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Pov. Julian
„Jannis du bist mir keine Hilfe, indem du nur da sitzt und dämlich grinst.", motzte ich und fuchtelte mit beiden Händen vor seiem Gesicht herum.
Abwesend und weiterhin grinsend nickte dieser, machte aber keine Anstallten, mir tatsächlich beim Planen meines Geburtstags zu helfen.
Bereits meiner Rückkehr von Kai, ein Tag zuvor, war Jannis so gut gelaunt, und machte mich mittlerweile völlig wahnsinnig damit.
Seuftzend schmiss ich den Notitzblock, auf dem ich die bisherigen Pläne vermerkt hatte neben mich aufs Bett, lehnte mich gegen die Wand und legte einen Arm um Jannis.
„Na dann, erzähl mir erstmal was dich so unerträglich glücklich macht, vielleicht kannst du dich dann besser konzentrieren.", murmelte ich.
Als hätte Jannis seit Tagen nur auf diesen Moment gewartet hellte sich sein Gesicht (soweit dies überhaupt möglich war) noch mehr auf.
„Eric und ich waren Eis essen.", erklärte er tonlos, woraufhin ich ihm nureinen verständnislosen blick zuwarf.
„Und?"
„Er hat mich geküsst."
Bei dem Entzücken, welches sowohl in seiner Stimme, als auch in seinem Gesichtsausdruck lag, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneiffen.
Jannis war aber ohnehin viel zu abgelenkt von seinen Gedanken, um meine Reaktion überhaupt richtig mit zu bekommen.
Verträumt betrachtete er seine Hände, bevor er sich wieder zu mir drehte.
„Eric ist wundervoll Julian. Du musst ihn unbedingt auch Mal besser kennenlernen. Er kommt heute zum Abendessen, und vielleicht schläft er auch bei uns.", erzählte er voller Aufregung.
Und fügte schliesslich, etwas leiser noch ein: „Ich hoffe, du wirst ihn auch mögen.", hinzu.
Lächelnd nickte ich.
Obwohl Eric in letzter Zeit oft bei uns gewesen war und auch in der Schule beim Mittagessen häufig an unserem Tisch sass, hatte ich mich noch nie wirklich mit ihm unterhalten.
Trotzdem war ich mir schon jetzt ziemlich sicher, dass ich ihn mögen würde.
Schliesslich war er Marcos kleiner Bruder und ausserdem konnte ich mir nicht vorstellen mich mit jemandem nicht gut zu verstehen, den Jannis so gern hatte.
„Wann kommt er denn?"
„In eineinhalb Stunden."
„Wollen wir bis dahin weiter meinen Geburtstag planen?", Jannis schien beinahe vergessen zu haben, weshalb wir uns ursprünglich zusammen gesetzt hatten, nickte aber.
Demnach griff ich erneut nach meinen bisherigen Notizen und wir gingen die bisherigen Vermerkungen nochmal durch.
Wir wollten den Geburtstag beim Grillen, am nahe gelegenen See verbringen.
Nun begannen sie die Gäste aufzulisten - wobei Kai natürlich ganz oben stand - und schafften es bis zu Erics Ankommen auch den Rest der Party fertig zu planen.
Jannis blieb gerade noch die Zeit sich umzuziehen, bevor es schliesslich klingelte.
Während Jannis zur Tür ging, machte ich mich auf den Weg in die Küche um etwas zu Trinken zu holen.
Mit einem aufmunternden Lächeln klopfte ich dem etwas nervös wirkenden Jannis im Vorbeigehen auf die Schulter.
Aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, wie Jannis die Tür öffnete und Eric zur Begrüssung etwas schüchtern umarmte.
Schliesslich konnte ich noch erkennen, wie Eric Jannis mit ebenfalls etwas schüchternem Blick einen kurzen Kuss auf die Wange drückte, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwanden.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrat ich die Küche und holte mir ein Glas aus dem Schrank.
Unweigerlich musste ich an meinen ersten Kuss denken.
Mein Lächeln wurde noch breiter, bei der Erinnerung an die kribbelige Aufregung die ich verspürt hatte, als Kais Lippen sich zum ersten Mal auf meine senkten.
Bereits mehr als ein halbes Jahr war dieser Tag nun her.
Schnell füllte ich mein Glas mit Wasser und verschwand mit diesem in der Hand wieder in meinem Zimmer, wo ich nach meinem Handy griff und Kais Nummer wählte.
„Jule?"
„Kai, erinnerst du dich noch an unseren ersten Kuss?", begann ich, noch vor einer Begrüssung.
„Natürlich."
„Erzähl mir davon.", forderte ich ihn auf , woraufhin von Kai erstmal nur ein verwirrtes Lachen kam.
„Was soll ich dir den noch erzählen? Soweit ich mich erinnern kann warst du dabei und solltest dich ebenfalls daran erinnern."
Trotz des Wissens, dass Kai mich natürlich nicht sehen konnte schüttelte ich den Kopf.
„Selbstverständlich erinnere ich mich auch daran.", erklärte ich, „Aber ich will es von dir hören, ich will wissen wie du dich dabei gefühlt hast."
Kurz herrschte Stille.
Ich hatte schon Sorge, er könnte meine Bitte seltsam finden, als er schliesslich endlich zu erzählen begann.
„Beim allerersten Mal war ich unglaublich nervös. Ich hatte Angst damit etwas zu tun was du nicht willst und dass sich damit irgendwas zwischen uns ändern könnte. Ausserdem wusste ich, es war dein erster Kuss, weshalb ich mir noch mehr Sorgen machte, ich hatte Angst davor diesen Moment für dich zu zerstören. Aber gleichzeitig wusste ich irgendwo auch, dass es der richtige Moment dafür war, weshalb ich mich schliesslich überwunden habe. Spätestens, als du schliesslich vor mir standest und wir uns in die Augen sahen, wusste ich: es war eindeutig die richtige Entscheidung."
Ein verträumtes Seuftzen verliess meine Lippen und ich fühlte mich, als hätte jemand die Zeit zurück gedreht, so eindeutig konnte ich mich erneut in die Situation zurück versetzen.
Aufeinmal konnte ich Jannis' übermässige Fröhlichkeit absolut nachvollziehen.
Natürlich: ich liebte Kai immer noch genauso wie am ersten Tag, wenn nicht noch mehr, aber trotzdem gab es nunmal einen Unterschied zwischen dem kribbeligen Gefühl des Verliebtseins von damals und der Liebe von jetzt, die so viel tiefer ging.
„Beim zweiten Kuss war es anders.", fuhr Kai mit seiner Erzählung fort und unterbrach damit meine Gedanken.
„Ich war zwar nervös, bevor ich dich gesehen hatte, bevor wir beim Ball angekommen waren, doch sobald ich dich sah war ich mir nur noch sicherer, dass alles richtig war wie wir es taten. Ich stand draussen mit dir in der kühlen Winternacht und wünschte mir nichts mehr, als diesen Moment niemals zu vergessen, dieses Gefühl für immer in mir zu spüren. Als ich deine Lippen auf meinen fühlte wurde mir richtig bewusst, wie unglaublich stark meine Gefühle für dich waren und heute immer noch sind. Ich wollte nicht, dass der Moment endete und wollte gleichzeitig sofort noch viel mehr mit dir erleben. Jede einzelne Minute mit dir verbringen und endlich eine richtige Beziehung mit dir führen.", er machte eine kurze Pause, bevor er seine Erzählung mit, „Genau wie wir es heute tun", abschloss.
Einige Zeit sprach keiner von uns.
Leise konnte ich Kai Atmen hören, während ich seine Worte verarbeitete.
Niemals hätte ich meine Gefühle von damals so gut in Worte fassen können, wie er seine.
Mein Blick war auf das Weihnachtsball Bild von uns, welches auf meinem Nachttisch stand gefallen.
„Danke Kai.", flüsterte ich schliesslich, „Danke, dass du mir davon erzählt hast."
„Gerne."
Kai lachte leise bevor er fortfuhr.
„Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich mich so gut an alles erinnern kann."
Ebenfalls lächelnd drehte ich mich auf dem Bett auf den Rücken und beantwortete Kai schliesslich die Frage, wie ich darauf gekommen sei.
Ich erzählte ihm von Eric und Jannis und war unendlich glücklich darüber, wie auch er sich für die Beiden freute.
Wir telefonierten, bis wir schliesslich beide zum Essen gerufen wurden und uns widerwillig von einander verabschieden mussten.
Beim Abendessen war ich mindestens so glücklich wie Jannis und Eric, die nebeneinander am Tisch sassen und sich zwischendurch schüchtern verliebte Blicke zuwarfen.
Einen Moment lang traf Jannis' Blick meinen und wir grinsten uns kurz an.
In dem Moment liebte ich mein Leben einfach nur und war unendlich dankbar für alles in meinem Leben, das dahin geführt hatte, wo ich jetzt stand.
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Wir sind bei einem der letzten Kapitel angekommen (ich weiss, dachte ich schonmal und dann gings doch noch eine ganze Weile weiter).
Ich hoffe ich komme diesmal etwas schneller dazu das nächste Kapitel zu schreiben und das heutige hat euch gefallen.
Danke fürs Lesen.

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt