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POV Niala

Bis zum Vollrausch hatte mir Bella nachgeschenkt. Bis ich nicht mehr denken konnte. Nicht mehr wütend sein konnte und eng umschlungen mit Bella eingeschlafen war. Es war bereits Mittag als ich erwachte. „Und du bringst ihn nicht um. Verstanden?" „Ja...", brummte ich. „Sie ist erwachsen und er..." „Ja...", knurrte ich und sah Bella an. „Will doch nur auf Nummer sicher gehen. Komm her.", sie zog meinen Kopf zu sich und drückte ihre Lippen auf meine. „Ich kehre in den nächsten Tagen zurück, Liebste. Wenn irgendetwas sein sollte schick mir Laila rüber. In Ordnung?" „Ja...", brummte ich und stand kurz von meinem Stuhl auf, um sie inniger zu küssen, ehe ich sie gehen ließ. Dann blieb ich sitzen. An der großen Tafel auf meinem Stuhl. Dem Stuhl des Clanführers. Ich sah ihr nach bis sie aus der Höhle war dann blieb ich sitzen. Denn durch diesen Saal musste man, wenn man in die Gänge zu den anderen Zimmern wollte. Wie Oras Schlafzimmer. Und ich hatte den Eingang gut im Blick.

Es war bereits Abend als ich Schritte hörte. Zwischenzeitlich hatte Laila versucht gegen mich zu sticheln doch mein Blick hatte ihr recht schnell verraten, dass ich absolut nicht in der Stimmung war noch von ihr verarscht zu werden. Doch nicht Laila trat ein sondern Edmund Kesterssohn. „Du traust dich ja was. Willst du zu ihr?", knurrte ich und griff an Lokis Dolch. „Nein.", Edmund trat zu mir. „Zu dir will ich, schwarzer Wolf.", erklärte er. Ich sah ihn erwartend an und er trat zu mir, ehe er vor mir das Knie beugte und auf den Boden sah. „Niala Wotanstochter. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich das alles hinter deinem Rücken tat. Denn Ora ist nicht eine einfache Frau aus dem Clan. Sie ist deine Schwester. Du bist das Oberhaupt ihrer Familie und ich hätte mit dir sprechen müssen. Ich habe dich hintergangen, das gestehe ich. Das hätte ich nicht tun dürfen. Doch möchte ich dir sagen, dass ich Ora Wotanstochter liebe. Von ganzem Herzen. Ihr Schmerz zuzufügen wäre das letzte, was ich jemals wollte. Ich hätte dir gerne anders von unserer Beziehung mitgeteilt doch wir fanden keinen geeigneten Zeitpunkt. Ich hätte zu dir gehen müssen und..." „Sei still.", knurrte ich und stand auf. Edmund starrte weiter angestrengt auf den Boden, selbst als ich sein Genick packte. „Ja. Das hättest du tun müssen. Du hättest mich um Erlaubnis bitten müssen mit meiner kleinen Schwester Kontakt zu pflegen. Denn hättest du gefragt, so hätte ich dir mit einem klaren Nein geantwortet. Denn du bist ihrer nicht würdig!" „Bitte es... das weiß ich aber... lass es mich versuchen! Teste mich! Gestatte mir mich ihrer würdig zu erweisen... ich bitte dich..." „Ich wüsste nicht wie. Geh. Schlag sie dir aus dem Kopf. Sieh sie nicht mehr an. Sprich sie nicht mehr an. Wenn sie dich anspricht antworte knapp. Wage es nicht mehr sie anzufassen. Will sie dich anfassen, so weiche zurück. Und..." „Nein!", er sah auf und ich starrte ihn wutentbrannt an. Er zitterte doch sah er mir weiter in die Augen. „Ich... ich liebe Ora! Ich liebe Ora von ganzem Herzen...", mit wackeligen Knien stand er auf und sah nun auf mich herab. „Ich lasse nicht zu, dass du uns trennst!", verkündete er. Ich stand ebenso auf doch Edmund wich nicht zurück. „ICH bin dein Clanführer! Du hast zu gehorchen, wenn ich befehle! Und wenn ich dir sage, spring in den Grenzfluss, so springst du in den Grenzfluss!", brüllte ich das meine Stimme von den Wänden widerhallte. „Eher springe ich in den Grenzfluss als von Ora zu weichen!", brüllte er zurück und ich stutzte. Er atmete tief durch und er schien all seinen Mut aufzusammeln. „Ich fordere dich heraus, Niala Wotanstochter. Ich fordere dich heraus! Du gegen mich. Gewinne ich, so wirst du mir und Ora nicht länger verbieten ein Paar zu sein! Gewinnst du... so... so...", er schluckte. „Verlasse ich den Clan. Mein Vater wird hier bleiben. Ich gehe und kehre nie wieder.", erklärte er. Ich starrte ihn an. „Du willst mich herausfordern? DU? Du, der du Jahre lang in Ketten lagst gegen mich, die ich ein Leben lang trainierte und kämpfte? Und wenn ich dich dabei töte? Deine Leiche in den Fluss werfe und allen erzähle, du seist bei Nacht und Nebel davon gerannt?" „So werde ich sterben. Doch Oras Name und meine tiefe Liebe zu ihr wird das letzte sein, was meine Lippen verkünden ehe ich für immer ruhe! Denn eher gehe ich in den Tod als ohne Ora zu leben!" „Du bist verrückt! Du wirst dabei sterben." „Dann ist es eben so. Genug geredet! Kämpfst du gegen mich, Niala Wotanstochter, oder gibst du dich kampflos geschlagen?", knurrte er. Ich biss die Zähne zusammen. „Gut...", knurrte ich und sah ihn erwartend an. Entschlossenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Gehen wir ein Stück in den Wald.", brummte ich und ging voran.

Auf einer Lichtung abseits hielt ich an. Edmund zitterte während der Mond auf uns herab schien. „Also, Edmund. Die letzte Möglichkeit. Das Angebot steht noch. In dem Moment, in dem wir uns dem Kampf stellen, wird nur einer von uns zurückkehren." „Dann ist es eben so. Ich werde dich nicht töten. Ich werde dich niederprügeln und ohnmächtig zurückbringen. Es wird mir zum Sieg genügen! Ich liebe Ora. Dein Tod würde ihr schmerzen. Und ich werde bei ihr bleiben, solange sie mich bei sich haben will!", verkündete er. Ich schnaubte. „Gut. Wenn du es wagen willst.", grinste ich und warf meine Jacke zur Seite. „Ein Faustkampf. Ohne animalische Gestalt. Bist du dir sicher? Gut. Los.", befahl ich und Edmund griff mich ohne Umschweife an. Ich wich seinem Schlag aus, packte seinen Arm und verdreckte ihn. Er schrie vor Schmerz doch statt sich dem Schmerz zu ergeben packte er mein Bein und versuchte es weg zu ziehen. Es gelang ihm nur so halb doch sein Ellbogen traf mein Kinn, sodass ich ihn los ließ. Erneut traf mich seine Faust im Gesicht. „ICH LIEBE ORA! Nie lasse ich sie gehen!", brüllte er und schlug erneut zu. Ich griff seine Faust und drückte zu. Er schrie und ich hörte seine Finger brechen. „Kein Zurück.", grinste ich und verdrehte seine Hand. Das Gelenk brach. Doch er warf sich gegen mich und rang mich tatsächlich zu Boden. „ICH LIEBE SIE!", brüllte er und schlug auf mich ein. Seine Schläge waren eher schwächlich doch gab er sich alle Mühe. Ebenso schlug er mit seiner gebrochenen Hand auf mich ein. Mit einem Ruck drehte ich uns und saß nun auf ihm. Mit der Linken packte ich seine Kehle und drückte zu. Mit der Rechten begann ich auf sein Gesicht einzuschlagen. „Du willst sie lieben? Du bist zu schwach! Du bist Nichts!", knurrte ich und brach ihm wohl alle Gesichtsknochen. Als er sich nicht mehr rührte stand ich von ihm auf und ging zu meiner Jacke. Dort im Moos wischte ich mir die blutigen Hände ab. Ich sah zu meinem Mantel, wo irgendwo Lokis Dolch sein müsste. Damit würde ich es beenden. „Ich... ich liebe sie... du... du wirst sie mir nicht... wegnehmen... sie will bei mir sein...", hörte ich und sah mich um. Mit blutigem Gesicht stand Edmund schwankend auf. Die Fäuste geballt. „Noch nicht genug? Leg dich hin, dann geht es schneller und schmerzloser." „Jeden Schmerz ertrage ich.", kraftlos schleifte er seinen Körper in meine Richtung. Er musste schreckliche Schmerzen haben. „Aber nicht den, Ora nie wieder zu sehen...", knurrte er und trat zu mir. Ich seufze und stand auf. Er schlug mir in die Magengrube. Sein Schlag war nichts. Ich holte aus und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Er knallte rücklings gegen einen Baum. Sein Blut blieb an der Rinde zurück. Bäuchlings blieb er auf dem Boden liegen. „Genug.", brummte ich und trat näher. „Nein...", er kroch voran. Ich trat auf sein Bein und hörte den Knochen brechen. Edmund keuchte auf, versuchte erneut hochzukommen. Er kroch zu einem Baum und versuchte sich an den untersten Ästen hochzustemmen. Tatsächlich kam er wieder zum stehen. „Ora... ist alles für mich...", hauchte er und taumelte auf mich zu. Ich sah, wie sich bei jeder Bewegung sein Gesicht schmerzhaft verzerrte doch wollte er kämpfen. Gegen mich, die ich doch eine unbesiegbare Gegnerin für ihn war. Er war nun einmal im Training bei Weitem noch nicht einmal in der Nähe meiner Kraft. Doch er kämpfte weiter. Er griff einen dicken Ast vom Boden und schrie als er auf mich zu rannte, wie auch immer er das mit seinem Bruch tat, und nach mir schlug. Ich fing den Ast ab, riss ihn dem Jungen aus der Hand und schlug ihn damit gegen das andere Bein. Der Ast zerbrach und erneut lag Edmund am Boden. Und erneut wollte er aufstehen. „Edmund, deine Knochen sind gebrochen. Deine Beine sind gebrochen. Rippen, dein Gesicht, deine Hand, dein Arm. Du kannst nicht mehr kämpfen! Genug!" „Nein... ich... ich muss... Ora...", keuchte er. Nun hatte ich all meine Wut an ihm ausgelassen und sah ihn mir an. Dieser Mann kroch weiter. Obwohl er furchtbare Schmerzen hatte. Obwohl er wusste, er würde sterben. Obwohl er wusste, dass er nicht siegen konnte versuchte er es. Für Ora. Er hatte gesagt er würde bei ihr bleiben. Nicht bis in alle Ewigkeit. Nicht solange er wollte. Nein. Solange Ora ihn bei sich haben wollte. „Hör auf, Edmund Kesterssohn." „Nein... ich... ich liebe sie und..." „Hör auf. Du hast gewonnen.", erklärte ich. Edmund stockte und starrte mich mit blutunterlaufenen Augen an. „W... Was?", keuchte er und Blut lief aus seinem Mund. „Komm...", ich griff seine gesunde Hand und zog ihn hoch, ehe ich seinen heilen Arm um meine Schultern legte und stützte. Ich führte ihn zu meiner Jacke und setzte ihn dort hin. „Trink.", befahl ich und fischte aus meiner Manteltasche eine Phiole mit der schmerzlindernden Tinktur. Vorsichtig flößte ich es Edmund ein. „Wird bald besser. Du hast gut gekämpft. Und du wirst besser werden. Ich werde dich ab heute weiter trainieren. Härter. Und weißt du auch wieso?", wollte ich wissen. Er sah mich fragend an. „Weil ein Krieg kommen wird. Und du Ora beschützen wirst. Solange sie dich bei sich haben will."

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt