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Pov. Kai
Nachder Information in der Aula machten Mitch und ich uns auf den Weg in eines der Testzimmer, während Sam und Julian ein anderes Fach hatten.
Einige Minuten, nachdem wir uns hingesetzt hatten, trat auch unser Deutschlehrer ins Zimmer und teilte uns die Tests aus.
Bereits beim Durchlesen der Aufgaben stellte ich fest, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Ständig wanderten meine Gedanken woanders hin, weg vom Test, zu Julian.
Wie wir uns damals kennengelernt hatten, vor 12 Jahren.
Wie damals der kleine blonde Junge in unseren Kindergarten kam. Unter Tränen hatte er sich von seiner Mutter getrennt und sich schliesslich ängstlich an die Hand der Kindergärtnerin geklammert. Langsam war ich damals auf ihn zu gegangen und hatte nach seiner anderen Hand gegriffen.
„Soll ich dir ein Geheimnis zeigen?", hatte ich ihm ins Ohr geflüstert, woraufhin er schüchtern genickt hatte.
Gemeinsam waren wir zu der kleinen Höhle gelaufen, die ich mir aus Decken und Kissen gebaut hatte. Denn ganzen Tag hatten wir zusammen dort gespielt und als wir abends schliesslich abgeholt werden sollten, konnten wir uns kaum voneinander trennen.
Seit diesem Tag war Julian mein bester Freund. Wir hatten so gut wie alles zusammen erlebt. Waren zusammen in die erste Klasse gekommen und einige Jahre später in die Oberstufe.
Aber was wäre gewesen, wenn ich ihn damals nicht angesprochen hätte? Uns nicht angefreundet und so viel Zeit zusammen verbracht hätten? Ob ich jetz wohl anders wäre?
Nachdem mich der Lehrer mit einem: „Noch 15 Minuten.", aus meinen Gedanken gerissen hatte, beschloss ich, dass gerade eindeutig der falsche Moment war um darüber nach zu denken und probierte mich nun endlich auf meinen Test zu konzentrieren.
Trotzdem musste ich meinBlatt am Ende der Stunde halb leer abgeben.
Dementsprechend war ich den Rest des Tages auch nicht wirklich gut gelaunt, was eigentlich eher untypisch für mich war, und mit den Gedanken nicht wirklich bei der Sache.
Auch als ich abends zu Hause war, musste ich immernoch ständig an Julian denken.
Klar, wir verbrachten quasi schon unser ganzes Leben zusammen und es war selbstverständlich, dass ich oft an ihn dachte, trotzdem war es in den letzten irgendwie anders geworden.
Ich liess mich auf mein Bett fallen und begann an meine Decke zu starren. Kurz darauf klopfte es an meiner Tür.
„Ja?", fragte ich, woraufhin mein älterer Bruder Jan das Zimmer betrat.
„Was machst du den hier?", fragte ich erfreut und setzte mich aufrecht hin.
„Ich bin nächstes Wochenende weg, deshalb dachte ich mir ich besuche euch heute mal wieder.", er setzte dich neben mich aufs Bett.
Ob ich mit ihm über Julian sprechen sollte? Eigentlich hatte ich ein echt gutes Verhältnis zu Jan und hatte auch das Gefühl, dass er mir hirgendwie helfen könnte. Ich faste mir also ein Herz und begann zu sprechen: „Jan, ich habe eine Frage.", gespannt sah er mich an. „Hattest du schonmal das Gefühl, dass dir jemand wichtiger ist als alles andere was du hast?", fragte ich mit einem leicht unangenehmen Gefühl, irgendwie war es komisch darüber zu reden.
Jan überlegte kurz. „Ja", antwortete er mir schliesslich nur.
„Auch ausserhalb der Familie?", er nickte. Seufzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. „Geht es um Julian?", fragte Jan schliesslich. Diesmal nickte ich. Ich entschied mich nicht nachzufragen, woher er davon wusste.
„Irgendwie sind wir uns in letzter Zeit so nah, ich meine noch näher als sonst und ausserdem habe ich ihn heute Morgen geküsst. Also nicht richtig! Nur auf die Stirn, aber trotzdem, ich weiss nicht, es ist alles so kompliziert.", platzte es aus mir heraus.
Behutsam legte Jan mir eine Hand auf die Schulter.
„Hast du denn das Gefühl Julian hat etwas gegen all das?", ich überlegte kurz und schüttelte schliesslich langsam den Kopf.
„Und hast du was dagegen? Ich meine, bereust du es ihn geküsst zu haben?"
„Ich habe ihn nicht richtig geküsst."
„Ich weiss Kai, aber das beantwortet meine Frage nicht.", manchmal kam mir Jan fast vor wie ein Psychologe.
„Nein ich bereue es nicht.", murmelte ich leise, „ich meine, ich weiss das es falsch war, er ist schliesslich mein bester Freund, aber es hat sich so richtig angefühlt."
„Aber warum soll es denn dann falsch sein? Ich meine wenns für euch beide in Ordnung ist, ist doch alles gut.", mal wieder musste ich mir eingestehen, dass Jan recht und wie so oft genau die passende Worte zur aufmunterung bereit hatte.
„Denk nicht zu viel darüber nach. So lang es für euch beide stimmt warte einfach wie es sich enwickelt, und sonst rede mit ihm darüber. Glaub mir, solange ihr weiterhin offen gegenüber einander seid, wird es sich auch nicht ins negative entwickeln", er lächelte.
„Danke Jan.", murmelte ich noch kurz, bevor wir schliesslich gemeinsam nach unten zum Abendessen gingen.
Davon, dass Julian vor winigen Tagen ein ähnliches Gespräch mit Jannis geführt hatte, wusste ich nachtürlich nichts.
Als ich später ins Bett ging, waren meine Gedanken immer noch bei Julian. Diesmal aber mit einem viel positivern Gefühl als noch vor dem Gespräch mit Jan.
Ich hatte mir dessen Worte zu Herzen genommen und wollte einfach abwarten, wie sich alles entwickelt.
Ich war unglaublich dankbar Julian zu haben und wusste, dass unsere Beziehung zu einander unersetzlich war. Bei diesen Gedanken wurde ich auf einmal unglaublich glücklich, gleichzeitig begann ich aber Julian obwohl ich ihn heute gesehen hatte zu vermissen und mich darauf zu freuen ihn wieder zu sehen.
Mit diesen Gedanken schlief ich schliesslich ein.
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Ich hoffe ich habe nicht allzu kompliziert geschrieben und einigermassen verständlich, irgendwie habe ich für dieses Kapitel echt lange gebraucht und weiss auch nicht ob ich damit zufrieden sein soll. 😬
Danke fürs Lesen und schreibt mir gerne wie ihr das Kapitel fandet.

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt