Pov. Julian
Die nächsten Tage nutzten wir, um die Wohnung fertig einzurichten, uns einzuleben und die Umgebung aus zu kundschaften.
Kai war immer dabei und immer wie mehr wuchs in mir die Angst vor dem Tag, an dem er nach Hause fahren würde.
Unsere Eltern hatten beschlossen Weihnachten dieses Jahr gemeinsam zu feiern.
Wir würden also alle zu Kai nach Hause fahren und schliesslich dort übernachten.
Am nächsten Tag führen wir schliesslich wieder nach Hause.
Ohne Kai.
Bereits jetzt wusste ich, dass ich die letzten vier Ferientage, die nach Weihnachten noch übrig blieben nur zu Hause sitzen und voller Panik dem ersten Schultag entgegen blicken würde.
Im Moment war Kai aber noch da, und ich wollte in den letzten Tagen, die uns in diesen Ferien gemeinsam blieben, jede einzelne Sekunde mit ihm geniessen.
Gerade diskutierten wir darüber, was wir den Rest des Tages tun sollten.
Während Kai der Meinung war, dass wir in die nächste Stadt fahren und uns diese ansehen sollten, war ich der Meinung besser hier zu bleiben, weiterhin nebeneinander auf meinem Bett zu liegen und über irgendwas zu reden.
Irgendwann schaffte Kai es aber doch, mich zu überreden seknen Plan für den späten Nachmittag zu verwirklichen.
Immernoch lag draussen Schnee, weshalb wir uns dicke Jacken und warme Schuhe anzogen, bevor wir schliesslich das Haus verliessen und uns auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle machten.
„Was sollen wir den bitte in der Stadt?", beschwerte ich mich erneut, „die Läden machen doch eh gleich zu."
„Du wirst schon sehen Jule.", antwortete Kai nur.
Fröstelnd zog ich mir meine Wintermütze tiefer ins Gesicht und stellte mich etwas näher zu Kai.
Aus dem Augenwinkel sah ich ein Mädchen, welches der Strasse entlang auf uns zu kam.
Freundlich lächelte sie uns zu, bevor sie sich neben uns an die Bushaltestelle stellte.
Kurz darauf kam schliesslich auch schon der Bus.
Wärend wir uns in die hinterste Reihe setzten, nahm das Mädchen direkt vor uns, neben einem blonden Jungen Platz.
Kai musterte die Beiden.
„Vielleicht kommst du mit denen in eine Klasse. Wär doch toll, sie sehen jedenfalls nett aus.", auch ich begann sie nun zu beobachten.
Tatsächlich schienen sie einigermassen in unserem Alter zu sein.
„Ich will aber viel lieber wieder in eure Klasse.", jammerte ich.
Seufzend legte Kai einen Arm um mich.
Ich liess meinen Kopf gegen Kais Schulter fallen und seufzte ebenfalls.
„Komm schon Jule, das wird schon, du darfst nicht von Anfang an so negativ sein.
Im selben Moment drehten sich die Beiden Personen, über die wir bis eben gesprochen hatten, zu uns um.
„Gehört ihr zu der Familie, die in unsere Strasse gezogen sind?", fragte das Mädchen lächelnd.
„Er schon.", bestätigte Kai, während er mit dem Kopf in meine Richtung nickte.
„Cool, freut mich, ich bin Leonie.", der Bus hielt und wir stiegen alle vier aus, bevor das Mädchen, welches sich als Leonie vorgestellt hatte, weiter sprach.
„Wir wohnen nur einige Häuser von euch entfernt und wir gehen beide auf die selbe Schule wie du."
Nun mischte sich auch der Junge neben ihr ein: „Leonie, ich glaube du überforderst sie etwas, lass sie sich doch erstmal selbst vorstellen, bevor du sie voll quasselst."
Leonie verdrehte die Augen , „ja okay sorry, ich wollte sie nur mal von Anfang an über alles informieren.", sie wandte sich wieder an uns, „dann stellt euch doch mal vor", forderte sie uns mit einem erneuten strahlenden Lächeln auf dem Gesicht auf.
Aufmunternd lächelte auch Kai mir zu, als ich zu sprechen begann: „Ich heisse Julian.", begann ich die Erzählung mit dem offensichtlichsten. Schliesslich erzählte ich ihnen etwas über meine Hobbys, unseren früheren Wohnort und schloss die Erzählung damit ab von meinen Geschwistern zu erzählen.
„Dein Bruder ist also zwei Klassen unter dir?", fragte der Junge, dessen Name ich immer noch nicht kannte, interessiert nach. Ich nickte.
„Cool, dann kommen unsere Geschwister wohl zusammen in eine Klasse. ", Leonie nickte.
„Und du kommst, wie uns unser Lehrer erzählt hat in unsere Klasse."
Zum ersten Mal beteiligte sich nun auch Kai, der bisher nur aufmerksam zugehört hatte, in unser Gespräch ein: „Seid ihr Geschwister?", erkundigte er sich.
Leonie schüttelte lachend den Kopf. „Nein, aber ich kenne Marco bereits seit dem Kindergarten. Also sind wir schon fast sowas ähnliches wie Geschwister."
Marco hiess der Junge also, schloss ich aus ihrer Aussage.
Ein kleiner Stich machte sich in meiner Brust bemerkbar. So sehr hätte ich mir gewünscht ebenso mit Kai weiterhin in die Klasse zu gehen, dass alles so gewesen wäre wie vor dem Umzug.
Schnell verdrängte ich diesen Gedanken aber wieder. Ich wusste, dass sich daran nichts ändern liess.
Mittlerweile hatten auch Kai und Marco sich vorgestellt.
Während Kai erzählte, dass er mein Freund sei, verzogen die Beiden keine Miene. Entweder hatten sie also nichts dagegen oder sie hatten einfach nicht verstanden, dass er mein fester Freund ist, überlegte ich und hoffte einfach mal auf ersteres.
Einige Meter weiter blieben wir an einer Kreuzung stehen.
„Wir müssen da lang", Leonie zeigte auf die rechte Abzweigung.
„Wir da.", Kai zeigte in die andere Richtung.
„Na dann, bis Montag Julian.", wir verabschiedeten uns voneinander und gingen weiter.
Bereits einige Meter in die nächste Strasse rein, waren erste Weihnachtslichter und Stände zu erkennen.
Auf einmal stieg meine Begeisterung über den kleinen Ausflug erheblich an.
„Ein Weihnachtsmarkt!", strahlte ich, während ich mich voller Vorfreude umsah.
„Wusstest du, dass heute Weihnachtsmarkt ist?"
„Natürlich.", grinste Kai.
Es war bereits beinahe dunkel, während wir über den Weihnachtsmarkt schlenderte, weshalb ich mich auch hier, in der Öffentlichkeit traute, nach Kais Hand zu greifen.
Lächelnd begann Kai mit dem Daumen über meinen Handrücken zu streichen.
So sahen wir uns die verschiedenen Stände an, betrachteten die vielen Lichterketten und genossen die gemeinsame Zeit.
Der Ausflug war wunderschön, und ich unglaublich glücklich.
Das Glücksgefühl hielt den ganzen restlichen Abend an, und noch als wir schliesslich zu Hause ankamen, brachte ich das Lächeln kaum von meinem Gesicht.
So legten Kai und ich uns schliesslich auch schlafen hundemüde und doch überglücklich.
*****************************
Danke fürs Lesen, ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. 🌈
Schönes Wochenende❤️💕
DU LIEST GERADE
Bravertz~Why is it so hard to say?
FanfictionWarum muss immer alles so kompliziert sein? Obwohl der 16 jährige Julian weiss, wie tolerant seine Familie und Freunde sind, ist ein Outing doch schwerer, als er es sich vorgestellt hatte. Ausserdem kommen, kaum hat er sein Outing hinter sich, auch...