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POV Bella

„Und du schaffst das wirklich?", fragte ich nochmal nach. Theo nickte. „Natürlich. Aber... was soll ich sagen, wenn die Leute aus dem Clan fragen?", wollte er wissen. „Sag ihnen... ich rede mit der Grenzpatrouille. Oder sowas... Jedenfalls muss ich langsam... ich... wir müssen..." „Geh schon, Bella. Du liebst sie. Du brauchst keinen Grund sie zu sehen. Wenn dein Herz nach ihr verlangt, dann geh ruhig. Aber bitte... gib Acht, dass dich keiner sieht. Bella... und wenn der Wolf dir was tut... irgendwie..." „Ich weiß schon, Theo. Niala beißt in alle Richtungen. Aber nicht ihr Kätzchen.", lächelte ich, griff meine Jacke und ging.

Langsam schlich ich mich näher als ich Niala an einem Baum nahe ihrer Siedlung entdeckte. Schnell zog ich mich an einem Ast hoch und beobachtete sie eine Weile. Sie trug ein Unterhemd statt einem Hemd und zog sich immer wieder an dem dicken Ast hoch. Ich starrte sie an. Die definierten Muskeln an ihren Armen... ihre Arme waren nicht dick aber eben aus reinen Muskeln. Ihr ganzer Körper war angespannt und sie starrte konzentriert vor sich hin. Ein Wind in meinem Rücken und schon stockte sie. Sie sah in meine Richtung und ihre grimmige, konzentrierte Miene wechselte zu einer glücklichen. Sie ließ los und trat an den Baum, auf dem ich saß. „Bella, Liebste, was tust du denn schon hier?", lächelte sie und lehnte sich an den Baumstamm. „Ich habe dich vermisst. Hast du keine Zeit für mich?", lächelte ich und fasste hinunter zu ihr um durch ihr Haar zu streichen. Es war leicht feucht vom Schweiß. „Wie sieht es aus?", wollte sie wissen und Sorge schwang in ihrer Stimme mit. „Noch nach gar nichts. Rakura wird wohl erst einmal den Schock verarbeiten müssen, dass sein unbesiegbarer Arkyn besiegt wurde." „Besiegt... er rannte davon und ich... ich konnte nicht folgen." „Wieso nicht?" „Ich war verletzt. In dem Moment, in dem er rannte war ich überglücklich. Denn der nächste Schlag hätte mich wohl umgehauen. Wenn ich so bin... dann kämpfe ich und kämpfe ich. Spüre weder Schmerz noch Erschöpfung. Aber irgendwann kippe auch ich um." „Ich verstehe... aber... gib auf dich Acht. Denn Arkyn wird nun auch wie wild trainieren.", erklärte ich und sprang herunter. Sofort fing mich Niala auf und schlang ihre Arme fest um mich, sodass ihre Arme knapp unter meinem Hintern geschlungen waren. „Willst du mich nicht runterlassen?", lächelte ich als sie mich nur ansah. „Mmh... Nein.", grinste sie und sah hinauf um mich küssen zu können. Sofort nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und genoss den sanften Kuss meiner Liebsten, während ich wie schwerelos in ihren Armen war. Ewig könnte ich so stehen... und aus Erfahrung wusste ich, dass es Niala wohl genauso ging. Mich konnte sie ewig so halten. Als wir uns nach einer herrlichen Ewigkeit lösten sah sie mir tief in dir Augen. „Habe ich dir je gesagt, wie wunderschön deine tiefblauen Augen sind?", hauchte sie und ich errötete leicht. Selten bekam ich Komplimente von Niala. Nun zwar öfter aber... früher hatte ich nicht eines von ihr gehört... außer eben Kleinigkeiten die eher sexueller Absicht gerührt hatten. „Hör auf...", lächelte ich. „Aber es ist so. So ein wunderschönes Blau sah ich nie. In keinem See. In keinem Fluss. In keiner Blume und auch noch nicht am Himmel an irgendeinem Tag. Und war er auch noch so schön.", hauchte sie und ich musste den Blick abwenden um dem Ihren nicht standhalten zu müssen. „Dass diesen Augen je Tränen entkamen... wegen mir... grenzt an eine Sünde, die niemals gut zumachen ist. Der Verursacher deiner Trauer sollte nie wieder in der Lage sein auch nur irgendetwas zu tun. Nun bin leider ich der meiste Verursacher. Doch werde ich weiteres tun: Alle anderen Verursacher töten. Und dich für die Ewigkeit zum Lächeln bringen. Deine Augen glitzern so herrlich, wenn du lachst.", hauchte sie. Ihre Worte umwarben mich. Diese Momente mit ihr waren so furchtbar kostbar. Jederzeit konnten sie enden. Niala war selten so zu mir. Und überall lauerten Feinde. So genoss ich jeden Moment mit ihr. Die, in denen nur wir waren. Nur Niala, mein liebster Wolf. Und ich, ihr liebstes Kätzchen. Ich lehnte meine Stirn an ihre. „Bei allen Göttern und Dämonen diesseits und jenseits dieser Welt... ich liebe dich von ganzem Herzen, Niala Wotanstochter.", hauchte ich. „Und ich dich, Bella Mortalestochter.", hauchte sie und ich genoss ihre Nähe. Genoss meinen schnellen Puls, den sie immer bei mir verursachte. Mein liebster Wolf...

Irgendwann waren wir in Nialas Lager gegangen. Nun saßen wir vor dem Kamin in ihrem Schlafzimmer. Auf dem Pelz des Dämonen, den Niala einst zu meinem Schutz ermordet hatte. Eine Frage brannte mir auf der Seele. Schon so lange... „Niala..." „Mmh?", sie sah mich mit einem sanften Lächeln an. Ich saß halb auf ihrem Schoß und eng an sie gelehnt. Schon so lange wollte ich sie das fragen. Doch diese Frage würde die sanfte Stimmung zerstören. „Ach... nichts.", lächelte ich und schmiegte mich enger an sie. Mir waren solche Momente zu kostbar um sie zu zerstören. „Bella... sag schon, was ist denn los?" „Nichts.", log ich und strich ihr sanft über den Arm. „Bitte. Sag schon. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir über alles reden sollten, wenn das mit uns etwas werden soll! Früher haben wir uns nie etwas erzählt... und wohin hat es uns gebracht? Sag schon.", bat sie. Ich seufzte. Sie hatte ja recht. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah sie an. „Niala... es...ich...", begann ich und dachte nach, wie ich meine Frage formulieren sollte. Welche Frage ich überhaupt stellen sollte. Wie ich ihr sagen sollte... dass ich... dass ich eifersüchtig war! Und das auf eine Menschenfrau... die nebenbei noch tot war! „Bella sag mir einfach, was los ist.", bat sie. Ich atmete tief durch. „Niala... ich... ich liebe dich schon so lange... in dieser herrlichen Nacht am See bei dem Fluss... kurz nach unserer Verlobung vor der schwarzen Nacht... da habe ich angefangen dich mit den Augen einer Liebenden zu sehen. Bis zu schwarzen Nacht gehörte mein Herz vollends dir. Ich war stolz, dass dein erster Kuss mir gehörte. Ich war stolz, dass dein erstes Mal mir gehörte und meines dir. Und... ich wollte es sein, die dein Herz erwärmt. Ich wollte es sein, die es schafft dein Herz schneller schlagen zu lassen. Ich litt für dich. Tag ein. Tag aus. Jede Nacht und jede Stunde. Und ich ertrug es mit einem Lächeln. Denn ich wusste, dass du dafür lebst. Alles ertrug ich. Alles. Ich glaube auch weil ich immer hoffte, du würdest eines Tages zu mir kommen und... ich weiß auch nicht... vielleicht dass Rakura eines Tages doch sterben würde und ich dir alles erklären könnte und alles einfach wieder so werden würde wie früher. Dass wir es einfach nur ausstehen müssten.", begann ich. Niala nickte und sah betreten ins Feuer. Sie wusste worauf ich hinaus wollte. „Und dann sah ich sie und... dich und... und ich strengte mich so an während wir verlobt waren und... aber dann kam sie, tat gar nichts großartiges... war nur schwächlich und... und du liebtest sie... Du kanntest sie drei Wochen... und sie bedeutete dir mehr als ich, die du Jahre kanntest... wir waren uns so vertraut. Und sie... sie wusste kaum deinen Namen... Niala Wotanstochter... Wotanstochter... der Name hat ihr gar nichts gesagt! Sie kannte dich doch nicht!", ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen rollten. „Sie wusste doch nichts von dir! Sie kannte dein Leben nicht! Kannte deine Vergangenheit nicht! Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, wie wir leben! Kannte die Kämpfe nicht, die Verhandlungen nicht... das alles hat sie nicht verstanden! Ihr hattet nichts gemeinsam! Und trotzdem...", ich schluchzte. „Ja. Und trotzdem war sie es, die mein Herz erwärmte. Das ist wahr.", half mir Niala und sah mich ernst an. „Ich kann mich nur selbst schuldig bekennen. Und so gerne ich mich in Ausreden flüchten würde oder dir einen ehrlichen Grund... einen rationalen Grund nennen würde... ich kann es nicht. Es gab viel, was ich an ihr fand. Es gab aber auch viel, was es an dir zu finden gab. Ich glaube daran lag es mit. Ich wollte nie lieben, als ich dich kannte. Das lag auch gar nicht an dir. Nein. Mit 17 Jahren war ich... ein Kind. Ich weiß nicht, was Vater sich dabei dachte mich zu seiner Nachfolgerin zu ernennen. Wenn ich eine im Clan hätte die wäre wie ich mit 17... sie wäre meine letzte Wahl! Und noch vor ihr käme Rakura selbst. Ich glaube darum hat Vater mich auch mit dir verlobt. Er wusste, dass wir füreinander bestimmt sind. Er hoffte wohl, dass du mich zurecht richten würdest... mich dazu bringen würdest erwachsen zu werden. Mit Sicherheit hättest du es hinbekommen." „Hättest du mich je geliebt?" „Ich liebe dich doch." „Nein. Hättest du mich geliebt, wenn wir geheiratet hätten. Damals.", wollte ich wissen. Niala setzte zur Antwort an, stockte jedoch und starrte nachdenklich in den Kamin. Und sie dachte wirklich darüber nach. Sie antwortete mir nicht das, was ich hören wollte. Nein. Sie suchte die Wahrheit. Die Wahrheit von der sie wusste, dass sie mir nicht gefallen würde. Doch von der sie wusste, ich brauchte sie. „Nein.", hauchte sie nach einer Weile und sah mich an. „Ich glaube ich brauchte den Schmerz. Den Schmerz der schwarzen Nacht. Den Schmerz darüber, dass du fort warst. Ich brauchte all den Schmerz. Ich brauchte das. Und... Bella willst du das wirklich hören?" „Ja. Alles.", bestätigte ich. „Gut...", sie atmete tief durch und starrte ins Feuer. „Aber wenn wir darüber reden, dann möchte ich auch etwas von dir wissen. Ich drücke mich seit Langem um dieses Gespräch. Doch du dich ebenso um eines. Bitte... auch ich möchte etwas wissen.", bat sie. Ich nickte wissend, was sie verlangen würde. „Gut. Bitte beantworte du mir erst meine Fragen. Dann... dann erzähle ich dir genau... wie meine Mutter starb.", hauchte ich. Niala nickte und ergriff meine Hand. „Einverstanden. Also Venia...", begann sie.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt