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Pov. Kai
Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich leicht und schwerelos, beinahe als würde ich schweben. So wie ich mich bereits seit dem Telefonat mit Julian den ganzen restlichen Abend gefühlt hatte. Der Gedanke daran, diesen gleich wieder zu sehen führte dazu, das während meiner Morgenroutine alles etwas schneller ablief, als sonst und ich dementsprechend bereits 10 Minuten zu früh an unserem Treffpunkt wartete.
Als Julian pünktlich ebenfalls dort eintraf, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer.
Kurz hielt er neben mir an, woraufhin ich ihm, wie selbstverständlich, zur Begrüssung einen Kuss auf die Wange drückte. Mit verträumtem Lächeln sah Julian mir in die Augen, und war so in Gedanken versunken, dass er beinahe gegen den Laternenpfahl gefahren wäre. Im letzten Moment konnte er gerade noch ausweichen und konzentrierte sich anschliessend doch etwas mehr auf die Strasse.
So schafften wir es glücklicherweise unfallfrei bis in die Schule zu kommen.
Da wir nun unterschiedliche Fächer hatten, verabschiedeten Julian und ich uns von einander und Julian machte sich bereits auf den Weg zu seinem Klassenzimmer, während ich noch auf Mitch wartete.
„Wo ist Sam?", fragte ich, nachdem Mitch, zu meinem Erstaunen allein, eingetroffen war.
„Krank.", murmelte er und erst jetzt fiel mir auf, wie fertig Mitch aussah.
Mit schnellen Schritten, so dass ich kaum hinterher kam, machte ich mich auf den Weg in Richtung Klassenzimmer.
„Was ist denn passiert?", fragte ich schon fast ausser Atem.
Aufeinmal blieb Mitch so abrupt stehen, dass ich beinahe in ihn reingelaufen wäre.
„Wir haben uns gestritten.", seufzte er schliesslich, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.
Etwas verwirrt, von Mitchs spontanen Geschwindigkeitswechseln lief ich ebenfalls wieder los, und probierte nachdem ich ihn eingeholt hatte, mit ihm Schritt zu halten, um ihn weiter über den Streit mit Sam auszufragen.
„Worüber denn?", fragte ich vorsichtig, kurz bevor wir unser Klassenzimmer erreichten.
Mitchell antwortete erst, nachdem wir uns nebeneinander an eines der Pulte gesetzt hatten.
„Ach ich weiss doch auch nicht. Sam hat irgendwie das Gefühl, er sei nicht gut genug für mich, was natürlich nicht stimmt.", Mitch verstummte.
„Und dann?", fragte ich zaghaft weiter.
„Du kennst Sam ja.", seufzte er, „Manchmal ist er halt etwas...", er überlegte kurz und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sich den Satz genau überlegte, um nichts falsches tu sagen. „Schwierig.", beendete er seinen Satz schliesslich leise, wobei man deutlich Schmerz aus seiner Stimme raus hören konnte.
Sanft legte ich eine Hand auf seine Schulter: „Das wird schon wieder Mitch, wenn du willst können auch Jule und ich mit ihm sprechen, wir bringen das wieder in Ordnung, okay?"
Mitch lächelte schwach. „Danke Kai.", kurz herrschte Stille, bis Mitch schliesslich zu grinsen begann.
„Wenn wir gerade beim Thema Jule sind, wie läufts eigentlich zwischen euch?"
„Was meinst du?", fragte ich perplex zurück.
„Kai, ich bin nicht dumm. Denkst du ich merke nicht, dass zwischen wuch was läuft?"
Ich spürte, wie ich leicht rot anlief.
„Joa, ganz gut", nuschelte ich, woraufhin Mitchs Grinsen noch breiter wurde und er eine Augenbraue hochzog.
Durch diesen Blick fühlte ich mich irgendwie aufgefordert weiter zu sprechen.
„Ja vielleicht auch etwas mehr als ganz gut.", immer noch dieser Blick von Mitch.
„Okay, man könnte auch sagen, dass sich alles absolut perfekt anfühlt.", begann ich schliesslich zu schwärmen.
„Wow, du bist ja echt richtig verknallt", lachte Mitch daraufhin.
Ich zuckte mit den Schultern, und auf einmal kamen Bedenken in mir auf. 
„Aber weisst du, Freitag in einer Woche ist Julians letzter Schultag hier. Was ist, wenn wir bis dahin nicht-", ich brach mitten im Satz ab und begann stattdessen einen neuen, „Ich will nicht, dass alles bis hier hin um sonst gewesen ist. Was, wenn Julian dort neue Leute kennen lernt, die ihm wichtiger sind? Wenn ihm unsere Beziehung zu einander dich nicht so viel bedeutet wie mir?", bei diesen Gedanken spürte ich einen schmerzhaften Stich in meiner Brustgegend. „Im Moment ist unser Verhältniss halt irgendwo zwischen Freundschaft und Beziehung und ich habe halt das Gefühl, dass wenn wir das nicht klären können, bevor er weg ist, nie richtige Liebe daraus werden kann.", murmelte ich niedergeschlagen.
Mitch überlegte, „Ich verstehe was du meinst.", nickte er. Gerade war ich echt froh darüber, dass er mein Problem nachvollziehen konnte.
„Aber guck mal, bis zum letzten Schultag sind noch neun Tage, und danach nochmal fünf, bis sie wirklich wegziehen. Das heisst ihr habt bis dahin noch zwei Wochen und dann erstmal Ferien in denen ihr euch auch gegenseitig besuchen könnt. Ausserdem geht ihr doch zusammen zum Weihnachtsball, das heisst ihr habt nochmal einen Abend, an dem sich alles in die Richtung entwickelt, die richtig für euch Beiden ist."
Die Stunde hatte mittlerweile schon längst begonnen, weshalb Mitch seine Aufmerksamkeit nach einem strengen Blick des Lehrers dem Unterricht widmete.
„Danke", flüsterte ich Mitch noch kurz zu, bevor ich ebenfalls so tat als würde ich höchst interessiert zuhören.
Obwohl ich immer noch etwas besorgt war, beim Gedanken, dass Julian bald echt weit weg von mir sein würde, hatten Mitchells Worte mich echt beruhigt und die Hoffnungen von heute Morgen, dass aus unserer Beziehung wirklich etwas werde, waren glücklicherweise wieder da.
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Danke fürs Lesen und einen guten Start in die nächste Woche euch allen.💕

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt