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POV Niala

„Und wann kam es zum Gespräch mit Rakura?", wollte ich wissen. „Etwas später. Er kam gar nicht in unser Lager. Mutter sollte zu ihm in sein Lager. Du kamst ja vorbei, als sie gerade fort war. Ich flehte Mutter auf Knien an dein Leben zu verschonen... und Mutter tat mir den Gefallen und unterschrieb die ersten beiden Zusätze. Die anderen beiden kamen etwas später dazu... die schrieb dann schon ich.", erklärte sie. „Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. Heute... genug erzählt.", bat sie. Ich nickte. „Wie spät ist es?", wollte ich wissen. Bella rieb sich ein paar letzte Tränen aus den Augen. „Ähm... es müsste schon nach Mitternacht sein.", gestand sie. Ich nickte und atmete tief durch. „Bella, wir müssen bald wieder reden. Über all das. Über diesen ganzen Mist. Aber ich muss langsam zurück." „Ich weiß schon. Aber...", sie nahm sanft meine Hand. „Ich sehe dich doch bald wieder, oder?" „Natürlich. Aber...", vorsichtig entzog ich ihr meine Hand. „Vorerst muss ich zurück. Was wirst du noch tun? Dein Pakt mit der Schlange?", wollte ich wissen. Sie atmete tief durch. „Was soll ich noch groß tun? Gehen kann ich nicht. Ich werde weiter dienen. Und du bist offiziell unwissend und..." „Deine Feindin.", bestätigte ich. „Ich danke dir Niala und...", sie sah mich an. Schien etwas sagen zu wollen doch nichts zu wissen. Ich verstand es schon. Was sollte ich tun? Ich wusste, ein Kuss war es was sie verlangte. Doch was würde es ihr bringen? Es würde ihr Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft geben, die ich nicht versprechen konnte. Was war ich nur für eine Bestie... Aber ich konnte das nicht! Venia hielt doch mein Herz! „Ich gehe nun...", erklärte ich. Bella nickte. „Wann treffen wir uns wieder? Wo?", wollte ich wissen. Sie sah mich an. „Dort wo wir wirklich glücklich waren. In zwei Nächten.", erklärte sie. Ich nickte und ging.

Dort wo wir wirklich glücklich waren... ich wusste, wo das war. Ich wusste, was sie meinte. Als wir frei waren. Als nur wir waren. Ich und Bella. Allein. Das Zeltlager damals vor so vielen Jahren. Als mein einziges Problem eine baldige Hochzeit war... und eine Mutter mit einer Schwester die aufgetaucht waren. Es schien tausend Leben her. „Da ist ja wieder unser Wolf.", grinste Laila als ich ins Lager trat. Ich nickte nur und ging an ihr vorbei in meine Höhle. „Niala! Da bist du ja wieder!", kam es von Ora. Ich nickte. „Und... wie war es?", wollte sie wissen. „Wie soll es gewesen sein? Bella hat uns all die Jahre beschützt. Wir leben nur dank ihr. Sie liebt mich, da hast du recht und mein Herz hängt an Venia. Das ist die Ausgangssituation. Und jetzt?", wollte ich wissen und setzte mich. Ora atmete tief durch und knallte mir eine Flasche vor mir auf den Tisch. „So ungern ich es sehe... trink.", bat sie. Ich nickte. Das war doch ein Wort!

Ich hatte viel mit Ora gesprochen. „Und als wäre das alles nicht genug...", hauchte ich und rieb mir über das Gesicht. „Ihr Todestag nähert sich...", ich seufzte und stand auf, bevor ich die Flasche packte. „Ich gehe frische Luft schnappen.", brummte ich und ging.

„Sei gegrüßt, alter Freund.", grüßte ich Harbuts einsames Grab und setzte mich neben den verwilderten Grabstein. „Heiße mich Willkommen im Bund der Arschlöcher. Verdammt... Harbut, du alter Bastard, sage mir doch, wie mache ich das? Ich muss bald irgenwie... irgendwo... um Venia trauern. Es erscheint mir nicht richtig hier zu sein und nichts zu tun während ihr erster Todestag verstreicht. Soll ich in der Ferne einen Wildrosenstrauch suchen? In der Hoffnung ein Pestgrab darunter zu finden? Und das, während sie hier ist und mich liebt? Wie verschwendet, findest du nicht, Harbut? Bella ist eine wundervolle Frau. Findest du nicht auch? Sie ist wunderschön... ich habe viele Frauen gesehen. Dämoninnen und Menschenfrauen. Keine kam Bella auch nur nahe. Sie ist klug. Verteufelt schlau... und mutig. Stellt sich gegen Rakura und wickelt ihn um den Finger um mein Leben zu retten. Sie ist perfekt. Sie gibt ihr ganzes Selbst für den, den sie liebt. Und auf wen fällt ihre Wahl? An mich... Sieh mich an! Was bin ich? Ich bin gebeutelt von so vielen Schlachten. Mein Körper ist entstellt von so vielen Narben. Noch mehr als die, die sie an mir kannte. Noch so viel mehr... Ich bin ständig wütend oder deprimiert. Oder gestresst. Aber nie... so gut wie nie glücklich oder gut drauf. Mit mir kann man doch nicht mehr leben! Ich bin wie ein Klotz. Ein toter Klumpen, den man sich ans Bein heftet. Ich bin dumm... so verdammt dumm. Dumm, stur, blind und ignorant. Wieso liebt sie mich bitte? Sie könnte doch jeden haben! Wieso will sie sich jemanden wie mich antun? Mich! Mit tausend Lastern. Nein... jemanden wie mich kann ich ihr nicht antun. Und mein Herz gehört noch Venia. Ach verdammt... als mein Herz noch aus Stein war, war ich glücklicher. Vögelte Bella ohne Reue. Nahm Magare die Jungfräulichkeit ohne mich zu scheren... jetzt... ach verdammt, Harbut... Aber... ich sollte mich eh mehr auf die Dinge konzentrieren, die ich kann. Das Kapitel Venia... abschließen. So schwer es mir fällt. Bella... sie sollte ihr Herz nicht an mich verschwenden... aber sie so zu sehen, Harbut... es hat mir so weh getan... wieso tut sie sich denn sowas an? Wegen meinem wertlosen Arsch... verdammt... Aber ich hole sie da raus!", fasste ich einen Entschluss. „Ich hol sie aus dieser verdammten Hölle raus! Ich stürze den Teufel! Rakura selbst wird durch meine Hand sterben! Ich werde meinen Clan rächen! Aber ich brauche mehr Information! Verdammt... aber wie soll ich das machen? Nochmal kann ich nicht dorthin! Nur Bella kann dort ein und aus. Aber ich kann ihr das nicht abverlangen! Wenn sie wieder gehen muss, dann gebe ich ihr vielleicht die Bitte mit auf den Weg! Ich muss mehr über Rakura erfahren! Ich kann keinen Fremden töten! Wenn ich nicht weiß, wie er kämpft, wie soll ich dann siegen? Verflucht...", knurrte ich und trank einen tiefen Schluck. „Harbut das ist zum Kotzen!", hauchte ich und lehnte mich an einen Baum. „Aber was beschwere ich mich? Dich zerfressen die Würmer. Auf unser altes Leben, alter Kamerad.", ich schüttete etwas Schnaps auf sein Grab, bevor ich selber wieder trank. Ich seufzte tief. „So eine Scheiße..."

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt