128

1K 69 2
                                    


POV Niala

Als ich erwachte lag Bella seitlich neben mir und strich über meine Schulter. Sanft lächelte sie. „Guten Morgen.", hauchte sie. „Morgen? Ist es früh?" „Vielleicht acht Uhr..." „Wie lange..." „Einen ganzen Tag. Es ist nun der zweite Tag nach dem Neumond.", lächelte sie und strich mir eine Strähne aus dem Haar. „Wie geht es dir?", wollte sie wissen. Ich seufzte und stemmte mich auf. „Es geht schon besser.", lächelte ich und stand wankend auf. Ich trug nur meine Hose. Der Großteil meines Oberkörpers war verbunden. „Habe ich viel abbekommen?" „Ja. Aber...", Bella trat zu mir und führte mich vor ihren großen Spiegel. Langsam begann sie den Verband abzunehmen. „Noch ehe ich alles verbunden hatte... waren die ersten Wunden verheilt. Selbst für einen Dämon verheilten die Wunden schnell.", erklärte sie und ließ den Verband zu Boden gleiten. Hier und da ein paar neue kleinere Narben. Aber keine Wunde mehr. Erschrocken sah ich mich um. „Mein Schwert!" „Ja... das lehnt dort drüben...", bemerkte Bella und ging zu der Dämonenklinge, die an der Wand lehnte. Sie nahm ein dickes Stück Stoff und nahm damit die Klinge, ehe sie mir diese reichte. „Danke.", grinste ich und nahm das Schwert wieder in meine Hand. Es fühlte sich an, als würde ein ganzer Fluss über das Schwert in meinen Körper rauschen. Ein starker, reißender Fluss wie der Grenzfluss. „In deiner Hand glüht es... was bedeuten die Runen?" „Musst du Kester fragen. Ich war da nie gut drin... Wo ist mein Hemd?" „Dort drüben. Ich werde dir, wenn wir verheiratet sind, neue schneidern. Das besteht aus mehr Nähten als Stoff... wie oft ist es genäht worden?" „Oft. Nun... wann heiraten wir eigentlich? Wir sollten einen Termin ausmachen. Vollmond muss es sein. Aber... welcher?", wollte ich wissen um nicht eines Tages her zu kommen nur um eine vorbereitete Zeremonie vorzufinden. „Der nächste." „Der Nächste bereits? Ähm... ist das nicht etwas früh?" „Nein. Im Gegenteil. Nimm es mir nicht übel aber... bedenke... unsere Hochzeit ist weite über vier Jahre später als geplant." „Ja... du hast recht. Also... puh... der nächste Vollmond also... Oh Götter... wen laden wir ein? Wie... was..." „Ganz ruhig. Das planen wir am Besten in den nächsten Abenden bei einem kühlen Becher Wein. Zuerst ist etwas deutlich wichtiger. Wir müssen Mirden und seine Männer einsortieren." „In Ordnung... also... fangen wir an.", seufzte ich und ging los.

„Wir sind hier wie Gefangene!", hörte ich. „Wir sind keine Gefangenen. Und selbst wenn, ich bin lieber ihr Gefangener als ihr Gegner. Die hat mich auf einer Hochzeit mal so verdroschen... ich hab am nächsten Tag noch Blut gespuckt! Und das war ein Kampf aus Spaß. Wie meinst du ist die im echten Kampf drauf?" „Brutaler.", bemerkte ich und trat zu Mirden und dem mir fremden Wildschweindämon. „Geh.", zischte Mirden dem anderen zu und gehorsam ging der andere. „Wolf, komm... setz dich.", bat er und deutete auf einen Stein. Daneben hatte jemand einen Tisch gestellt. „Hier... hat mir dieser Theo gegeben.", bemerkte er und füllte mir einen Tonbecher mit Bier ein. „Ich danke dir.", lächelte ich und setzte mich zu ihm. Wir stießen an und tranken einen tiefen Schluck. „Mirden... es ist Jahre her. Als ich dich kennenlernte warst du ein kleiner Wildschweindämon ohne Clan und ohne Ziel. Und nun? Wie wurdest du Offizier?" „Durch einen dummen Zufall... Aber der war wirklich ärgerlich. Ich war spazieren. Hab nach einer Unterkunft für die Nacht gesucht als ich Schreie hörte. Ich ging dem Rufen nach und fand eine junge Frau. Sie war schwanger und hing an einer Wurzel. Sie schien eine Klippe entlang gegangen zu sein. Die stürzte runter und sie hielt sich grade noch so über dem Abgrund. Ihr großes Glück, dass ich vorbei kam. Ich griff die Wurzel, schnitt sie ab und zog sie daran hoch. Sie dankte mir tausendfach und meinte, als Dank würde sie mir ein Bett für die Nacht und etwas anständiges zu Essen geben. Zu Essen und Betten sage ich nie nein. So folgte ich ihr in ein Rattenlager. Es stellte sich heraus, dass sie die Frau von General Dean war. Und sein Kind in sich trug. Aus dank legte er mich Rakura selbst ans Herz und... aus Dank wollte er mich zum Offizier machen. Sowas lehnt man nicht ab. Sowas abzulehnen... das kommt einem Todesurteil gleich. So sagte ich also zu und... ich verdiente mich eine Weile an der Südfront. Ich war mit dabei, als sie den alten Ingrimm unterjochten. Ja... und da war ich dann eine ganze Weile. Ein halbes Jahr oder so... hab das Land erkundet. Karten angefertigt und Rakura geschickt... Ich habe sogar einmal gesehen, was er mit den ganzen Karten macht! Er hat eine gigantische Karte von seinem Reich. Es ist riesig! Vom Grenzfluss bis weit, weit weit in den Westen hinüber. Aber er hat viele Feinde. Im Endeffekt müssen ihm alle nur Tribute zahlen. Die Ratten haben kaum was also müssen sie jeden zweiten Jungen ab 15 Jahren in seine Armee geben. Jedes vierte Mädchen ab 16 muss auch da hin um im Feldlazarett zu dienen. Die Fischmenschen und die, die tief in den Flussdurchzogenen Wäldern hausen, die geben Holz. Mengen sage ich dir... Ich sah einen Holzzug zu Rakura ziehen... Achtzehn Karren. Alle bis oben hin vollbeladen mit dicken Eichenstämmen. Die Hirsche bauen ihm Waffen. Keine schweren. Aber Pfeile und sowas. Wir Wildschweine, zumindest die Clans, bauen ihm schwerere Waffen. Schwerter und Äxte. Das Ding, dass dieser Arkyn schwingt, das soll von einem Wildschwein stammen... hörte ich. Einige Völker sollen ihm sogar Kriegsmaschinen bauen. Die Pläne für sowas niederträchtiges hat er allerdings, oh Wunde, von den Menschen. Die Katzen geben Tränke und dergleichen. Nicht Bellas Clan... der scheint... ich weiß nicht, was da mit ihrer Mutter und Rakura war... aber anscheinend hat... wie hieß sie?" „Mortale." „Ja. Anscheinend hat sie früher viel mit Ratten zu schaffen gehabt." „Ja. Mortale hat die Ratten früher unter Kontrolle gehalten. Als ultimativen Niederschlag werden sie nun für den Abschaum zum... Stressabbau genutzt...", erklärte ich. „Wieso lassen sie sich das gefallen?", wollte er wissen. „Welche Wahl haben sie?", konterte ich statt den Vertrag zu erwähnen. „Auch wieder wahr... und nun? Was geschieht jetzt?" „Nun... ähm...", ich dachte nach. Irgendwas musste ich jetzt sagen... „Nun werden wir zuerst die Generäle abschlachten. Es wird Rakura das Fundament seiner Macht nehmen. Die Generäle stehen Größtenteils zu ihm. Einige allerdings zu mir. Und wenn ich einen Teil der Generäle töte und der andere Teil zu mir überläuft, dann steht Rakura da. Der Großteil seiner Armee wird fliehen oder zu mir überlaufen. Den Rest töte ich. Ich und meine Armee. Und die formt sich gerade. Ich selbst werde zusehen, dass ich Arkyn töte. Rakura ist ein Gegner... nun eigentlich würde ich sagen, er ist schwach. Denn er sitzt am Thron und lässt Arkyn die Drecksarbeit machen. Allerdings sah ich ihn noch in Aktion. Er tötete meinen Vater. Einen Dämon... der als der Stärkste weit und breit galt. Ich habe trainiert. Ich glaube, ich kann mir nun selbst diesen Titel nehmen. Doch ich bin kein Idiot. Rakura wird genauso trainiert haben wie ich! Es würde mich nicht wundern, wenn er weit stärker ist als ich. Aber wenn Arkyn tot ist, die Armee in Schach... dann können wir ihn angreifen! Und wenn ich Glück habe unterschätzt er mich. Rakura ist ein reinblütiger Dämon. Und ein absoluter Blutfanatiker. Ich bin ein Halbling. Er wird es nicht als nötig empfinden mich als stark zu sehen.", erklärte ich. Mirden nickte und trank. „Ich hoffe es funktioniert. Ein Zurück gibt es nicht mehr. Aber ein Leben ohne Rakura am Thron... Wie früher... Hach es wäre so schön... Wieder wie früher... und den Thron? Wirst du ihn besteigen?" „Ähm... ungern. Wenn es sein muss. Bestenfalls stelle ich die alte Ordnung wieder her." „Denkst du, das das möglich ist?" „Ich hoffe... und wenn nicht... bis dahin werde ich dann mit Bella verheiratet sein und sie ist deutlich besser in sowas als ich. Den Thron beschaffen... das kann ich. Aber den Thron halten... da ist Bella besser. Nun... ich muss zurück in meinen Clan. Als ich ihn zuletzt sah... das war vor zwei Tagen... da brannte er und der Großteil meines Clans lag blutend am Boden... ich sollte nach dem Rechten sehen.", bemerkte ich. „Oh ja. Nun... wann dürfen wir eigentlich mit der Hochzeit rechnen?", grinste er. „Zum nächsten Vollmond und natürlich bist du eingeladen.", lächelte ich. Mirden grinste breit. „Ich habe dich schon auf Elders Hochzeit gesehen. Wie wird der Schnaps erst auf deiner eigenen Hochzeit fließen." „In solche Strömen, dass der Grenzfluss daneben verblasst. Nun... man sieht sich, Mirden.", verabschiedete ich mich und ging.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt