Pov. Kai
Glücklicherweise hatten wir freitags echt wenig Schule, und konnten nach den Sportstunden bereits nach Hause. Ich war echt froh darüber, dass Julians Gesicht wieder einigermassen seine normale Farbe angenommen hatte, und er auch nicht mehr aussah als würde er gleich umkippen.
Mittlerweile waren wir bei unseren Fahrrädern angekommen, wo ich mit Sam und Mitch kurz die Zeit abmachte, wann sie zu mir kommen sollten und danach mit Julian zusammen zu mir nach Hause fuhr.
Lea hatte noch Schule und mein älterer Bruder Jan hatte bereits eine eigene Wohnung und ass nur selten mit uns, weshalb nur meine Eltern mit uns am Mittagstisch sassen.
Da auch Julians normale Kleidung etwas Blut abbekommen hatte, gingen wir vor dem Essen kurz in mein Zimmer, wo ich ihm einen meiner Pullis raussuchte. „Kannst du so überhaupt Essen?", fragte ich ihn mit einem Blick auf seine mittlerweile stark angeschwollene Lippe. Er zuckte mit den Schultern. „Werd ich wohl gleich rausfinden.", sagte er mit einem Versuch zu grinsen, was aufgrund der Schwellung nicht wirklich funktionierte. Ich musste lachen.
Gespielt beleidigt sah Julian mich an und begann sich umzuziehen. „Wo sollen wir eigentlich alle Schlafen?", fragte Julian, nach dem er sich meinen Pulli über den Kopf gezogen hatte. „Naja, zwei von euch Schlafen mit einer Matraze auf dem Boden, und der Dritte wird wohl mit mir in meinem Bett schlafen müssen und das wirst wahrscheinlich du sein. Das heisst natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.", Julian nickte. Eigentlich hatten wir schon öfter im gleichen Bett geschlafen, aber trotzdem reagierte Julian irgendwie komisch, als ich das sagte.
Nachdenklich betrachtete ich ihn kurz, schüttelte dann aber den Kopf, wahrscheinlich hatte ich mir das bloss eingebildet.
Gemeinsam mit Julian ging ich wieder runter in die Küche, wo mein Vater gerade den Topf, mit dem fertigen Essen, auf den Tisch stellte. Meine Mutter hohlte währenddessen ein Kühlbeutel für Julian aus dem Gefrierschrank, bevor wir schliesslich zu essen begannen.
Tatsächlich konnte Julian trotz allem eineigermassen normal essen. Als wir fertig waren gingen wir wieder zurück in mein Zimmer, wo wirs uns auf meinem Bett gemütlich machten. „Wusstest du, dass dieses Jahr ein Weihnachtsball an unserer Schule stattfindet?", fragte ich, als mir plötzlich einfiel, was Lea mir gestern erzählt hatte. Julian schüttelte den Kopf. „Lea hat gesagt alle drei Jahre, also ist er dieses Jahr wieder. Wahrscheinlich werden die Lehrer uns in den nächsten Wochen darüber informieren.", nicht wirklich begeistert begann nun Julian zu sprechen: „Muss man da hingehen?"
„Ich weiss nicht, aber nachdem was Lea gesagt hat wahrscheinlich schon.", Julian seufzte. „Lea kommt bald nach Hause, wir können sie gleich fragen.", eigentlich hatte ich bereits im Voraus gewusst, dass Julian nicht wirklich begeistert davon sein wird. Ich meine, ich kenne ihn seit dem Kindergarten und waren schon da beste Freunde geworden und ich hatte das Gefühl ihn in- und auswendig zu kennen. Wir verstanden uns blind, und mittlerweile gehörte er schon eher zur Familie dazu, als dass er mein bester Freund war.
Während Julian Musik anmachte, holte ich zwei Controller und wir begannen zu zocken.
Genervt warf Julian nach einiger Zeit seinen Controller weg. „Ich hab keine lust mehr.", er liess sich auf meinem Bett nach hinten fallen. „Bloss weil du ständig verlierst?", grinste ich. Julian rollte mit den Augen, sagte aber nichts mehr. Auch ich liess mich nach hinten fallen, so, dass wir nun nebeneinander auf dem Rücken auf meinem Bett lagen.
„Kai?", begann Julian plötzlich, nachdem wir einige Zeit schweigend nebeneinander gelegen hatten, „glaubst du", er setzte sich auf, „glaubst du es gäbe irgend einen Grund für dich, dass du nicht mehr mit mir befreundet sein wolltest?", fragte er nachdenklich. „I-ich glaube nicht...", antwortete ich perplex und setzte mich ebenfalls auf. „Mmh", machte Julian, was auch immer das bedeuten sollte und begann auf einen unbestimmten Punkt des Bodens zu starren.
Ich rutschte ein Stück näher an ihn ran. „Ist irgendwas passiert Julian?", fragte ich besorgt und legte einen Arm um ihn. Er löste seinen Blick von meinem Boden und sah nun mich an. „Nein, alles gut, es ist nichts passiert", sagte er schnell.
„Gibt es irgendwas Anderes über das du reden willst?", fragte ich vorsichtig weiter. Diesmal ganze verging, bis Julian zu sprechen begann.
„Also, mal angenommen ich wäre schwul, natürlich nur angenommen, würdest du dann von mir erwarten, das ich ein grosses Ding aus meinem Outing machen würde? Oder wäre es auch okay, wenn ich es nur so nebenbei mal erwähnen würde?", ich musste lachen. „Für mich würde es, mal angenommen du wärst schwul, komplett reichen, wenn dus nur nebenbei erwähnen würdest.", auch Julian begann nun zu grinsen. „Okay, ich glaube ich bin Schwul."
Lächelnd zog ich Julian mit dem Arm, den ich immer noch um ihn gelegt hatte, ein Stück näher an mich und umarmte ihn.
Hätte ich schon vorher gewusst, dass er schwul ist, hätte ich mir sein Outing tatsächlich in dieser Art vorgestellt. Irgendwie passte es zu ihm.
Nachdem wir uns nach einiger Zeit von einander gelöst hatten, klopfte es plötzlich an der Tür. „Ja?", fragte ich, woraufhin Lea das Zimmer betrat. „Wie viele sind wir den beim Abendessen?", unsere Eltern mussten gleich noch weg, weshalb Lea, da sie dies echt gerne tat, angeboten hatte für uns zu kochen. „Mit dir fünf", sagte ich, woraufhin Lea nickte und das Zimmer wieder verlassen wollte, ich sie aber zurück hielt. „Lea, warte kurz.", sie blieb stehen und drehte sich zu uns zurück. „Du hast mir doch letztens von diesem Weihnachtsball erzählt..."
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It's a sad day for all Bravertz fans... 😢🥺
Ich hoffe trotzdem, dass ihr einen schönen Tag hattet und das Kapitel euch gefallen hat.💕
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Bravertz~Why is it so hard to say?
FanfictionWarum muss immer alles so kompliziert sein? Obwohl der 16 jährige Julian weiss, wie tolerant seine Familie und Freunde sind, ist ein Outing doch schwerer, als er es sich vorgestellt hatte. Ausserdem kommen, kaum hat er sein Outing hinter sich, auch...