47 Kapitel

7.5K 325 18
                                    

Lucas P.o.V.

„Diego altes Haus. Hast du noch was von dem Wunderzeug übrig? Lucas ist etwas verspannt", begrüßte Leon den Schwarzhaarigen wie einen alten Freund. Voller Elan klopfte er ihm auf die Schulter und flüsterte ihm ein paar Sätze ins Ohr. Die beiden Mädels setzten sich zu Grace auf das riesige Sofa. Diese betrachteten die Neuankömmlinge misstrauisch, inspizierte dann die mitgebrachten Flaschen und kam wohl zu positiven Gedanken. Anstatt die beiden anzumeckern, brachte sie ein leichtes Lächeln zustande, nahm sie dreist den Wodka und die Cola und begann in den leeren Bechern, die auf dem Tisch standen, gutgemeinte Mischen anzufertigen. Unmotiviert ließ ich mich zu ein paar Jungs auf den Boden fallen. Sobald ich saß, drückte Grace mir einen Becher in die Hand, welchen ich gekonnt weiterreichte. Augenblicklich drückte sie mir den nächsten Becher in die Hand. Auch diesen reichte ich weiter.
Nah dem vierten weitergereichten Becher gab sie auf. Vollkommen entnervt griff sie selbst nach dem letzten Becher und exte diesen leer. „Lucas, du bist die größte Spaßbremse der Welt", kritisierte sie mich. Diego beugte sich zu mir rüber und drückte mir eine kleine blaue Tablette in die Hand. „Entspann dich doch endlich mal", redete nun auch er auf mich ein. „Danke, aber ich will wirklich nicht", lehnte ich auch nun die runde Tablette ab. „Lucas. Sei keine Memme." Leon sprang heran, ließ sich neben mir zu Boden gleiten und reichte mir einen vollen Becher. „Vertrau deinem besten Freund und schlucke diese Pille", lächelte er vollkommen zugedröhnt. „Nein. Keine Lust", lehnte ich kategorisch ab. Vehement schüttelte ich den Kopf, doch es interessierte die anderen nicht. „Lucas, Lucas, Lucas", begann Diego mich anzufeuern. Laut grölend hob er die Arme und animierte die anderen Jugendlichen dazu, lautstark mit zubrüllen. Klatschend fielen diese in seine Rufe ein und unterstützten ihn. Max klopfte mir motivierend auf die Schulter. „Komm schon Lucas", rief Annie lachend. Katie schüttelte ihre Haare aus und lächelte mich aufmunternd an.
Der Lärm steigerte sich ins unermessliche. Die pulsierende Stimmung der anderen war ansteckend. Je lauter es wurde, desto mehr vergaß ich meine Vorsätze. Theatralisch hob ich die Tablette nach hoben und brüllte laut: „Soll ich wirklich? Soll ich es wagen?!" „Jaaaaaaaaa", grölten die Jungs und die Mädchen kreischten begeistert los. Einzig Grace saß mit versteinerte Miene da. Grinsend warf ich die Tablette ein und spülte sie mit einem Schluck Bier runter. Inmitten des Chaos erhob sich Grace und verschwand, woraufhin sich Max zwischen Katie und Annie warf. Grinsend schlank er seine Arme um die beiden Mädchen, welche keine Aussicht auf eine schnelle Flucht hatten. Glücklich verpasste Max jedem der beiden einen dicken Schmatz auf die Wange, worauf sie ihn lachend wegschubsten.

Die Stimmung änderte sich rasch. Der Alkohol und die Tabletten lösten auch die letzten Hemmungen auf. Eine leere Sektflasche fand ihren Weg in die Mitte unserer kleinen Gruppe und ehe wir es uns versahen, begannen die Mädchen mit Flaschendrehen.
Max musste, dank Katie, sein T-Shirt ausziehen und präsentierte stolz sein definiertes Sixpack. Damit löste er sicher einige unzüchtigen Gedanken aus, denn die Mädchen konnten ihrer lüsternen Blicke nicht mehr von ihm wenden. Als Folge musste Allison ihr T-Shirt ausziehen. Nur halb so stolz wie Max präsentierte sie ihre sicher C-Körbchen großen Brüste. Als Konterreaktion musste Annie auch ihr rotes Top ausziehen. Diese trug es mit Fassung. Lächelnd
drehte sie die Flasche, welche dann auf Alex zeigte. Dieser durfte dann Katie küssen, wobei sie nicht mehr auseinander gingen. Das roch quasi nach einem Mädchen-Komplott. Das Alex nicht mehr in der Lage war die Flasche zu bewegen, drehte Annie diese erneut. Sie zeigte auf Max, welche sich sofort aufplusterte und wie ein kleines Kind seine Muskeln anspannte. Aufgrund seines erhöhten Pegels wurde er dazu gezwungen, einen Handstand zu machen. Der Plan scheiterte, da er nicht einmal mehr vernünftig aufstehen konnte. Kaum stand er auf den Beinen, krümmte er sich, stolperte zur Blumenvase und kotzte sich die Seele raus. Ewigkeiten später kroch er auf allen Vieren zurück in den Kreis und drehte die Flasche. Der Geruch von Kotze hing im Zimmer, doch er würde von Alkohol und Schweiß überlagert. Während die Flasche kreiselte griff er nach seinem halb vollen  Becher und trank einen großen Schluck. Er hatte wohl nicht dazu gelernt.

Die Glasflasche kam auf meiner Höhe zum Stillstand und die Öffnung zeigte bedrohlich auf mich. Wie ein gieriges und fieses Monster starrte sie mich an. Keuchend wand ich den Blick ab und trank einen Schluck aus meinem Becher. Die Flüssigkeit brannte in meinem Rachen, befreite mich aber kurzzeitig von diesem verstörenden Bild. „Küss Annie." Die kleine Brünette lächelte mich erfreut an. Irgendwie überwand ich die Distanz zwischen uns beiden. Wie durch einen Schleier erkannte ich ihre lächelnden Lippen. Ab und an schoben sich ihre bezaubernden braunen Augen in mein Blickfeld. Sanft strich ich über ihre weiche Wange und beugte mich runter. Ihre zarten Lippen schmeckten nach Alkohol. Meine Hände glitten über ihren halbnackten Körper, streichelten ihren Rücken während ich ihre Hände unter meinem Shirt führte. „Sucht euch ein Zimmer", geölte Leon. Abrupt lösten wir uns von einander.
Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte mich scheu an. Wild blinzelnd fokussierte ich mein Blick auf ihr Gesicht. Meine Gedanken begannen wie verrückt zu kreisen. Was war richtig? Was war falsch? War dieses Verlangen in mir falsch? Wieso fühlte ich mich einfach nicht schuldig? Ich müsste mich doch schuldig fühlen.

Broken InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt