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Pov. Kai
Da ich nicht genau wusste, bis wann Julian Schule hatte, entschieden wir uns bereits am Vortag dazu, dass er mich anrufen sollte.
So lag ich nun mit meinem Handy in der Hand auf meinem Bett und wartete sehnsüchtig auf seinen Anruf, darauf, endlich wieder seine Stimme zu hören.
Meine Hände begannen leicht zu zittern, als endlich mein Klingelton ertönte, wobei ich nicht genau sagen konnte, ob dies von der Vibration meines Handys auskam, oder tatsächlich die Aufregung war.
„Julian?", fragte ich etwas zu laut und mit villeicht ein wenig übertriebener Begeisterung.
Julian antwortete mir aber mit beinahe gleicher Euphorie: „Kai, endlich kann ich dich anrufen."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
„Na, wie wars auf der neuen Schule?"
Ich konnte Julian seuftzen hören.
„Joa, geht so.", murmelte er.
Erleichterung breitete sich in mir aus.
Dass er super begeistert von der Schule ist hätte ich jetzt auch nicht wirklich erwartet, das er absolut begeistert davon ist, eher hätte mich das etwas erstaunt.
Julian war nur selten wirklich begeistert, und ohne überheblich klingen zu wollen, wenn, dann hatte es meistens etwas mit mir zu tun.
Grinsend stand ich von meinem Bett auf, und begann in meinem Zimmer auf und ab zu laufen, während ich weiter sprach.
„Na jetzt erzähl schon, was habt ihr denn gemacht?"
„Es war halt Schule, was soll ich dir denn da erzählen?"
„Gabs denn nichts besonderes an der Schule?"
„Nee, nicht wirklich", murmelte Julian.
Ich bemerkte, dass er im Moment nicht weiter über die Schule sprechen wollte und wechselte somit das Thema.
„Mit welchem Zug willst du denn Samstags zu mir kommen?"
Sofort stellte ich an Julians Stimme fest, wie seine Laune sich hob, als er mir antwortete: „Keine Ahnung, irgendwann ganz früh morgens, damit ich möglichst lange bei dir sein kann."
Ein lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, während ich mich wieder auf mein Bett fallen liess.
„Wenn du willst kannst du bestimmt auch schon Freitagabend kommen.", schlug ich vor.
„Ich frage mal meine Eltern, ich werds dir morgen sagen, okay?", antwortete er etwas nachdenklich klingend, bevor diesmal er eine Frage stellte, „habt ihr denn jetzt eine Idee, was wir machen könnten?"
„Nee, nicht wirklich. Aber wir können uns ja auch einfach mal treffen und spontan entscheiden."
Nachdem wir schliesslich einige Zeit lang über mögliche Pläne des nächsten Wochenende diskutiert hatten, machte ich nun doch nochmal die Schule zum Thema.
Tatsächlich entschied sich Julian diesmal auch mit mir darüber zu reden.
„Ihr dürft also kein Wort deutsch während der Stunde sprechen?", hakte ich nochmal nach, als Julian mir die in seinem Englischunterricht geltende Regel erklärt hatte.
„Nope, kein einziges Wort.", bestätigte er.
„Und deine Mitschüler?", fragte ich weiter, „wie sind sie so?"
„Ich weiss nicht", murmelte Julian.
Damit hatte ich also wohl die Problemstelle von Julians neuer Schule gefunden.
„Klar, Marco und Leonie sind mega nett, aber sonst habe ich halt nicht wirklich mit jemandem geredet."
Ich seufzte. „Och Jule, du kannst doch nicht einfach mit keinem reden.", murmelte ich etwas bedrückt.
„Ich weiss!", Julians Stimme klang verständlicherweise ziemlich genervt, „Glaubst du mir wäre es nicht lieber wenn ich wie Jannis einfach überall innerhalb von Minuten Freunde finden würde? Das ist nicht so einfach für mich, wie du dir das vieleicht vorstellst Kai!"
„Das war nicht so gemeint Jule.", murmelte ich ruhig aber doch mit einem leicht schuldbewussten Klang in der Stimme, „Ich mache mir doch bloss Sorgen um dich. Ich will nicht, dass du alleine bist, mir ist einfach nur wichtig, dass du jemanden bei dir hast, dem du vertrauen kannst.", ich hoffte inständig, dass Julian meine ausführliche Entschuldigung annehmen würde, und die leicht angespannte Stimmung schnell wieder verfliegen würde.
„Ja sorry", Julian klang zerknirscht. „Ich glaube wir sollten das Thema Schule erstmal lassen, es war wohl einfach alles etwas viel heute.", gegen Ende wurde Julians Stimme immer leiser und ein trauriger klang schien darin mitzuschwingen.
Viel zu gerne hätte ich ihn jetzt in meine Arme gezogen, ihn getröstet, mit ihm gekuschelt, wäre einfach für ihn da gewesen.
Dich da gab es ein kleines Problem, und diese Problem war mindestens 90 Kilometer lang, die der Abstand zwischen uns betrug.
„Ich vermisse dich Kai.", flüsterte Julian schliesslich nach einer kurzen Stille.
„Ich dich auch Julian, aber in vier Tagen sind wir schon wieder zusammen.", probierte ich ihn aufzumuntern, obwohl der Schmerz in mir mindestens genau so gross war wie der in Julian.
„Wir schaffen das.", fügte ich flüsternd noch dazu.
„Natürlich schaffen wir das Kai!", ich wusste nicht, woher die plötzliche Euphorie wieder kam, aber sie war mir eindeutig lieber als die traurige Stimmung, die bis eben zwischen uns geherrscht hatte.
Das Gespräch hatte wieder den gewohnten klang angenommen, der normalerweise zwischen uns herrschte.
Die Zeit, in der wir miteinander sprachen verging viel zu schnell, und schon bald war es spät geworden und wir mussten uns schweren Herzens von einander verabschieden.
Mit gemischten Gefühlen legte ich mich kurze Zeit später auch schon ins Bett.
Es hatte gut getan Julians Stimme zu hören, trotzdem war der Schmerz in mir, die Sehnsucht nach nähe zu ihm dadurch nur noch grösser geworden.
Umso mehr freute ich mich jetzt aber, ihn schon in wenigen Tagen wieder zu haben. Hier, bei mir.
In Gedanken schon bei diesem Tag schlief ich langsam ein.

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt