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Pov. Kai
Ich wusste, dass Julian nicht besonders gerne Leute zu sich einlud. Meines Wissens, waren Mitch und ich sogar die einzigen unserer Schule, die überhaupt schon mal hier Gewesen waren.
Da die Wohnung um einiges kleiner war, als sie es wohl durchschnittlich für fünf Personen gewesen wäre, wusste ich, war es Julian relativ unangenehm sie anderen Leuten zu zeigen.
Ich hatte Julian oft davon zu überzeugen versucht, dass es niemanden störte wenn ihre Wohnung eben eher klein ist, aber wenn er sich sowas mal in den Kopf gesetzt hatte, bekam man ihn so schnell nicht wieder davon los.
Ich persönlich, mochte die Wohnung gerne. Sie war gemütlich und sehr schön eingerichtet, so dass sie trotz des eigentlichen Platzmangels auf eine Art doch geräumig wirkte.
Nachdem wir die Wohnung nun also betreten hatten, kam auch schon Julians kleiner Bruder Jascha auf uns zu.
„Kai", rief er erfreut, begrüsste mich und wollte gerade mit irgendeiner Erzählung über etwas beginnen, als ich sah wie Julian mit den Augen rollte, woraufhin ich Jascha schnell erklärte, dass er mir später weiter erzählen könne.
Julian war schon so ziemlich genervt und ich hatte nicht das Gefühl, dass es seine Laune bessern würde, wenn ich mich erstmal mit seinen Geschwistern unterhielte, statt alles mit ihm zu klären.
Nachdem ich mich also von Jascha losgerissen hatte, gingen Julian und ich in Jannis und sein gemeinsames Zimmer.
Nachdem wir den Raum betraten, brauchte Julian Jannis nur kurz einen kurzen Blick zu zuwerfen, worauf dieser auch schon verstand, sich seuftzend von seinem Bett erhob und das Zimmer verliess.
Zögernd setzte Julian sich auf sein Bett, rutschte bis nach hinten an die Wand, und klopfte schliesslich neben sich auf die Matratze um mir zu symbolisieren, dass ich mich neben ihn setzen sollte, was ich auch tat.
„Also Julian, erstens, wie schon gesagt, ich kann nichts dafür, das die mich für den Weihnachtsball gefragt haben, mir wäre es auch lieber ich wäre nicht gefragt worden, glaub mir, es war super unangenehm", da Julians Blick wieder etwas gereizter wurde, fuhr ich schnell mit dem zweiten Punkt fort: „zweitens habe ich eh allen abgesagt, also verstehe ich nicht was d-", Julian unterbrach mich.
„Du hast allen abgesagt?", fragte er und richtete den Blick schuldbewusst auf seine Hände, mit denen er nervös am Saum seines T-shirts rumspielte.
„Das war also dein Problem", gegen meinen Willen musste ich lachen, sprach dann aber, in viel sanfterem Ton weiter.
„Dachtest du wirklich, es gäbe irgendein Mädchen, mit dem ich den Abend lieber verbringen würde als mit dir?"
Julians Wangen wurden leicht rot. „Um ehrlich zu sein, ja. Ich meine, es hätte doch sein können.", sprach Julian leise, mit immer noch gesenktem Blick.
„Ach Jule, ich kenne die alle doch kaum, ich habe vielleicht ein oder zweimal mit ihnen gesprochen, es gibt keinen Grund mit ihnen da hinzugehen. Selbst wenn sie nett sind, denke ich, es würde ihnen genau so wenig bringen wie mir."
Julians Gesicht hellte sich auf. „Das heisst du gehst mit mir dahin?"
„Ich würde nichts lieber tun", grinste ich, woraufhin auch Julian wieder zu lächeln begann.
„Tut mir leid, dass ich dich direkt so angeschnauzt habe, irgendwie ist mir alles zu viel geworden, der Umzug und alles damit zusammenhängende, da habe ich wohl etwas überreagiert.", sagte er zerknirscht.
Ich winkte ab: „Ach was, kann doch jedem mal passieren, dass ihm was unüberlegtes rausrutscht, alles gut."
Somit war der ganze "Streit", soweit man es überhaupt als das bezeichnen konnte, abgehak und ich wechselte das Thema.
„Hast du dich vor Mitch und Sam geout-"noch bevor ich das Wort fertig ausgesprochen hatte, nickte Julian.
„Also nicht direkt, aber sie wissens jetzt.", erwartungsvoll sah ich ihn an, doch er redete nicht weiter, weshalb ich es dabei beliess.
Einige Zeit lang sassen wir schweigend nebeneinander, bis ein behutsames Klopfen an der Tür ertönte.
„Ja?", fragte Julian laut, woraufhin die Tür sich öffnete und Jannis das Zimmer betrat.
„Sorry, ich brauche nur kurz meine Sportsachen.", schnell packte Jannis einige Dinge zusammen und verliess das Zimmer wieder.
„Kannst die Tür offen lassen.", sagte Julian und wandte sich schliesslich mit einem Grinsen an mich. „Und du hast wohl jetzt keine andere Wahl mehr, als mindestens die nächsten drei Stunden lang Jascha zu zuhören."
Lachend standen wir beide auf, verliessen das Zimmer und betraten schliesslich, nach kurzem Klopfen, das von Jascha.

Pov. Julian
Tatsächlich, hielt sich die länge Jaschas erzählungen noch in Grenzen, wenn man bedachte, dass man ihn als sowas wie Kais grösster Fan hätte beschreiben können.
Er hatte auch Kai zu seiner Theateraufführung, die in zweieinhalb Wochen, und somit ein Tag vor unserem Weihnachtsball stattfinden sollte, eingeladen, und Kai und ich hatten beschlossen gemeinsam hinzugehen.
Der Weihnachtsball war schliesslich der letzte Tag vor den Ferien und traf dementsprechend auf meinen letzten Schultag.
Mittlerweile war Kai gegange, wir hatten zu abend gegessen und
ich wartete gerade darauf, dass Jannis fertig mit geduscht hatte, um selbst ins Bad zu können.
Gelangweilt scrollte ich durch Instagram, als ich schliesslich eine Nachricht bekam.
»Du gehst mit Kai zum Weihnachtsball?!« las ich mir Sams Nachricht durch und tippte gleich darauf auch schon ein einfaches: »Ja«, als Antwort ein.
»Als Date?😱👀☺️«
Ich sah über Sams Angewohnheit der merkwürdigen Emoji wahl hinweg und tippte diesmal ein: »Nein«, ein.
Wenn ich aber genauer darüber nachdachte, hatten wir das gar nicht so genau geklärt.
»Schade🥺«, las ich die nächste von Sams Nachrichten, da aber im nächsten Moment Jannis zurück ins Zimmer kam, und das Badezimmer somit nun frei war, antwortete ich nicht mehr darauf, sondern ging ins Bad und begann mir nachdenklich die Zähne zu putzen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass
er es als so etwas ein Date empfand, aber was wenn doch?
Wenn ich es mir recht überlegte, war ich es gewesen, der ihn gefragt hatte, ob wir zusammen hingehen.
Die Frage war also eigentlich, ob er glaubte, dass ich mit ihm als Freunde, oder mit ihm als mein Date hingehen wollte.
Ich beschloss das Ganze mit Jannis zu besprechen, spuckte die Zahnpasta aus, wusch mir kurz das Gesicht und ging schliesslich in unser Zimmer, wo Jannis bereits in seinem Bett lag.
Nachdem auch ich mich hingelegt hatte, begann ich also erstmal Jannis, auf dem Rückenliegend, mit geschlossenen Augen, durch die Dunkelheit, den gesamten Sachverhalt zu erklären.
Als ich meine Erzählung abgeschlossen hatte, hörte ich Jannis lachen.
Verwirrt schlug ich meine Augen auf, und drehte mich in die Richtung, in der ich sein Gesicht vermutete.
„Was ist denn daran bitte lustig?"
„Ich glaube keiner hat solche seltsamen Probleme wie du.", beantwortete Jannis immer noch lachend meine Frage.
Ich rollte mit den Augen. „Selbst wenn es so ist, hilft mir das auch nicht weiter."
„Wie soll ich dir dabei denn helfen?"
„Sag mir halt deine Meinung dazu."
„Wenn dus unbedingt wissen willst, dann frag ihn und sonst warte eben ab, was macht es denn für einen Unterschied?", ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, weshalb eine kurze Stille herrschte, bevor ich nach einiger Zeit hörte, wie Jannis sich in seinem Bett aufsetzte.
„Ausser", begann er, um einiges Euphorischer als noch bei seinem letzten Satz, was darauf schliessen liess, dass er eine Idee hatte, „du hättest einen super tollen jüngeren Bruder, der es durch seine genialen Pläne unauffällig für dich herausfinden könnte.", wieder hörte ich Jannis lachen, und diesmal musste auch ich grinsen.
„Würdest du das denn tun?"
„Klar! Das heisst, der geniale, unauffällige Plan fehlt noch aber mir fällt schon was ein. Und jetzt, mach dir keine Gedanken mehr darüber und schlaf, ich muss nachdenken."
„Danke Jannis, du bist der beste Bruder den man haben kann."
Schon wieder lachte er. „Man könnte meinen, ich sei der Ältere von uns, so wie ich dir ständig helfen muss."
„Wenn man keinen älteren Bruder hat, muss man eben auf den nächst besten zurückgreifen.", konterte ich, was dazu führte, dass ein Kissen quer durchs Zimmer auf mich zu geflogen kam und mich nur knapp verfehlte.
„Gute Nacht Julian", säuselte Jannis schliesslich noch, bevor er sich wieder hinlegte und wir nach einiger Zeit schliesslich, beide in unsere Gedanken versunken, einschliefen.
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Danke fürs Lesen, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt