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Pov. Kai
Am nächsten Morgen wachten Julian und ich durch den penetranten Piepton meines Weckers auf.
Nur wiederwillig lösten wir uns aus der eng aneinander gekuschelten Position, in der wir geschlafen hatten und quälten uns beide aus dem Bett.
Da Julian als er gestern zu mir gekommen war, nur einen dünnen Pulli und eine Jogginghose getragen hatte, suchte ich ihm, bevor ich schliesslich ins Bad ging, aus meinem Schrank Klamotten aus, die er für die Schule anziehen konnte und legte sie aufs für ihn auf meinen Bürostuhl.
Als ich aus dem Bad zurück in mein Zimmer kam, sass Julian bereits fertig angezogen auf meinem Bett.
„Fühlst du dich gut genug um zur Schule zu gehen?", fragte ich besorgt und beugte mich ein Stück weit zu ihm runter.
Er nickte und begann schwach zu lächeln. „Ich glaube schon. Es geht mir viel besser als gestern."
„Aber wenn irgendwas ist oder du dich doch nicht gut fühlst, sags mir bitte, okay?", erneut nickte Julian und stand schliesslich auf.
„Danke Kai", flüsterte er und umarmte mich, schon fast stürmich.
Normalerweise hätte ich jetzt gesagt, dass das alles doch selbstverständlich sei und dass er doch genau das Selbe getan hätte, doch die "Dankesumarmung" war viel zu schön, als das ich etwas dagegen einwenden wollte. Stattdessen erwiderte ich die Umarmung und strich Julian mit einer Hand durch sein blondes Haar.
Es war unfassbar weich und fühlte sich wundervoll an, doch trotz der eigentlichen Perfektheit dieses Momentes, schlichen sich gegen meinen Willen auf einmal negative Gedanken in meinen Kopf.
Was wird sein, wenn Julian nicht mehr bei mir ist?
Ob er auf der neuen Schule einen besseren Feund als mich finden wird?
Oder sogar eine Beziehung führen wird?
Der Gedanke daran, dass Julian damit jemand anderem näher sein würde als mir, gefiel mir garnicht.
Erst als Julian sich langsam aus der Umarmung löste, wurde ich aus meinen Überlegungen gerissen.
In Gedanken versunken hatte ich gar nicht bemerkt, wie lange unsere Umarmung gerade gedauert hatte, und kratzte mich nun etwas verlegen am Kopf.
Julian hingegen lachte nur, fuhr sich kurz durch die meinetwegen völlig verstrubbelten Haare und lief schliesslich mir voraus nach unten um du Frühstücken, wofür kaum noch Zeit geblieben war.
„Kann ich in der Schule gleich Stifte von dir benutzen?", fragte Julian schliesslich während des Frühstücks, da sein Schulzeug natürlich bei ihm zu Hause war.
„Klar. Aber jetzt beeil dich, wir kommen zu spät.", mit einem erneuten Blick auf die Uhr machte ich schnell den Tisch sauber, während Julian mit einem: „ja-a", bereits die Küch verliess um sich seine Schuhe anzuziehen.
Glücklicherweise war Julian gestern mit dem Fahrrad zu mir gekommen, so waren wir schon mal um einiges schneller in der Schule als wenn wir hätten laufen müssen.
Gestresst kamen wir nach einigen Minuten schliesslich bei der Schule an und betraten, gerade noch vor dem zweiten Klingeln, das Klassenzimmer.
Völlig ausser Atem liess ich mich auf den Platz neben Mitch fallen, während Julian sich auf der andere Seite neben mich setzte.
„Was ist denn mit euch passiert?", Mitch musterte uns mit einem kritischen Blick.
„Und warum trägt Julian Kleider von dir?"
„Erklär ich dir später", murmelte ich schnell, als ich den bösen Blick, den der Lehrer uns zuwarf, bemerkte.
Erst als wir uns für eine Gruppenarbeit, die ich mit Sam Mitch und Julian machte, aufgeteilt hatten, war Zeit, Mitch und Sam grob zu schildern, was passiert war.
Als wir unsere Erzählung beendet hatten, lag in den Blicken der Beiden eine Mischung aus Schock und Trauer.
Sam war, was uns nicht erstaunte, da er meistens um einiges mehr redete als Mitch, der erste, der seine Sprache wiedergefunden hatte: „Weisst du schon auf welche Schule du gehen wirst?", Julian nannte ihm den Namen der Schule, woraufhin wir uns damit beschäftigten gemeinsam an Mitchs Laptop, auf dem wir eigentlich unsere Gruppenarbeit erledigen sollten, möglichst viel über Julians neue Schule rauszufinden.
„Ich gehe noch kurz zur Toilette", murmelte ich, als die Stunde fast vorbei war und wir zurück ins Klassenzimmer mussten.
Die Toilette befand sich direkn neben dem Zimmer in das wir schliesslich mussten.
Die Anderen räumten also noch kurz alles was wir gebraucht hatten zusammen, während ich zum Wc ging.
Gerade als ich die Tür öffnen wollte, kam ein Mädchen auf mich zu, dass irgendwie Nervös aussah. Tief holte sie Luft, bevor sie zu sprechen begann: „Kai? Würdest du mit mir zum Weihnachtsball gehen?", fragte sie etwas schüchtern.
Shit, den Weihnachtsball hatte ich komplett vergessen. Obwohl ich noch nicht wirklich darüber nachgedacht hatte, stand mein Entschluss, dass ich nicht mit einem Mädchen hingehen wollte fest.
Was ich aber nicht wirklich wusste, war wie ich ihr das erklären sollte.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie
Julian in seiner Bewegung inne hielt und uns zu beobachten begann.
„Ich glaube eher nicht", begann ich perplex und bemerkt gleichzeitig selbst, wie blöd das gerade geklungen haben musste.
„Also nicht dass ich dich nicht mögen würde aber...", probierte ich mich aus der Situation zu retten. Eigentlich hatte ich keine Ahnung ob ich das Mädchen, welches Alicja hiess, mochte oder nicht, ich hatte noch nie wirklich was mit ihr zu tun gehabt.
Krampfhaft suchte ich nach Worten, mit denen ich meinen Satz hätte beenden können, als Alicja glücklicherweise wieder zu sprechen begann: „Schon okay, sorry."
„Nein, du musst dich nicht entschuldigen", doch sie lächelte mir nur kurz zu und war auch schon weiter gegangen.
Leicht verwirrt ging ich auf Klo und dachte darüber nach, dass dies wohl gerade die seltsamste Situation der mindestens letzten zwei Jahre für mich war.
Als ich zurück im Klassenzimmer war, sah Julians Blick nicht gerade begeistert aus.
Auch im verlauf des restlichen Tages, besserte sich seine Laune nicht wirklich wozu wohl unter anderem auch die beiden weiteren Mädchen, die mich fragten, ob ich mit ihnen zum Ball gehen wolle, beitrugen.
Für mich war das Ganze ziemlich seltsam. Niemals hätte ich gedacht, überhaupt von jemandem gefragt zu werden.
Julian sprach auch noch beim nach Hause fahren kaum ein Wort mit mir, was mich immer wie mehr zu nerven begann, weshalb ich es schliesslich bei ihm zu Hause angekommen auch ansprach.
„Julian, was ist denn eigentlich los mit dir?", fragte ich in etwas angriffigerem Ton, als ich es eigentlich vor gehabt hatte.
„Was denkst du denn, dass mit mir los sein könnte?", schnauzte er mich an. „Zum Beispiel, dass sich ständig irgendwelche Mädchen dir um den Hals werfen."
„Da kann ich doch nichts für!", ich sah, wie sich aus Julians gerade noch genervten Blick der Ausdruck von Schuld trat.
„Ich weiss aber...", begann er, doch ich unterbrach ihn.
„Darf ich kurz reinkommen? Dann können wir das alles in Ruhe klären und nicht hier draussen, mitten auf der Strasse."
Julian nickte. Wir stellten unsere Fahrräder an die Hauswand und liefen durchs Treppenhaus nach oben, um schliesslich die Wohnung der Brandts zu betreten.
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Danke fürs Lesen und schönes Wochenende. 💕

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt