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POV Niala

Ich griff mir einiges an Trockenfleisch und brachte es mit etwas Wein und Wasser in mein Zimmer. „Ora... in dein Zimmer. Noch eine viertel Stunde.", bemerkte ich. Ora nickte und küsste Edmund noch einmal. Ich sah weg. Das konnte gar nicht mit ansehen! „Ab in dein Zimmer. Wir verschlafen den Neumond.", brummte ich und setzte mich an die Höhle. Ich würde noch etwas sitzen bleiben, ehe ich mich hinlegte. „Bella hat mir ein Kräuterbuch geliehen. Das lese ich heute Nacht durch. Was machst du?", wollte sie wissen. „Schlafen. Hoffen, dass es bald vorbei geht. Bella wollte schon die ganze Zeit vorbeikommen... aber ich sagte nein. Einfach Ruhe, mehr will ich nicht.", erklärte ich und wartete, bis Ora in ihrem Zimmer war. Dann ging ich in meines und legte mich ins Bett. Ruhe... einfach schlafen bis der Neumond vorbei wäre. Ich atmete tief durch und starrte die Decke an. Mein Herzschlag wurde schwerer. Ich atmete tief durch um das unangenehme Gefühl der schwindenden Kraft auszublenden. Ich strich mir über den Kopf. Fort waren sie... meine menschlichen Ohren waren zurück. Verdammte Scheiße... ich schloss die Augen und kroch unter die Decke. Als Mensch fror ich auch noch mehr... verdammt... wie ich das hasste. So schwach... hilflos wie ein Menschenkind... furchtbar!

„ALARM!", hörte ich und schreckte auf als jemand gegen meine Tür hämmerte. Dann Chaos draußen. Ich riss meine Tür auf und sah in Lailas panisches Gesicht. „Feuer! Bei den Katzen! Und Ratten und Wildschweine! Kommen direkt hier her aus den Bergen und..." „ALAR...", hörte ich Edmund und dann das Schreien vieler anderer. „Scheiße...", hauchte ich. „Luan!", rief Laila und rannte hinaus. Als sie hinausrannte erspähte ich unglaublich viele Ratten. Ein Hornstoß. „REIN!", brüllte ich und Laila gehorchte. Am Kragen zog sie Luan herein. Wo Edmund und Kester waren wusste ich nicht. Die Ratten lagen am Boden. Holzschilder über sich und ein Pfeilregen prasselte herab. „Ora!", brüllte ich und hämmerte an ihrer Tür. Ängstlich, mit einem Dolch in der Hand, trat sie heraus. Ich packte ihren Arm. „Was sollen wir tun?", wimmerte Ora. „Laila?", stotterte Luan panisch. Sie schluckte und presste die Lippen aufeinander. „Raus!", hauchte Laila und sprintete hinaus, kaum dass die Pfeile fort waren. Ich gestattete ihnen die Flucht. Wir hatten keine Chance heute Nacht. Es waren viel zu viele. Sollten sie alle laufen! Sollten sie sich retten! Doch rannte sie... ehe sie Ora mit sich nehmen konnte. Da schoss es mir in den Kopf...Feuer... Bellas Lager brannte! Meine Verlobte war in Gefahr! „N... Niala?", keuchte Ora während draußen der Kampflärm ausbrach. Was sollte ich tun? Meine Atmung ging schnell und rapide. Meine Beine zitterten. Ich hatte Angst! Todesangst! Auch um Ora und Bella... Noch nie hatte ich mich so geängstigt! So hilflos gefühlt! „Ora...", ich sah sie an. Wie sagte man seiner kleinen Schwester, dass wir heute Nacht sterben würden? „Ich... ich glaube..." „Niala bitte! Ich will noch nicht sterben!", flehte sie. Ich atmete tief durch. Über die Brück! Dort wären wir sicher doch... die würden wir frühestens in einer halben Stunde erreichen wenn wir rannten. „WOTANSTÖCHTER!", hörte ich Arkyn schreien. Er suchte nach mir... nach uns! Auch nach Ora... „Über die Brücke?" „Erreichen wir nicht...", hauchte ich. Die Tür wurde aufgerissen. „HIER!", brüllte ein Wildschweindämon und sprintete zu uns herein. „Ora... komm!", keuchte ich und rannte davon. Wir bogen schnell in die kleine Abstellkammer und ich verriegelte die Tür. Außen zerrte der Dämon daran. Ich stemmte mich gegen das Regal. „Hilf mir!", keuchte ich und Ora gehorchte, bis gerade der Spalt groß genug war um hineinzuschlüpfen in den versteckten Raum. Ora zuerst. Ich folgte als auch schon eine Axt durch die Tür fuhr. Wir schoben das Regal vor und wir rannten die Treppe hinunter in die Gruft. „Niala, ich sehe nichts!", hörte ich sie. Ich legte meinen Arm um sie und hielt sie eng bei mir. Ich wusste ja, wo ungefähr alles stand. Draußen hörte ich Schreie. Die von vielen Kriegern. Aber auch die meiner Clanmitglieder. Heute Nacht würden wir sterben. Hier. In der Gruft. Zu den steinernen Füßen meiner Ahnen.

Ängstlich kauerten wir hinter dem letzten steinernen Sarg. Es müsste der von Hjartan sein doch sahen wir nichts. Ora schluchzte. „Niala... was ist mit Ed? Kester? Laila? Luan? Bella?" „Ich weiß es nicht... ich hoffe sie rannten.", hauchte ich. Ich konnte nichts tun! Nicht so! Wieso jetzt? Er musste es erfahren haben! Irgendwie hatte Rakura vom Halblingsfluch erfahren! Wir hörten Holz splittern und Licht drang in die Gruft ein. Ora schrie und dämpfte ihre panischen Schreie an meiner Schulter. Ich klammerte mich fester an sie. Dann atmete ich tief durch. „Wotanstöchter! Kommt raus!", hörte ich und spickte hervor. Eine Vielzahl an Männern trat ein. Einige mit Fackeln. Alle bewaffnet. „Da!", hörte ich einen und Ora schrie panisch. Sie traten auf uns zu. Ich stand auf. „Bleib hinter mir!", befahl ich Ora. „Lasst uns gehen! Lasst uns sofort in Ruhe! Ich bin Niala Wotanstochter! Raus aus meinem Clan! Sofort!", befahl ich. Sie starrten mich nur an. Einer trat weiter auf mich zu. Er hob seine Axt. „Lang lebe der König!", rief er aus und ein anderer trat zu ihm. Ebenso bereit auf meine Schwester einzuschlagen. Ich schützte Ora so gut es ging mit meinem Körper doch es würde ihr nur Sekunden schenken! „NEIN!", brüllte ich in meiner Angst. Griff in meiner Panik nach dem Schwert im steinernen Griff Hjartans und zog daran. Stein splitterte und brach als ich die Dämonenklinge aus den steinernen Fingern herauszog und mit einem Schlag beide Angreifer enthauptete.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt