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POV Akira

Er sah aus wie ein junger Gott in seinem Hochzeitsanzug. Arkyn stand hinter ihm. Ein Diener, dessen Namen ich nicht kannte, hatte mich geführt. Doch Arkyn übernahm nicht die Rolle des Vaters. Rakura war Waise und in seinem Alter verlangte niemand mehr, dass sein Vater Beistand gab. Sein Ziehsohn erhielt allerdings die Ehre Zeuge zu sein. Der Diener übernahm bei mir die Rolle des Vaters. Rakura hatte ich 20 als mein Alter genannt. Ich war weit darüber. Ab 40 hatte ich irgendwann aufgehört die Jahre zu zählen. Mit Sicherheit ging ich schon auf die 80 zu oder 90. Doch die 100 hatte ich wohl noch nicht erreicht. Doch wenn ich erst so alt wäre, so wäre ich bereits Alleinherrscherin. Rakura strahlte stolz und hielt meine Hände in seinen. Ein so schöner Mann... und ich musste ihn töten. Wie schade. So wie er war, so könnte ich mich in ihn verlieben. Aber zu seinem Pech wollte ich den Thron. Er war ein Bauernopfer, dass gebracht werden musste. Sein Eheschwur war kurz gewesen doch strich er mir dabei sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Ich sprach von Liebe auf den ersten Blick. Von einer unglaublichen Anziehung, die von ihm ausging. Er hing an meinen Lippen. Glaubte mir jedes Wort. „So frage ich dich, Rakura, König der Dämonen, du liebst diese Frau, die Götter sehen es! Willst du sie heiraten?", stellte der Priester Rakura die Frage. „Ja, ich will.", bestätigte mein Verlobter mit einem zufriedenen Lächeln. Ich presste die Lippen aufeinander und eine Träne lief meine Wange herunter. Ich hatte es gelernt. Sanft nahm Rakura meine Hand in seine und steckte mir den Ring an. Eine goldene Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss und so einen Ring bildete. Die Augen aus kleinen, blutroten Rubinen. „Und du, Akira, willst du Rakura zu deinem Mann nehmen?" „Ja... Ja ich will...", strahlte ich unter Tränen, nahm gespielt zittrig Rakuras Hand in meine und steckte ihm den Ring an. Wie meiner. Nur war er silbern und die Augen bildeten Smaragde. „So erkläre ich euch beide, verbunden durch die Götter und unsere Ahnen, zu Mann und Frau.", verkündete er. Jubel brach aus. Rakura legte seine Hand an meine Wange und ich stellte mich auf die Zehenspitzen um den Größeren zu küssen. Ich schlang sofort meine Arme um seinen Nacken, zog ihn näher an mich und auch Rakura zog mich eng an sich. Er war mir verfallen. Kaum lösten wir uns hob Rakura die Hand und alle verstummten. Ich blickte ihn mit großen Augen an. Sein Lächeln war sanft als er mich anblickte. „Meine Frau, Akira. Mit mir hast du nicht nur einen Ehemann. Du hast einen König. Und an meiner Seite, bist du nicht nur meine Ehefrau...", er griff hinter sich. Auf einem samtenen Kissen hielt ein Diener eine Krone. Ringsherum mit geschwungenen Spitzen. Silbern mit Smaragden. Rakura trug ebenso seine. Seine war etwas größer. Der Reif drum herum breiter und die Spitzen höher. Ebenso hatte er weniger Smaragde darin. Auch war in meiner hier und da ein Rubin eingearbeitet. Eine sehr feine Arbeit. „Sondern auch meine Königin.", hauchte er. Ich kniete nieder und wartete. Stille im Raum, bis ich die Krone auf meinem Kopf spürte. Er streckte mir die Hand entgegen und ich legte meine in Seine, ehe er mir hoch half. „Lang lebe König Rakura. Lang lebe Königin Akira!", rief Arkyn aus und Jubel brach aus. Ich schmiegte mich an meinen Ehemann. Nun könnte ich erst einmal in Ruhe das Eheleben genießen. Noch... ungefähr vier Stunden lang. Vielleicht auch sechs Stunden. Je nachdem, wie lange es hier dauern würde. Doch so wie ich Rakura kannte würde er sich auch nach einer gewissen Zeit zurückziehen wollen. Nun genoss ich erst einmal den Jubel. Denn ich war Königin.

Erhaben saß ich neben Rakura. Genauso wie er. Unter dem Tisch, versteckt vom Tischtuch, hielt er meine Hand auf meinem Oberschenkel und strich sanft mit seinem Daumen darüber. Er war innerlich ein kleiner Junge. Immer noch etwas das Kind, das einst an Wölfe in die Sklaverei verkauft wurde. Immer noch, der kleine Junge der seit dem Verlust seiner Schwester und seines Elternhauses ein Heim suchte. Und in mir wollte er es nun gefunden haben. Er wünschte sich nichts sehnlicheres als ein beständiges Leben mit einer Frau an seiner Seite, die ihm die schmerzenden Muskeln rieb, wenn er heimkam. Und ich spielte brav meine Rolle. Schenkte ihm eine Frau, die seinen Schmerz verstand. Seine Herkunft, seine Bräuche. Die sich wünschte, was er sich wünschte. Nur wusste er nicht, dass ich die Alleinherrschaft genauso anstrebte wie er. Und dass ich sicher nicht hier war, um seine Erben zu gebären. Und sollte ich wider erwarten bereits seinen Balg in mir tragen, so würde ich es eben mit einem Treppensturz töten oder bis zur Geburt warten und es aus dem Fenster oder ins Feuer werfen. Denn Rakuras Kind wäre automatisch mir übergeordnet. Das würde ich nicht zulassen. In einer Woche hätte ich Rakuras Herrschaft zerstört. Niala und Bellas Pläne zerschlagen und zerschmettert. Das Reich allein unter meine Gewalt gebracht. In einem Monat wäre alles Formelle geklärt. Ich hatte bereits Kandidaten für den Sitz meiner rechten Hand. Hatte mir im Kopf eine Liste von Männern gemacht, die ich zu meiner Leibwache machen würde. Die Armeen würde ich sammeln und statt weiter ins Inland, weiter über die Grenze marschieren lassen. Alle Dämonen würden sich mir freiwillig anschließen, wenn ich den Grenzfluss mit tausend Brücken überziehen würde und die Welt der Menschen zu unserer machen würde. Die Menschheit würde uns zu dienen haben. Denn wir waren die Stärkeren. „Akira, Liebste, denkst du wir können uns zurückziehen?", hauchte er mir ins Ohr. „Wird dir die Gesellschaft deiner Vasallen etwa jetzt schon so zuwider?", lächelte ich. Er grinste verlegen. „Du kennst mich doch. Was denkst du?" „Mmh... lass mich nachdenken... wir haben Glückwünsche von allen erhalten, Kinderwünsche, Namensvorschläge für unser zukünftiges Kind... Wir nehmen doch keinen der vorgeschlagenen, oder?" „Sicher nicht. Die waren ja alle furchtbar. Ich dachte an... Rena, wenn es ein Mädchen wird.", lächelte er. Ich blickte überrascht an. „Ein Mädchen?" „Dass wir eine Tochter bekommen ist genauso wahrscheinlich wie einen Jungen.", lächelte er. „Akira, ich wünsche mir schon so lange Vater zu werden. Das Geschlecht ist mir egal.", lächelte er. Ich strahlte ihn an. Die glückliche Ehefrau war eine leichte Rolle. „Und wenn es ein Junge wird... Liebster, was sagst du zum Namen Rasmund?", wollte ich wissen. „Rasmund... Rasmund und Rena... mmh... warum nicht beides.", lächelte er. Ich kicherte. „Gerne. Gerne suchen wir uns auch noch mehr Namen. Aber ich hoffe sie bekommen deine Augen." „Doch deine Schönheit, mein Schatz.", lächelte er und küsste sanft meine Stirn. „Um auf deine Frage zurückzukommen, Liebster. Ja. Ich denke es ist akzeptabel uns langsam zu verabschieden.", lächelte ich. Rakura nickte freudig und klopfte mit seinem Messer gegen den Kelch. Alle verstummten und blickten uns an. Ich stand mit ihm auf. „Meine Freunde, meine Vasallen und meine Verbündeten, wir danken euch für euer zahlreiches Erscheinen heute an diesem freudigen Tag. Doch ich und meine wundervolle Braut sind müde. Wir werden uns wohl zurückziehen.", lächelte er. „Lang lebe das Königspaar!", rief Arkyn aus, der schon seit einer Stunde mit der Frau trank, die ich für ihn auserkoren hatte. Sie zerrte schon etwas an ihm und er schien nicht abgeneigt zu sein. Sie würden sich wohl auch bald verabschieden. „Lang lebe das Königspaar!", jubelten die Anwesenden und Rakura führte mich in Richtung der Tür zu unserem Schlafgemach. „Mein König...", hielt uns Arkyn an, der uns wie ein Hund nach rannte. „Was gibt es denn?", lächelte Rakura und blickte ihn an. Hinter ihm saß noch das Mädchen am Tisch und blickte ganz verwirrt Arkyn an. „Soll ich Euch begleiten?" „Nein. Ich denke ich brauche dich heute Nacht nicht mehr. Geh doch mit ihr dort. Sie scheint doch eine gute Partie zu sein.", lächelte Rakura. „Aber..." „Ich pass schon auf meinen Liebsten auf. Bist du damit nicht eigentlich mein Ziehsohn?", lächelte ich und kicherte leise. Arkyn sah mich erschrocken an und errötete. Rakura lachte auf. „Eigentlich ja schon. Also, geh jetzt zu ihr dort. Und beruhige dich. Wir befinden uns im Waffenstillstand. Heute kann deine Axt ruhen. Gute Nacht, Arkyn.", lächelte Rakura und legte seinen Arm um mich. „Gute Nacht, Rakura...", murmelte er und blickte mich an. „Gute Nacht, meine Königin..." „Akira. Das reicht doch.", lächelte ich. Er nickte. „Gute Nacht, Akira...", murmelte er und ging wieder zu der Frau. Herrlich.

Das süße Gift: Dämonisches BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt