~{2}~

3.1K 105 4
                                    

Pov. Julian
Kaum war ich zu Hause angekommen kam auch schon mein jüngster, 9 jähriger Bruder Jascha auf mich zu gelaufen.
„Hey Julian, weisst du was? Wir spielen Theater in der Schule!", erzählte er mir begeistert, während wir in die Küche gingen.
„Echt?", mit Jascha zusammen begann ich den Geschirrspüler auszuräumen, während er mir voller Euphorie mehr über sein Schultheater zu erzählen begann.
„Ich hoffe Mama und Papa müssen nicht arbeiten, wenn die Aufführung ist.", schloss er seine Erzählung etwas traurig ab.
„Das Theater ist bestimmt zu einer Uhrzeit, zu der sie frei haben ", aufmunternd legte ich Jascha eine Hand auf die Schulter.
„Wenn Mama und Papa nicht kommen, schaust du es dir trotzdem an?"
„Natürlich, und Jannis ganz bestimmt auch.", Jascha begann dankbar zu lächeln. Nur zu gut konnte ich ihn verstehen, natürlich wusste ich, dass unsere Eltern alles dafür taten und war auch unglaublich dankbar dafür, dass sie so viel arbeiteten, um uns eine möglichst normale Kindheit zu ermöglichen, doch trotzdem wünschte ich mir manchmal, dass sie etwas mehr Zeit für uns hätten.
Seufzend räumte ich den letzten Teller in den Schrank.
„Willst du mir gleich beim Kochen helfen?", Jascha nickte begeistert. „Dann machst du jetzt noch deine Hausaufgaben, wenn du Hilfe brauchst rufst du mich okay? Und danach machen wir Abendessen.", erneut nickte Jascha, setzte sich an den Küchentisch und begann mit seinen Hausaufgaben. Ich war echt froh darüber, dass Jascha mir oft half und obwohl er der Jüngste unserer Familie war, vieles selbstständig machte.
Ich lief durch unsere kleine Wohnung in mein Zimmer, dass ich mir mit meinem zweiten Bruder Jannis teilte.
Jannis war etwas mehr als 2 Jahre jünger als ich und wie auch der Rest unserer Familie blond.
Als ich in unser Zimmer kam, war auch er dabei Hausaufgaben zu machen.
„Hat Jascha dir auch von seinem Theater erzählt?", fragte er grinsend. Ich lächelte zurück und nickte, woraufhin Jannis sich immer noch grinsend wieder seinen Hausaufgaben widmete. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und liess mich auf mein Bett fallen.
»Wenn ihr wollt könnt ihr morgen direkt nach der Schule zu uns kommen« las ich die Nachricht, die Kai in unsere WhatsApp Gruppe mit Sam und Mitch geschrieben hatte.
Sam hatte bereits geantwortet.
»Ich bin vorher noch bei Mitch, also kommen wir erst etwas später.« Kurz überlegte ich, bevor ich meine Antwort eintippte: »okay, dann komme ich direkt nach der Schule zu dir.«
Ich legte mein Handy zur Seite und blieb einen Moment lang erschöpf und regungslos auf meinem Bett liegen, bevor schliesslich auch ich einige Bücher und Aufgabenblätter aus meiner Schultasche nahm, und wie meine beiden Brüder auch mit den Hausaufgaben begann.
Einige Zeit später kam Jascha in unser Zimmer. „Julian, kochen wir jetzt?", Ich legte meine Hausaufgaben zur Seite und ging mit ihm zusammen in die Küche, wo wir ich mit Jascha Nudeln kochte, während Jannis den Tisch deckte.
Gerade, als wir schliesslich zu essen begonnen hatten, kam Mama, die als Altenpflegerin arbeitete nach Hause.
„Mama, weisst du was wir in der Schule machen?", fragte Jascha, kaum hatte sie das Haus betreten, woraufhin Jannis mich an zu grinsen begann.
Mein Vater arbeitete als Koch in einem Restaurant, weshalb er meistens erst spät abends nach Hause kam. Wenn meine Mana dann auch noch Nachtschicht hatte, waren wir auch nachts alleine zu Hause. Mitlerweile machte mir das aber nicht mehr so viel aus.
„Mama, darf ich morgen bei Kai schlafen?", fragte ich, nachdem Mama sich zu uns an den Tisch gesetzt und Jascha den Monolog über sein Schultheater beendet hatte. „Gerne, wenn seine Eltern damit einverstanden sind."
Ich wandte mich wieder meinem Essen zu, räumte mit meinen Geschwistern den Tisch ab und ging schliesslich mit Jannis zurück in unser Zimmer. Wir sassen beide, auf unseren Betten und waren am Handy, als mir plötzlich wieder dieser Gedanke kam.
Theoretisch wäre ein passender Moment, Jannis zu erzählen, dass ich schwul bin. Ich meine wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander und er hätte bestimmt auch nichts dagegen. Schon oft hatte ich den Gedanken gehabt, mich als erstes vor ihm zu outen, mich bisher aber nie getraut.
„Jannis?", hörte ich mich selbst sagen, bevor ich überhaubt fertig überlegt hatte, wie ich es ihm sagen sollte. „Kann ich kurz mit dir reden?", er sah auf. „Klar.", er setzte sich neben mich auf mein Bett. „Also weisst du... ehm, ich...", die Tür ging auf und Jascha kam rein. „Jannis komm, schnell du musst mir helfen.", mit panischem Blick sah er Jannis an. „Jascha warte kurz ich...", begann Jannis, doch ich unterbrach ihn. „Geh ruhig, ist nicht so wichtig." Jannis warf mir einen entschuldigenden Blick zu, bevor er mit Jascha das Zimmer verliess.
Ich lehnte mich an die Wand hinter mir und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. So einfach war es wohl doch nicht.
*******************************
Danke fürs Lesen, ich hoffe es hat euch gefallen.

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt