49 Kapitel

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Samantha P.o.V.

Gelangweilt schaute ich auf die große Flimmerkiste namens Fernseher vor mir. Die Geschichte des Filmes nahm mich einfach nicht mit. Es langweilte und nervte mich viel mehr. Lily dagegen kaute andächtig jeden Chip einzeln. Ihre Augen wurden von Minute zu Minute größer, die ersten Tränen bildeten sich. „Dieser Film ist so schön", wimmerte sie und schnäuzte geräuschvoll in ein Taschentuch. Jos und Jacksons Blicke sprachen anderen Bänder. Während ich einfach stur auf den Bildschirm starrte, fraßen sie ihre Chips um die Wette. „Küss sie endlich", schrie Lily plötzlich und schmiss fast ihre Chips um. Bei ihrem aus euch zuckte ich zusammen. „Ja, küss sie endlich. Wir wollen das Ende", fiel Jackson in ihr Geheul ein und warf theatralisch seine Hände in die Luft. „Bitte bitte, küss sie!"
„Idiot", brummte Lily beleidigt und warf ihn mit einem überdimensionalen Chip ab. Gekonnt fing er ihn auf, warf ihr eine Kusshand zu und aß den ungesunden Snack. Unterdessen knutschen Hazel Grace und Augustus Waters hemmungslos im Anne-Frank-Haus. „Endlich", stöhnte Jo entnervt auf. Laut kauend schaute er auf den Bildschirm, kam aber zu dem Entschluss, dass der Film keine weitere Aufmerksamkeit benötigte. Er wandte sich wieder seiner Chipstüte zu. „Du weißt schon, dass der Film noch eine Weile geht", fragte ich ihn monoton und sah ihn kurz an. Mit Freude zerstörte ich seine aufkeimende Hoffnung auf ein frühes Ende. „Nein....nein. Lily! Sag mir, dass das nicht wahr ist!" Vollkommen verzweifelt setzte er sich aufrecht hin und starrte panisch auf den Bildschirm.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter lief schon seit einer Weile und die Jungs waren nicht ganz so angetan von dieser Idee. Der eigentliche Plan, einen entspannten Filmabend bei Lily Zuhause zu machen, war gleich von der Gastgerberin zunichte gemacht worden. Zur Wahl standen der laufende Film und Jurassic World. Die Jungs und ich waren für den zweiten Film. Lily war für den ersten Film. Also schauten wir ihren Film. Dementsprechend hingen wir anderen drei gelangweilt auf dem Sofa, während ihr die Tränen in den Augen standen. Es gab keine Textstelle, die sie nicht mitsprechen konnte.
Anstrengend.
„Lily bitte. Ich weiß, es ist ein Lieblingsfilm, aber bitte. Habe erbarmen mit uns armen Seelen", flehte Jackson nun und sah sie aus seinen braunen Hundenaugen leidend an. „O man Jackson! Jetzt hast du die Szene zerstört", fluchte Lily und drückte auf Pause. Genervt sah sie ihn an, ihre Trauer war verschwunden. „Wir haben keine Lust mehr auf den Film", begann Jo und sah sie ebenfalls leidend an, wobei Jackson diesen Blick definitiv besser beherrschte. „Ach wirklich?" Lilys kritischer und missbilligender Blick fiel auf ihre Gäste. „Jaaaaaa. Der Film ist grausam!" „So viel Kitsch", half Jo seinem besten Freund aus. „Sam. Siehst du das auch so?" Eben noch waren ihre Augen voller Tränen gewesen, nun hatte sie einen Todensblick aufgesetzt. Plötzlich war ich in Ihrem Fokus.
Boden tu dich auf.
„Ähm...." „Sam hasst den Film auch." „Sie ist kein Fan von Kitsch und Romantik", halfen die Jungs mir, hilfsbereit wie eh und je, aus. „Ist das wahr?" Unter Lilys prüfenden Blick wurde ich immer kleiner. „Ich würde viel lieber ein Spiel spielen...", versuchte ich mich zu retten. Gekonnt überhörten die anderen mich. Jeder versuchte seinen Dickkopf durchzusetzen. Die Jungs redete auf Lily ein, dass der Film scheiße war. Lily schrie die Jungs an. Für sie waren diese einfache Banausen, welche keine Ahnung von guten Filmen hatten.
Wahrscheinlich wäre diese laute Diskussion eskaliert, hätte es in diesem Moment nicht an der Tür geklingelt.

Der schrille Ton ließ die Streithähne zusammenzucken. „Sam, schaust du mal, wer da ist", bat Lily mich, dann wandte sie sich wieder den Jungs zu. Genervt verdrehte ich die Augen, erhob mich aber und schlich in den Flur raus. Alles war besser als bei den lauten Kindern zuhören zu müssen. Dadurch das es draußen dunkel war und drinnen das Licht schien, sah ich nur eine dunkle, große und kräftige Silhouette vor der Tür. Misstrauisch näherte ich mich der Tür und berührte zaghaft die Klinke.
Einatmen, ausatmen, Tür öffnen.
Mit einem Ruck riss ich die Tür auf. „Hey Lily, könntest du....heilige Scheiße! Sam!?" Geschockt sprangen der Junge und ich auseinander und starrten uns mit weit aufgerissenen Augen an. Vor mir stand ein großer Junge mit lockigem Haar und Tattoos. Harry. „Was zur Hölle machst du denn hier", entfuhr es ihm. Entsetzt starrte ich ihn an. Verlegen fuhr er sich mit der Hand durch die feuchten Haare. Wir hatten uns ewig nicht gesehen. „Sam. Wer ist denn da", schrie Lily aus dem Wohnzimmer. Als ich nicht sofort antwortete, kam sie um die Ecke gesprintet. Fast wäre sie in mich hineingerannt, doch sie hielt sich im letzten Moment an der Kommode fest. „Harry. Ich wusste gar nicht, dass du heute vorbeikommen wolltest", lachte sie nervös auf. „Überraschung", er grinste gequält. Ich stand wie versteinert da. Nun erschienen auch Jo und Jackson. „Hey Harry. Ewig nicht gesehen." „Alles klar, Bro?"

Freudestrahlend gingen sie auf ihn zu, als wäre er ein alter Freund. „Ja, ich hatte zu tun." Ausweichend schaute Harry weg. Lily fing sich als erstes. Gekonnt warf sie ihr Haar nach hinten, setzte ihr strahlendes Lächeln auf und legte ihren Arm um meine Schulter.
Nicht zusammenzucken!
„Harry. Das ist Sam. Eine Freundin von mir. Sam, dass ist Harry. Mein Cousin", erklärte sie mir. Uns beiden fiel die Kinnlade runter. „Wartet mal. Kennt ihr euch?" Stirnrunzelnd starrte Jackson uns an. Harry und ich starrten uns an. Wir beide nickten stumm, dann grinste er auf und schob sich durch die offene Haustür rein. Als er reinging, grinste Harry und schaute herablassend aus mich herab. „Man könnte meinen, wir kennen uns sogar sehr gut!"

Broken InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt