46 Kapitel

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Lucas P.o.V.

„Drei, zwei, eins! FROHES NEUES JAHR", schallte es durch das Haus und durch den Garten, als die Zeiger der Uhr auf null wanderten. Augenblicklich Schosen hunderte von Raketen in die Luft, Schwefel erfüllte die Luft und Böller ließen mein Trommelfell beben. Leicht angetrunken zündete ich einen Chinaböller in meiner Hand an, beobachtete die glühende Zündschnur und schmiss den Böller erst in letzter Sekunde weg.
Boom.
Leon wollte die nächsten Böller anzünden, wobei er mehrere Versuche dafür benötigte. Beim dritten Böller gab er schließlich auf. Frustriert warf er den Böller in eine Schneepfütze. „Reich mir mal ein Bier", knurrte er und ergriff, bevor  ich reagieren konnte, selbst eins. Schwankend kam er auf mich zu und schlang seinen Arm um meine Schultern. „Frohes neues Jahr Bruder", grölte er in mein Ohr. „Lass mich dir eins versprechen!" Er nahm einen beherzten Schluck aus seiner vollen Flasche. Durch den Schwung kippte ein Teil der Flüssigkeit auf mein T-Shirt, doch das kümmerte ihn nicht. „Dieses Jahr wird unser Jahr! Wir werden unseren Abschluss machen, die Welt erkunden und geile Frauen ficken", prophezeite er mit seiner gen Himmel gestreckten Bierflasche. Bevor ich reagieren konnte, schlangen sich kräftigte Arme um uns und eine laute Stimme dröhnte in meine Ohren: „Was unsere Saufnase hier vergessen hat, ist, dass Lucas nur seine kleine Blondine begatten will und sonst niemanden!"
Leon drehte sich zu Max und mir um und erhob seinen Zeigefinger. „Lucas, höre mir jetzt genau zu." Wankend stolperte er zwei Schritte nach vorne, stützte sich auf meine Schulter und schaute mir tief in die Augen. „Auch deine kleine Blondine wirst du bekommen!" Er nahm einen tiefen Schluck, nickte mir noch mal überzeugt zu und schwankte dann zurück. „Boa Mann. Wie viel hast du schon getrunken", verzog ich angewidert mein Gesicht und wollte mich aus Max Klammergriff befreien. „Die Frage ist nicht, wie viel ich getrunken habe", predigte er mit halbgeschlossenen Augen, „...sondern wie wenig du getrunken hast." Unter tosenden Applaus von Max verbeugte der blonde Junge sich, rülpste einmal laut und verbeugte sich auch für diesen Beifall noch einmal, wobei er fast umkippte.

„Leon hat so was von Recht! Hast du überhaupt schon was getrunken? Du bist total verspannt", ereiferte sich Max nun. „Der hat schon einiges intus, aber der braucht heute wohl härtere Geschütze", kommentierte Leon todernst die Lage. Ehe ich reagieren konnte, packten die beiden Idioten mich und verfrachteten mich Richtung Haus. Wir mussten vielen betrunkenen Teenagern ausweichen, oder besser gesagt die uns. Wie ein Eisbrecher bahnten wir uns einen Weg Richtung Küche. Hier würde ich fürsorglich mit genügend Alkohol für eine fünfköpfige Säufer Familie ausgestattet. Während die Vollidioten sich auch noch Flaschen zusammensuchten, wartete ich mit meine Ration brav im Kücheneingang. Fliehen war eh zwecklos.
„Ist das alles für dich", lachte eine kleine Brünette. „Neeee, das ist auch noch für die Couch und den Sessel. Die verdursten sonst", erklärte ich ihr wichtigtuerisch. „Ach, die armen Möbel. Das kann man denen auch nicht zumuten. Du trinkst ihnen was vor und sie gehen leer aus. Grausam!" Ihre größere Freundin inspizierte kurz meinen Vorrat, klaute sich dann ein Bier aus den Armen, was meinen Berg fast zum einstürzen brachte und lächelte mich kokett an. „Ich bin Katie. Und die Bekloppte, mit der du dich über saufende Möbel unterhältst, ist Annie", unterbrach sie Annies und meine sinnvolle Unterhaltung. „Sehr erfreut Sie kennen zu lernen." Ich neigte leicht den Kopf, woraufhin Annie errötete und Katie die Augen verdrehte. „Alex und Max wollten mich gerade mit hoch nehmen. Wollt ihr mit kommen?" Auch wenn sie die beiden Jungs bestimmt nicht kannten, juckte es mich herzlich wenig, deren Namen erwähnt zu haben. Sie würden die beiden Idioten schon noch früh genug kennenlernen. Wie aufs Stichwort kamen die beiden aus dem Vorratsraums rausgeschossen und blockierten nun mit uns zusammen den Eingang.
„Tut mir Leid Ladys, aber dieser Schönling ist leider vergeben. Er schmachtet einer kleinen Blondine hinterher", erklärte Leon sofort die Sachlage. Wütend stierte ich ihn an. Hätte ich nicht meine Arme voll gehabt, hätte er jetzt Schläge kassiert. „Aber sie schmachtet ihn nicht zurück an", vollendete Max hilfreich die Inhaltsangabe über mein Leben. Nun reichte es mir aber. Unauffällig trat ich ihm gegen das Schienbein, woraufhin er zusammenzuckte und sich verwirrt umschaute. „Uhhh das ist aber schade. Aber lass dir eins gesagt sein: Sie ist es nicht wert. Vergiss sie und leb weiter", munterte mich Annie sofort auf und nahm mir einige Flaschen ab. „Und nun lass uns hoch gehen!"

Broken InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt