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Am nächsten Abend saß Ora bereits bei Edmund und pflegte ihn etwas. Sie schiente seine Brüche und nähte seine Wunden oder zog bereits die ersten Nähte. Ich saß draußen und beobachtete Luan. Der Abend war mild und angenehm. Nicht so kühl wie die letzten. Ich stand auf. „Ich geh jagen!", rief ich rüber zur Schmiede, damit sie wussten, dass ich weg war. Gerade abends wurde das Wild aktiv. So ging ich... denn den Hirsch, den ich in meiner Wut neulich zerrissen hatte, den hatten die Maden gefunden bis ich zurückgekehrt war.

Irgendwann war ich müde geworden und setzte mich unter einen Baum. Dort war ich wohl eingeschlafen und erwachte erst wieder, als mir ein widerwärtiger Duft in die Nase stach. Ich riss die Augen auf und griff an meinen Gürtel. Ratten. Ich sprang auf. Lokis Dolch in der Hand. „Da ist sie", grinste ein Mann und trat aus dem Dickicht hervor. „Wer bist du? Was willst du von mir?", wollte ich wissen. Fünf weitere folgten ihm. Einer trug zwei Eisenstangen mit sich. Eine schlechte Waffe. „Wer bist du?", wiederholte ich meine Frage. „Das ist sie. Oder?", noch weitere traten hervor. Was wollten die ganzen Ratten von mir? Einige trugen dicke Ketten mit sich. „Natürlich ist sie das.", hörte ich ein Grollen hinter mir und fuhr herum. Zu langsam. Arkyns Hand schloss sich um meinen Hals und ich schaffte es nur noch panisch sein Handgelenk zu umklammern. „Sag... sag mal... wie kann man so groß sein und trotzdem so leise?", röchelte ich. Arkyn zeigte keine Regung. Ich sah ihm direkt in die dunklen Augen, lenkte ihn so ab. Mit einem Ruck stieß ich ihm den Dolch in den Arm. Und nochmal. Und nochmal. Zerstach ihm den gesamten Unterarm. Doch er... er rührte sich nicht. „Ruhe, Wolf.", brummte er und schlug mir mit aller Kraft ins Gesicht und ich wich schnell zurück. Gerade so. Der Dolch, an dem das Gift glänzte, durchschnitt die Luft und traf mich nicht. „Schon wieder das Zeug?", wollte ich wissen und sah lauernd auf Arkyn. „Muss nicht sein.", er warf den Dolch zur Seite. „Wir haben einen Kampf zu wiederholen.", brummte er. „Hast du noch nicht genug vom letzten Mal?", grinste ich. Arkyn antwortete nicht sondern griff mich an. „Angriff!", befahl er und die Ratten sprangen ebenso auf mich los. Ich schlug die erste Ratte weg. Ich packte ihn und brach ihm den Nacken. Leider hatte ich so meine Hände voll und Arkyn schaffte es mich am Hals zu packen. Doch statt mich zu würgen legte er mir einen Ring um den Hals. Verwirrt wich ich zurück und zerrte am Metall. „Ich hoffe du erinnerst dich an die Arenakämpfe. Gar nicht mehr so stark, der Halbling, ohne seine Zähne.", grinste er. Ich versuchte in animalische Gestalt zu gehen doch kaum dass mein Körper sich wandeln wollte würgte mich der Ring und zwang mich so zu bleiben. Knurrend starrte ich Arkyn an. Die anderen Ratten ließen uns in Ruhe. Ich schlug nach Arkyn doch packte er meine Faust. Er verdrehte sie und drückte meinen Arm zurück. Ich zischte Schmerzhaft und er trat mir in die Kniekehlen. Ich fiel auf die Knie und er drückte noch meinen anderen Arm zurück. Ich wehrte mich gegen seinen Griff doch hatte der Mistkerl wohl trainiert. „Lass mich los, du Bastard!", brüllte ich und zappelte. Immer wieder wollte ich mich aufrichten doch hielt er mich zu fest. Mit einer Hand umklammerte er meine Handgelenke. Mit der anderen Griff er meinen Schopf und zog meinen Kopf zurück. „Was willst du?", knurrte ich. „Bist du so weit, Mikkel?" „Ja.", hörte ich. Ich versuchte zu sehen, wer da sprach und sah den Schein eines Feuers. Ein Mann trat auf mich zu. „Noch ein paar Minuten. Dann glüht das Eisen.", bemerkte der Fremde. „Reicht das noch nicht?" „Mmh... vielleicht." „Tu es lieber. Jetzt! Glüht es?" „Ja... viel heißer scheint es nicht zu werden.", hörte ich diesen Mikkel und sah ihn. Er stand direkt vor mir. Durch Arkyns Griff musste ich ihn von unten auf Knien ansehen. Er hatte ein selbstzufriedenes Lächeln. „Welch Ehre. Nach allen Kriegsgefangenen, denen ich die Geheimnisse entlocken durfte, habe ich nun die Ehre durch den König hier her geschickt zu werden.", grinste er. „Ach? Ein Folterknecht? Pah! Was soll ich euch groß sagen? Von mir bekommt ihr kein Wort heraus!", verkündete ich. „Sagen? Gar nichts. Sei ruhig still. Ich mache das schon.", grinste dieser Mikkel und hob die Stange. Ich starrte sie an. Die Spitze glühte orange. „Würdet Ihr... sonst macht sie noch die Augen zu." „DAS tue ich doch gerne.", grinste Arkyn und drückte mit Zeigefinger und Daumen mein rechtes Auge auf. Ich wehrte mich mit aller Kraft. Panik stieg in mir auf, als mir kam, was sie wollten. „Lass mich los! Sofort! Ich bringe euch alle um! Ich..." „Hey! Du! Halt ihr anderes Auge auf! Bring Mikkel die andere Stange! Wir machen gleich beide. Sonst reißt sie noch aus.", befahl Arkyn. Sofort gehorchte jemand. „Nein! Nein! NEIN!", brüllte ich und wand mich in den Griffen. Die Ratte hielt mein linkes Auge noch auf. Das Rechte tränte bereits. „Tu es!", raunte Arkyn und das selbstsichere Grinsen des Folterknechts blickte mir entgegen, ehe mir die beiden glühenden Metallstäbe entgegenkamen und mir ein Schrei entkam, den ich von mir noch nie so gehört hatte. Ebenso wenig wie der Schmerz der meine Sinne einnahm.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt