Grace P.o.V.
Mit geschlossenen Augen inhalierte ich den Rauch der Zigaretten um mich herum ein. Zu meinen Füßen lagen meine eigenen Stummel. Die Schule war mal wieder mega stressig gewesen, jetzt brauchte ich Ruhe.
"Du weißt schon, dass Rauchen ungesund ist", ertönte eine leicht spöttische Stimme. Augenblicklich war es vorbei mit meiner eben gewonnenen Ruhe. Ergeben seufzte ich auf. "Was willst du, Night", stöhnte ich ohne die Augen zu öffnen. Für ihn würde ich mir nicht die Mühe machen. Seitdem Samantha weg war, war der Junge noch anstrengender geworden. Andauernd tauchte er irgendwo auf und suchte das Gespräch. Anstrengend. Nervig. Zum Kotzen. "Ich wollte dich eigentlich was fragen." "Dann frag." Ich lehnte meinen Kopf gegen die bröckelnde Mauer hinter mir und wedelte auffordernd mit der Hand in der Luft herum. "Eigentlich wollte ich mit dir unter vier Augen sprechen. Also ohne diese Lackaffen hier", widersprach er. "Wie hast du uns gerade genannt", polterte Diego mit seiner rauen Stimme los. Gleich würde er ihn schlagen. Da ich auf Stress nicht so scharf war, öffnete ich meine Augen und ging leichtfüßig auf die beiden großen Jungs zu. "Diego. Geh doch schon mal vor. Lucas und ich scheinen wohl ein wichtiges Gespräch führen zu müssen!" Ich verzog den Mund und verschreckte die Arme vor meiner Brust. Murrend ging Diego mit den Anderen zwanzig Meter weiter. Nicht unbedingt das was ich wollte, aber immerhin. "Also Night. Du wolltest reden, dann rede auch!""Ist dir nicht kalt", bemerkte er und musterte mich. Während er in dicken Wintersachen gekleidet war, stand ich ihm in Top und Lederjacke gekleidet gegenüber. Das einzig Wintertaugliche Kleidungsstück an mir, waren meine schwarzen Lederstiefel mit einem fünf Zentimeter hohen Absatz. "Meine Wärme kommt von innen", lächelte ich spöttisch und berührte übertrieben melancholisch mein Herz. "Ach ja stimmt. Dein Herz ist ja ein kalter Eisklotz." "Samantha ist die Eisprinzessin, nicht ich. Ich brenne von innen heraus", konterte ich und verlagerte mein Gewicht auf mein linkes Bein. "Was willst du nun", genervt funkelte ich ihn an. Er sollte endlich mal zum Punkt kommen. "Wir hatten uns überlegt, nach den Weihnachtstagen Sam besuchen zu fahren und wollten fragen, ob du mitkommen willst. Du bist ja irgendwie mit ihr befreundet." Er verzog das Gesicht. Anscheinend gefiel ihm dieser Gedanke nicht. "Wer ist wir?" "Leon, Hannah, Elli und ich bislang." Abwägend schaute ich ihn an und tippte mir ans Kinn. "Und wie lange?" "3 Tage!"
3 Tage mit diesen Deppen? In London? Da würde ich drauf gehen. Das einzige positive Argument war London. "Kann Diego mit?" "Wieso denn das", entgeistert sah er mich an. "Weil ich irgendeine intelligente Person an meiner Seite brauche", konterte ich bissig. Er seufzte. "Mir egal. Ihr müsst ja eh alles selbst bezahlen. Das übernehmen wir nicht für euch. Also kann er mit, so lange er sich benimmt!" Genervt verdrehe ich die Augen. "Mir war schon klar, dass jeder seinen Scheiß selbst bezahlt!" Idiot!
Schweigend standen wir uns nun gegenüber. Meine Gedanken wanderten zu der kleinen Blondine und wie es ihr wohl gehen würde. "Grace...." "Was", fauchte ich und stierte ihn an. Meine Geduld näherte sich dem Ende. "Jetzt frag schon!" "Was soll ich denn bitte fragen", knurrte ich und stemmte die Hände in die Hüfte. "Du würdest nicht noch hier stehen, wenn du nicht was wissen wollen würdest", lächelte er leicht spöttisch. Der Idiot kannte mich leider zu gut. Freiwillig würde ich mich niemals mit ihm so lange abgeben. "Hast du was von Sam gehört", nuschelte ich in meine braunen Haare. "Wie bitte", er beugte sich zu mir runter, seine braunen Augen funkelten amüsiert. Natürlich hatte er mich verstanden. Er wollte mich einfach nur kränken. Widerwillig schluckte ich meinen Stolz hinunter."Hast du was von Sam gehört", fragte ich ihn klar und sah ihn fragend an. Er richtete sich wieder auf. "Nicht viel. Die Gesprächigste ist sie nicht gerade. Wie ihr Tag gestern war, hatte sie auch nicht geschrieben. Aktuell antwortet sie gar nicht!" Er klang besorgt. Gestern war wohl ihr erst Schultag dort gewesen. Vermutlich war sie nun doch ganz dem Wahnsinn verfallen. "Ach mach dir keine Sorgen. Sie wird wahrscheinlich viele neue Freunde getroffen gehaben. Die sind sicher alle cooler als die dummen Kinder hier." Abfällig schaute ich mich auf dem Schulhof um. Er verzog das Gesicht. "Wenn du meinst. Ich denke eher, es ist was passiert. Hoffentlich meldet sie sich bald." Der liebeskranke Dummkopf mir gegenüber schaute mich noch einmal an, dann riss er sich zusammen. "Ich schreibe dir nochmal unsere genauen Ideen!" Damit ließ er mich stehen.
Arschloch.
Es war mein Job Leute stehen zu lassen, nicht seiner. Wie konnte er es nur wagen! Erbost wirbelte ich herum und stapfte über die gefrorenen Boden zu meinen Jungs. Die würden mich niemals irgendwo stehen lassen. Davor hatten sie zu sehr Schiss. "Was wollte der Spast von dir?" Diego kam mir die letzten Meter entgegen gesprintet. Sein nach Qualm riechender Atem kondensierte zu riesigen Wolken vor seinem Gesicht. "Er hat uns eingeladen", erklärte ich und lief zielstrebig weiter auf die Gruppe zu. "Uns?" "Ja, uns beide!" Sein fragender Blick nervte. Meine eben gewonnene Ruhe war verschwunden. Konnte er nicht einmal Sachen vorhersehen können? Dann müsste ich nicht alles zehn Mal erklären. "Gib mir eine Zigarette", kommandierte ich Axel herum und steckte fordernd die Hand aus. Missmutig reichte mir der Schrank von Junge eine Zigarette, welche ich sofort anmachte und zwischen die Lippen klemmte. Es war so einfach Leuten Befehle zu erteilen. Herrlich. Nach zwei Zügen überkam mich endlich wieder das Gefühl von Ruhe. Grimmig lächelnd sah ich meinen Freund an. "Sie wollen Samantha besuchen und wir begleiten sie." "Ach echt, tun wir?" "Ja!" "Warum denn das", fragte nun Axel leicht verwirrt. Diego sah mindestens genauso verwirrt aus. "Erstens: Ich wollte schon immer mal nach London! Zweitens: Ich will wissen wie es unser Eisprinzessin geht.", gab ich offen zu und blies den Rauch in die kalte Winterluft. Damit war das Thema für mich beendet.
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Broken Inside
De TodoSamantha ist gefallen. Ohne Lucas hat sie ihren Halt im Leben verloren. Er war ihr Fels in der Brandung und hat sie vorm Ertrinken gerettet. Doch nun ist er nicht mehr da. Der Umzug nach England hat sie vollkommen aus der Bahn geworfen und nun versi...