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POV Niala

Mit pochendem Schädel erwachte ich. Da war also wieder dieses verdammte Gift im Spiel gewesen. Meine Gedanken schwirrten. Wo war ich? Ich war in keinem Kerker. Keine Ketten banden mich. Ich lebte! Ich war in meinem Schlafzimmer! Hatte ich alles geträumt? Nein dann wäre das Pochen nicht. Aber wie war ich hier her gekommen? Was war noch gleich bei Rakura los gewesen? Ach ja... ich war durch die Burg geschlichen... hatte diesen Raum gefunden und... hatte... ich hatte den Vertrag gefunden! Bella... sie hatte ihr Leben für meines gegeben! Schlimmer... Sie hatte sich dem Feind hingegeben... um mich zu retten. Ich setzte mich auf. Ich war gewaschen... wieso war ich bitte gewaschen? Auch mein Hemd war genäht. Nun gut... unwichtig. „Ora?", rief ich. Ich musste mit ihr über den Vertrag sprechen! Und dann.... Bestenfalls bei Nacht... musste ich mit Bella sprechen. Wenn ich konnte... denn es schmerzte mich sehr... ich hatte ihr all die Jahre Unrecht getan. Wo ich sie eine Hure nannte... hätte ich ihr auf Knien danken sollen...

Ich schritt in den großen Saal und fand Laila und Ora sanft lächelnd vor. Und was für Theater sollte hier nun aufgeführt werden? „Niala? Geht es dir gut?", wollte Ora wissen. „Wie kam ich in mein Zimmer? Wieso liege ich nicht in Ketten in Rakuras Burg?", wollte ich wissen. „Das hast du allein Laila zu verdanken.", erklärte Ora. „Wie das?", wollte ich wissen und ich setzte mich zu ihnen. „Du wurdest, so viel ich hörte, in einem Gang geschnappt. Von irgendeinem Soldaten. Der hat dich betäubt und aus einem der unteren Küchenfenster geworfen. Er wusste nicht wer du bist. Dachte nur, du bist ein einfacher kleiner Essensdieb.", log mir Laila direkt ins Gesicht. „Da hab ich dich gefunden. Ich habe es dann doch nicht übers Herz gebracht dich allein zu lassen. Ich habe dich zurückgezerrt." „Du hast meinen ohnmächtigen Körper durch das Rattenterritorium geschleift?" „Ja.", bestätigte Laila. Ich trat zu ihr. „Heb mich hoch.", befahl ich. „Was?" „Heb mich hoch. Wir sind Dämonen. Es sollte kein Problem darstellen. Gestern hast du mich wohl weiter getragen." „Geschleift." „Gut...", ich legte mich auf den Boden. „Zieh mich. Komisch, nicht wahr? Wir Dämonen müssen ganz schön schwer sein oder es verhält sich wie mit einer dämonischen Klinge... Menschen schleuder wir problemlos herum. Ich auch Ratten. Du wohl auch. Aber ist ein Dämon stärker ist er wohl auch schwerer oder? Ich habe nie darüber nachgedacht in welcher Relation sich das verhält. Aber los, Laila.", befahl ich. Sie stand auf und ergriff meinen Arm. „Also... ich habe dich weit gezerrt...", sie zog an mir und zerrte mich keuchend durch einen Teil des Raumes. Ich seufzte. „Laila?" „J... Ja?" „Lass es. Du warst schon lange im Lager, als ich erwischt wurde, nicht wahr? Nebenbei von Arkyn. Keinem gewöhnlichen Soldaten.", erklärte ich. „Was lässt du mich dich dann ziehen wenn du alles weißt!", brummte sie und setzte sich wieder. Ich schwang mich wieder auf. Also hatte ich richtig geraten. Laila hatte mich da nicht rausgeholt. „Belustigung. Geh mal zu deinem Bruder. Ich muss mich mit Ora unterhalten." „Darf ich nicht mithören?" „Nein. Geh!", befahl ich. Sie seufzte und ging. „Und? Was hast du gesehen?", wollte Ora wissen. Ich füllte mir einen Becher mit Wasser. „Hast du etwas über Rakura herausgefunden?", wolle Ora wissen. Ich atmete tief durch. „Nicht was ich finden wollte... Aber vieles.", begann ich.

„Dann wurde ich ohnmächtig.", endete ich. Ora saß da und starrte mich nachdenklich an. „Oh... das erklärt... einiges. Ja...", hauchte Ora. Nun als ich nochmal alles durchdacht hatte sah ich Ora an. „Bella hat mich da rausgeholt, oder? Wer wenn nicht sie hätte mich holen können? Wer wenn nicht sie hat überhaupt die Möglichkeiten mich... einen Feind, aus dieser Burg zu holen und das lebendig!", bemerkte ich. Ora nickte. „Ja... Bella hat dich da rausgeholt.", erklärte sie. Ich atmete tief durch. „Sie und Theo." „Ja...", ich rieb mir die Schläfen. „Bella hat mich von der Klippe gezerrt... oder? Ich war schwach zu dem Zeitpunkt aber... nicht schwach genug für dich oder Laila... Bella ist die einzige, die mir kräftetechnisch nahe kommt. Sie war es, nicht wahr?" „Ja...", gestand Ora. Ich atmete tief durch. „All die Jahre... und nun? Ich kenne den Inhalt des Vertrages. Werden wir nun sterben?", wollte ich wissen. „Nein. Vielleicht... ich weiß es nicht. Bella wird wieder zu Rakura gehen und ihm Bericht erstatten wie es dir geht. Wenn du dich erinnerst... ist der Vertrag gebrochen. Wenn du dich nicht erinnert hättest... dann wäre alles gut gewesen.", bemerkte sie. „Was? So einfach? Wenn ich mich also nicht erinnere... Bella noch als Feind sehe dann... dann ist alles gut?", grinste ich. Ora nickte. „Aber du erinnerst dich doch...", bemerkte sie. „Ora!", lächelte ich. „Ich verschaffe uns Zeit! Spreche ich mich eben nicht direkt mit Bella aus! Was hast du mir erzählt? Oder eher was solltest du mir erzählen?", lächelte ich. „Das mit Laila. Mehr nicht." „Nein... du kannst nicht gut lügen, Ora... du solltest zu ihr gehen und ihr Bericht erstatten, nicht wahr?" „Ja." „Dann geh nicht. Bleib hier drin und Bella wird hier herkommen. Und dann überlasse es mir. Bella, meine Feindin, die es wagt in mein Lager zu kommen? Sie schaffte es fast fünf Jahre lang eine Rolle zu spielen. Da kriege ich es sicher für eine halbe Stunde hin.", lächelte ich und Ora nickte. Ich wollte nicht, dass Bella Rakura belügen musste. Zu groß war mir das Risiko sie könnte sich verplappern. Oder sich durch einen Blick verraten. Ich würde das schon hinbekommen. Und wenn Bella zurück käme... war immer noch Zeit für eine lange Aussprache. Die ich nicht zuletzt brauchte, um mich bei ihr zu entschuldigen... Aber eine Frage brannte mir immer noch auf der Seele. „Wieso hat sie das getan?", wollte ich wissen. „Niala... hast du es immer noch nicht verstanden?", wollte Ora wissen. „Was?" „Bella liebt dich."

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt