48 Kapitel

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Samantha P.o.V.

Lautes Schnarchen weckte mich auf. Abrupt öffnete ich die Augen und sah mich irritiert um. Ich lag in meinem Bett. Ich spürte meine weichen Kissen unter meiner Wange, die Wärme vertraut duftende Decke über meinen zitternden Körper und auch der verdeckte Spiegel war mir sehr bekannt. Dennoch, ein Spiegel konnte nicht schnarchen!
Ganz langsam setzte ich mich auf und sah mich hellwach um. Vor mir, auf dem weichen Teppich, lag Damon und schnarchte gemütlich vor sich hin. Über seinen kräftigen Körper hatte er meine Wolldecke aus dem Schrank ausgebreitet, sein Kopf lag auf einem meiner Pullover. Ganz vorsichtig zog ich mich ans Kopfende meines Bettes zurück und zerrte die Decke mit mir mit.
Was war passiert?
Ich schielte kurz an mir runter, doch ich trug noch meine Jogginghose und meinen Pullover. Die Gänsehaut an meinen Armen breitete sich rasend schnell aus.
Wieso war Damon hier?
Was hatte ich getan?
Was hatte er getan?
Hatte er überhaupt was getan?
Sollte er nicht immer noch bei seiner Familie sein?
Das laute Rascheln meiner Decke schien den jungen Mann aufgeweckt zu haben. Anmutig wie eine Katze streckte er seine Arme aus und erhob sich ruhig. Seine verschlafene Augen traf meinen verstörten Blick. Sofort war er hellwach. Abrupt, geschmeidig wie ein Löwe, erhob er sich und machte einen großen Schritt auf mich zu. „Kleine. Alles in Ordnung?"
Ganz behutsam sprach er mich an. Vorsichtig ließ er sich auf die Bettkante nieder und lächelte mich zaghaft an. „Geht es dir besser?" Verstört presste ich meine Lippen aufeinander und sah ihn unsicher an.
Was war passiert?
Damon schien meine Misere zu erahnen, denn er ergriff das Wasserglas vom Nachtisch und reichte es mir. Gierig trank ich das Glas leer und stellte es mit einem Knall zurück. Er zuckte kurz zusammen, fasste sich dann aber wieder. „Du bist gestern in der Küche zusammengebrochen. Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken, aber als ich dich mitten in der Nacht dort gesehen habe, hatte ich mir Sorgen gemacht." Ein trauriger Ausdruck huschte über sein sonst so sanftes und liebevolles Gesicht. „Du bist komplett .... Ähm .... sagen wir mal kollabiert", versuchte er es möglichst harmlos auszudrücken. Allmählich kehrten bei mir die Erinnerungen zurück. Ich hatte gekotzt, geweint, war ohnmächtig geworden. Ich war komplett ausgeflippt, weil er mich berührt hatte. Oder wie er es nannte: kollabiert.

Verlegen kratzte er sich am Bart und lächelte zaghaft. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Nachdem du in meinen Armen zusammengebrochen bist, habe ich dich in dein Bett getragen. Du hast immer wieder nach mir geschlagen, hast geschrien. Ich konnte dich einfach nicht alleine lassen!" Peinlich berührt sah ich zur Wand. Um die Stimmung aufzulockern, schob er seinen Ärmel hoch und präsentierte mir einen fetten Bluterguss am Arm. „Du hast einen guten Schlag drauf", lachte er und lächelte mich befreit an. Gequält erwiderte ich sein Lächeln.
Was hatte ich nur getan?
Unauffällig drückte ich mich gegen die Wand, immer auf der Hut was er als nächsten tun wird. Ich hatte ihn verletzt. Nicht auszudenken was jetzt passieren könnte. Meine Zähne bohrten sich in meine Unterlippe, so angespannt war ich. Doch Damon bewegte sich gar nicht wirklich. Stattdessen legte er sich eiskalt auf mein Bett und schloss die Augen. Nun war ich gefangen auf meinem eigenen Bett. Eingekesselt zwischen Wand und Damon saß ich auf meinem Bett und umklammerte verzweifelte meine Decke. Durch das gekippte Fenster drang eiskalte Luft in den Raum. Ein Zittern durchfuhr meinen geschundenen Körper. Damon grummelte missmutig als der kalte Luftzug bei ihm ankam. Patschend haute er mit seiner Hand auf dem Bett rum. „Jetzt gib mir mal was von der Decke. Ich war die halbe Nacht wach. Ich will schlafen!"
Er vergrub sein Gesicht in meinem Kissen und kniff missmutig die Augen zusammen. Wie ein kleines Kind klaute er mir Teile der Decke und drehte sich auf die Seite, sodass sein Gesicht zu mir zeigte. Zaghaft entspannte ich einen Muskel nach dem anderen. „Leg dich hin und schlaf. Du hast auch nur einige Stunden geschlafen!"
War er irre?
Mein Kopf dröhnte wie verrückt. Die anfänglich leichten Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Schmerzgepeinigt schloss ich die Augen. Ich lehnte den Hinterkopf an die Wand und atmete mehrmals tief durch. Diese Nähe! Sein Geruch drang allmählich zu mir vor. Aftershave und Schweiß. Besser als Schweiß, Alkohol, Nikotin und Aftershave.
Zittrig stieß ich Luft aus meinen Lungen raus. Ein Albtraum, nichts weiter.

Urplötzlich öffnete er seine Augen und sah mich aufmerksam an. Trotz der Müdigkeit in seinen braunen Augen, sah ich den Verstand dahinter arbeiten. „Tut mir leid Sam." Schwerfällig erhob er sich und setzte sich mir gegenüber. „Ich wollte dich nicht bedrängen, Kleine", gähnte er und rieb sich die Augen. Ganz zaghaft robbte ich an ihn ran. „Danke", wisperte ich leise und meinte es auch wirklich so. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Für dich doch immer. Aber das nächste Mal darfst du deinen Bruder vollkotzen und nicht mich", grinste er. Ein unsicheres Lächeln zauberte sich auf meine Lippen. „Okay."

Broken InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt