Empfang zu nehmen.

„Ist Bella schon hier?", Theo zuckte zusammen. Er saß auf dem Tisch und hatte mich nicht reinkommen sehen. „Wolf... sah man dich?" „Niemand sah mich. Niemand bemerkte mich.", versicherte ich und trat ein. „Ist Bella bereits zurück?" „Nein... noch nicht.", murmelte er und wand sich wieder den Papieren zu. Ich trat hinter ihn und besah mir das Papier. Namen... Zahlen... auf den anderen beiden Papieren Nahrungsmittel und Ressourcen. „Was ist das alles?", wollte ich wissen. „Mmh? Das... Das hier ist die Liste der Dinge die wir brauchen. Das die Liste der Dinge, die wir haben. Du siehst... das Brauchen ist doch um einiges mehr als das Haben... Und das...", er seufzte und nahm die Liste der Namen. „Nur Frauennamen...", bemerkte ich. „Ja... sie alle tragen das Kind eines Soldaten Rakuras in sich. Dazu die Woche in der sie sind. Eine hier ist in der 40. Woche... jeden Tag könnte das Kind kommen. Alle die in der 30. Woche sind... denen können wir nicht mehr helfen.", hauchte er. „Was tut ihr mit den Kindern?", wollte ich wissen. Theo rieb sich die Schläfe. „Ist das Kind geboren... so steht es offiziell unter Rakuras Schutz. Wir dürfen es nicht töten und... da bin ich sogar froh. Nichts ist schwerer als einen Säugling zu töten. Nun... die Kinder werden wohl... leben... wir bringen sie in Elders Lager. Die Mütter... leben weiter.", bemerkte er und ich sah ihn erstaunt an. „Ich sah noch keine halbe Katze in Elders Lager.", bemerkte ich. „Es waren bisher nur fünf Kinder. Das hier ist das sechste und siebte. Bisher waren immer die väterlichen Gene dominant. Von der mütterlichen Seite hat man praktisch nichts gesehen. Ein Kind, das erzählte mir Elder, starb sogar im ersten Jahr. Somit leben nur vier.", erklärte er. „Wie starb es?", wollte ich wissen. „Rakuras Männer fielen ein. Die Kinder schrien. Ein Soldat rannte ins Zelt der Ziehmutter. Das Kind schrie ihm zu laut. Da tötete er es. Ich weiß nicht, ob es der Vater war. Möglich ist es. Doch wer weiß das schon?", Theo machte einige Notizen und wand sich dann ganz mir zu. „Und Bella ist noch nicht zurück... das ist ein schlechtes Zeichen... nicht wahr?", wollte ich wissen. Theo sah mit verschränkten Armen zum Höhleneingang. „Grundsätzlich nicht schlechter als ihr Verschwinden eh schon ist... allerlei kann sie aufgehalten haben. Weitere Männer. Ein Gespräch mit Rakura. Oder Elder. Das weiß immer keiner außer Bella... warten ist die Devise, Wolf. Glaube mir, so schwer es dir auch fällt, es ist das einzige, was wir tun können. Rüber laufen brächte gar nichts... glaube mir, ich spreche aus Erfahrung.", er seufzte tief. „Schürst du drüben in ihrem Schlafzimmer bereits ein Feuer? Ich lasse ihr ein Bad ein. So wird es das Beste sein.", bemerkte er. Ich nickte und ging zu Bellas Schlafzimmer. Ich war froh, dass ich überhaupt etwas tun konnte.

Die Feuer prasselten munter im Kamin während ich und Theo am Tisch saßen. Wir sprachen nicht. Wir waren beide angespannt und lauerten. Draußen hallte ein Donner über den Wald hinweg. „Ich gehe ihr entgegen. Bei dem weiten Weg und dem Regen wird ihr Mantel schon nass sein. Ich bringe ihr einen Neuen.", bemerkte ich. „Bleib sitzen, Wolf... Bitte. Wenn dich jemand sieht war alles umsonst. Sie ist jeden Moment hier. Ich weiß, das Warten ist das Schlimmste.", bemerkte er und starrte angespannt auf die Tischkante.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt