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Die Zeit schien im Lager fünfmal so schnell zu vergehen wie anderswo. In den Schmieden arbeitete man Tag und Nacht, das Klingen der Hämmer auf Stahl schallte durch die Bäume und selbst in meinem Lager konnte ich die Schmiede im Katzenlager hören. Sie fertigten Speerspitzen, Pfeilspitzen und Schwerter an. Auch Speere und alles, was Luan für seine Bauwerke brauchte. Es sollte schnell gehen. Das erhoffte ich zumindest. Allerdings würde es wohl noch lange dauern. Doch hoffen konnte ich ja noch. Es würde eine lange und vor allem blutige Schlacht werden... oder viel mehr Schlachten. Selbst jetzt hörte ich sie noch, wo ich mit Bella lag. Durch die Wände der Höhle bis in unser Schlafzimmer, wo sie neben mir schlief. Leise stand ich auf und zog mich an. „Niala?" „Ruh ruhig weiter. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich werde gehen und die Arbeiten beaufsichtigen." „Niala... wäre es nicht klüger noch etwas zu schlafen. Wie spät ist es? Fünf Uhr? Schlaf, drei Stunden kannst du dir noch problemlos erlauben von mir aus auch gerne mehr. Du wirst lange marschieren müssen! Da..." „Bitte... ich kann nicht mehr schlafen. Ich werde verrückt werden, wenn ich noch länger hier bleibe. Ich gehe und packe meine Sachen und..." „Das habe ich schon.", mit einem Seufzen stand Bella auf und trat zu mir. „Ich habe deine Sachen doch schon gepackt. Es ist alles in dem Reisesack dort in der Ecke... Und du bist sicher du kannst nicht mehr länger liegen? Bei mir?" „Nein. Betone es nicht so, es klingt ja als läge ich nicht gerne bei dir. Aber ich muss marschieren. Heute muss ich das letzte Organisatorische regeln, dann muss ich wieder gehen. Ich kam ja auch nur her, weil Edmund verschieden ist. Ansonsten stände ich noch an der Front.", brummte ich und ging. Mir wurde es hier zu eng.

Fest pochte ich in den Türrahmen, bis Luan aufblickte. „Mmh?", brummte er und starrte mich an. Er lag auf seinem Stuhl, mit den Füßen auf die Schmiede gelehnt. Die letzte Glut im Ofen wärmte ihn die nur in Socken gekleideten Füße. „Luan, wir müssen dir ein Weib suchen, dass dir die Socken stopft.", bemerkte ich beim Anblick seiner großen Zehe die sich wie ein Baumstumpf aus dem Loch in der Wolle schob. „Mmh? Niala, was... es... wie spät ist es?" „Noch recht früh. Aber ich will etwas mit dir abklären, Luan, ehe ich abmarschiere." „Moment...", murmelte er und stand auf. Er ging zu einem Eimer, wusch sich mit dem kalten Wasser und spritzte sich etwas davon in den Nacken, ehe er sich umzog. Er hatte ja nur dagesessen in einem Hemdchen, Unterhose, Socken und in eine Wolldecke gewickelt. Müde taumelnd zog er sich eine braune Leinenhose an und zerrte sich sein Hemd vom Leib. „Du hast trainiert.", bemerkte ich und Luan sah mich verwirrt an, ehe er bemerkte dass er gerade halbnackt vor mir stand. „Oh... naja... ja... etwas.", bemerkte er und blickte an seinem hageren Leib herab. Luan war relativ schlank, auch wenn er schon deutlich zugenommen hatte seit er hier war. Vor allem an Muskelkraft hatte er zugenommen und seine Bauchmuskeln zeigten sich deutlich. Allerdings nicht zu sehr, was bei den meisten Männern alles andere als gut aussah. „Das Training tut dir gut, Luan.", lächelte ich. Er nickte, zog sich ein anständiges Unterhemd an und ein grünes Wams darüber. „Was brauchst du, Niala?", lächelte er und schloss seinen Gürtel um die Taille. „Ich hatte eine Idee, Luan." „Lass hören." „Rakura ist im Vorteil, da wir nur zwei Möglichkeiten haben wo wir kämpfen. Innerhalb der Berge, wo seine Arena ist. Oder außerhalb der Berge, wo wir den Fluss im Rücken haben und unser Lager hier haben, was danach Schutt und Asche wäre. Drum haben wir unterm Strich nur die Möglichkeit in Rakuras Arena einzutreten. Diesen Vorteil seinerseits müssen wir drehen, dass es ein Vorteil unsererseits wird." „Ja... das ist wohl wahr. Bitte sag mir, du hast eine Idee.", bat er. Ich grinste breit. „Natürlich habe ich eine! Ich hörte von den Menschen Geschichten wie sie Kriege führen und kämpfen. Vor allem aus dem Norden kommen Krieger, die vor dem Kampf gegen ihre Schilde schlagen um den Feind zu verschrecken und sich selbst Mut einzubrüllen." „Das klingt interessant.", bemerkte Luan und die Müdigkeit in seinen Augen wich einem interessierten Glitzern. Ich grinste breit. „Wir fertigen Schilde an. Rakura wird es nicht erwarten denn, welcher Dämon kämpft mit einem Schild? Ein Schild nützt dir gegen deinen Gegner nichts, jeder Dämon zerhackt dir das Schild mit dem ersten Schlag und zertrümmert deine Brust mit dem zweiten. Zumindest jeder anständige Dämon. Drum werden wir die Schilder wohl bloß als Trommeln nutzen." „Klingt wie ein Albtraum, wäre ich dein Feind. Sie fürchten sich eh schon vor dir, allerdings denke ich nicht, dass wir die Schilder nur als Trommeln gebrauchen können. Rakura hat die Kriegskunst perfektioniert wie die Menschen. Und ich denke er wird gleich zu Anfang einen Pfeilhagel auf uns runter senden. Den können wir mit den Schilden auch recht gut abwenden.", lächelte Luan. Ich grinste breit. „Du bist ein Genie! Aber werden die Schilde halten?" „Ich kann sie wohl so machen, dass sie halten... vor allem sollten deine Leute sie nicht zu dicht am Körper halten. Die Pfeile werden durchgehen aber nicht weit. Drum sollten sie sie lieber nicht direkt am Körper halten. Aber alles in allem... ohne die Schilde wären deine Leute den Pfeilen ungeschützt ausgesetzt...", bemerkte Luan. Ich nickte. „Wie viel kannst du herstellen?" „Ich? Ich stelle vielleicht fünf her. Nach diesem Vorteil sollen es die anderen Handwerker machen. Ich habe besseres zu tun. Und wenn wir schon beim Thema sind...", lächelte Luan und holte ein in Stoff geschlagenes Ding aus einer Nische. „Ich bin fertig.", grinste er und reichte es mir. Grinsend legte ich es auf den Tisch und schlug die Stoffe zurück um das edle Schwert anzusehen. Die Klinge war dünn, beinahe schon wie bei einer Nadel. Und es war leicht wie eine Feder. „Die Schwertscheide hab ich hier. Es wird ihr gut stehen!", lächelte er und deutete auf die Edelsteine, die Griff und Schwertscheide zierten. „Ich habe auf das Blau geachtet, bei den Steinen. An was erinnert dich das blau?" „An ihre Augen...", hauchte ich. Was für ein Schwert! Es würde ihr stehen. „Ich danke dir, Luan.", lächelte ich und stand auf. „Ich werde es ihr bei meinem Abschied überreichen. Ich hoffe zwar nicht, dass sie es brauchen wird, allerdings wird das wohl ein Wunsch bleiben. Nun denn... Luan, ich danke dir. Die Versorgung meiner Leute mit Schildern überlasse ich ganz dir. Hoffentlich wird es uns helfen.", bemerkte ich und wand mich zum Gehen. „Niala?", hielt Luan mich im Gehen an und ich stockte. „Ja?" „Du sagtest, ich brauche eine Frau... hast du denn eine im Blick?" „Nein. Keine spezielle. Du etwa?", grinste ich und sah ihn an. Luan lief sofort rot an und blickte in die Glut seiner Schmiede. „Nun... ich hoffe dann sie erwidert deine Zuneigung.", lächelte ich. Er schüttelte den Kopf. „Sie mag mich gerne. Aber ihr Herz gehört einem anderen.", brummte er. Ich nickte. „So ist es viel zu oft in der Welt. Aber das wird werden! Gib nur gut auf sie acht, vielleicht findest du dein Glück. Aber gib acht, dass du dich in deiner Trauer um sie zu nichts hinreißen lässt. Mein Onkel liebte einst eine Frau. Die fühlte sich heimlich auch zu ihm hingezogen und sie waren sich näher als beide wussten. Doch mein Onkel besoff sich eines Tages in Sehnsucht nach seiner Liebsten und schlief mit einer anderen und die hängte ihm ein Kind an, zwang ihn zu einer Ehe. Und er konnte nie zu der finden, die er liebte. Drum mach keine Dummheiten Luan. Du bist ein anständiger Kerl! Nebenbei noch recht hoch im Rang und im Ansehen! Du bist mein Leibschmied, könnte man sagen.", grinste ich. Er nickte. „Ich danke dir, Niala. Aber ich wage es nicht mich ihr zu nähern. Auch trage ich Sorge um ihre Verwandten. Sie würden mich nicht mögen. Nicht auf diese Weise in ihrer Familie akzeptieren.", bemerkte er. „Was? Die Familie musst du mir zeigen, wenn ich wieder da bin! Jeder könnte froh sein dich in der Familie zu haben Luan.", lächelte ich und schritt noch einmal zu ihm. „Luan...", ich legte meine Hand auf seine Schulter. „Nur Mut! Und wenn ich zurückkehre und du das Mädchen überzeugt hast helfe ich, wenn ich kann und verbürge mich für deine Aufrichtigkeit gerne! Doch nun muss ich los. Wenn ich wiederkehre und das ganze ausgestanden ist kümmern wir uns darum. Derweil musst du dich um dein Mädchen kümmern, dass du in ihrer Gunst steigst.", grinste ich. „Danke, Niala... Auch wenn ich glaube, du wirst deine Worte eines Tages bereuen." „Wieso sollte ich? Du bist ein guter Kerl, Luan. Ein anständiger Mann! Wärst du damals statt Edmund gestanden, ich hätte Freudensprünge gemacht! Gut nicht wirklich... aber lieber als dieser Aufschneider wärst du mir allemal gewesen. Familien fürchten Männer wie Edmund. Und freuen sich über jeden Luan den sie kriegen.", grinste ich und ging.

„Gib gut auf dich acht, versprich es mir! Bat Ora und klammerte sich fest an mich. Ich nickte. „Natürlich.", lächelte ich und strich mit der einen Hand über Oras Haar, mit der anderen über Tius Kopf, der in den Armen seiner Mutter lag. „Ich muss doch schauen wie es meinem Neffen ergeht! Da komme ich natürlich wieder.", lächelte ich und küsste ihre Stirn. Als ich sie los lies trat Bella zu mir. „Kehr zu mir zurück. Schwöre es mir! Schwöre mir du kehrst heil und sicher zu mir zurück, wie du es mir vor der schwarzen Nacht schworst!" „Das kann ich nicht, Bella. So ungern ich dir das sage. Aber wenn ich falle, dann will ich es nicht als Schwurbrecher tun. Komm her.", sanft zog ich sie in meine Arme. „Ich gebe auf mich acht, das schwöre ich dir. Und ich will alles geben um wieder zu dir zurück zu kehren. Ich schreibe dir sobald ich dich brauche. Ich fürchte, wenn ich Rakura vom Thron zerren will kann ich auf dich nicht verzichten, du wirst an meine Seite treten müssen." „Als würde ich mir das entgehen lassen.", hauchte sie und hielt mich gut fest, ehe wir uns lösten. „Hier...", ich zog das Schwert hervor. „Ich habe es für dich anfertigen lassen. Ich möchte, dass du es trägst, wenn ich schon nicht da bin um mein Schwert in deine Feinde zu stoßen.", lächelte ich. Bella sah das Schwert erstaunt an und ergriff es. „Niala es... es ist wunderschön! Wie kann ich dir danken?" „Indem du es in Ehren hältst. Und dich und unsere Familie damit schützt. Ich liebe dich, Bella Mortalestochter und ich will im Wissen gehen, dass du sicher bist.", lächelte ich. Bella nickte. „Natürlich bin ich sicher. Ich werde auf das Lager Acht geben.", hauchte Bella und warf sich erneut gegen mich. Sanft hielt ich meine Braut umschlungen, während die Soldaten, die mit mir zogen, von ihren Familien Abschied nahmen. In den blauen Augen meiner Frau las ich Trauer, während sie ihr Schwert festhielt. „Ich liebe dich, Niala Wotanstochter. Kehre nur heil zu mir zurück. Gewinne diesen verdammten Krieg.", hauchte sie und küsste mich noch einmal, ehe wir uns trennen mussten und ich zu meinen Leuten blickte. Ich atmete tief durch. „Abmarsch!", rief ich und schritt los. Noch einmal blickte ich zu meiner Familie. Ich musste siegen.


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Hey... entschuldigt bitte (zum gut 100. Mal) das verspätete Hochladen. Aber vielleicht wird es jetzt ja besser... Ich bitte trotzdem um Nachsicht. Ich schreibe die Geschichte fertig, keine Sorge.

LG
Yuri-Autor

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt