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Pov. Jannis
Den ganzen Tag hatte ich bereits gespannt auf Julians Heimkunft gewartet.
Nun, als er endlich unser Zimmer betrat, wollte ich bereits beginnen, ihn geradezu mit Fragen zu überschütten, als er mir zuvor kam: „Ich werde dir nichts erzählen.", sagte er mit einem selbstsicheren Grinsen auf dem Gesicht.
Verdutzt sah ich ihn an. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass einige Informationen etwas schwer aus ihm rauszubekommen wären, aber dass er mir gar nichts erzählen wollte hätte ich nicht erwartet.
Es würde also schwieriger werden als erwartet, irgendwelche Informationen aus ihm raus zu bekommen.
Trotzdem wusste ich ganz genau, dass er mir irgendwann eh alles erzählen würde.
Julian konnte manchmal ziemlich stur sein, aber mit der Zeit hatte er was solche Sachen betraf, doch meistens das Bedürfniss sie jemandem zu erzählen.
Da Kai diesmal nicht infrage kam dafür, machte ich mir grosse Hoffnungen, dass ich der Zuhörer seiner Erlebnisse werden würde, wie ich hoffte, so schnell wie möglich, am besten noch heute Abend.
„Julian, Jannis, essen!", hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen.
„Ist Papa auch zu Hause?", ich nickte.
Gemeinsam gingen wir in die Küche, in der die restlichen drei Mitglieder unserer Familie bereits am Tisch sassen.
Es kam kaum einmal vor, dass wir alle versammelt hier sassen, weshalb wir es nun genossen, endlich wieder mit der ganzen Familie zu essen.
„Mama?", fragte Julian nach einiger Zeit.
„Du hast doch gesagt Kai könne in den Ferien zu uns kommen."
„Ja, wenn er möchte, gerne.", bestätigte Mama.
„Ich habe ihn gefragt.", begann Julian und trank einen Schluck, bevor er weiter sprach, „er will.", ein seeliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Lächelnd nickte meine Mutter, bevor wir weiter assen und sie mit meinem Vater ein anderes Gespräch begann.
Als wir nach dem Essen zurück in unserem Zimmer waren, beschäftigte Julian sich auf dem Bett liegend mit seinem Handy.
„Julian?"
„Mmh?", machte dieser abwesend, was für mich bereits klärte, mit wem er gerade schrieb.
„Nur noch vier Tage, dann hat jeder von uns sein eigenes Zimmer."
Seufzend legte er sein Handy weg, erhob sich von seinem und setzte sich stattdessen neben mich auf mein Bett.
Schweigend legte Julian einen Arm um mich und wir begannen beide nachdenklich ins Leere zu starren.
Die Vorstellung, nicht mehr mit Julian in einem Zimmer zu schlafen, war seltsam.
Seit ich denken konnte, selbst bevor Jascha geboren wurde, wohnten wir im gleichen Raum.
Julian schien ähnliche Gedanken zu haben, den auf einmal murmelte er: „Komische Vorstellung.", ich nickte zur Bestätigung.
„Dann kann Kai wenn er bei uns ist endlich in deinem Zimmer schlafen, ohne dass ich euch ständig nerve.", während ich das letzte Wort aussprach, malte ich mit meinen Fingern Gänsefüsschen in die Luft.
Mit dem Satz, hatte ich es wenigstens schonmal geschafft das Gespräch in Richtung Kai zu lenken.
Natürlich wusste Julian sofort, worauf ich hinaus wollte und doch war ich erstaunt wie leicht er es mir machte.
„Okay ich erzähls dir."
Erstaunt sah ich ihn an.
„Gute Idee Jule, erzähls mir."
„Nenn mich nicht so oder ich erzähle dir gar nichts.", fauchte er daraufhin sofort.
„Nenn mir bitte einen Grund, warum Kai dich so nennen darf und ich nicht."
„Weil er Kai ist.", wieder breitete sich dieses Lächeln, das gleiche wie zuvor beim Abendessen, auf seinem Gesicht aus.
Ich rollte nur mit den Augen, hielt es aber für besser nichts mehr zu sagen, schliesslich wollte ich nicht die Gefahr eingehen, keinerlei Informationen darüber zu bekommen, was am Abend zuvor passiert war.
„Eigentlich hätte ichs dir auch schon vorhin erzählt aber", er seufzte „ich wollte nicht beim Essen..., ich meine", er senkte seinen Blick. „Mama und Papa wissen nichts davon.", er schloss seine Augen und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht.
„Weder dass ich schwul bin, noch von Kai und mir."
Trotz Julians etwas traurigem Gesicht musste ich lachen.
„Julian, glaubst du wirklich unsere Eltern haben noch nichts davon mitbekommen? Ich meine, sogar Jascha weiss es."
Erleichterung machte sich auf Julians Gesicht breit.
„Na dann.", grinste er.
„Jetzt kann ich dir alles erzählen."
Und dies tat er schliesslich auch. Jedes kleinste Detail schilderte er mir, bis ich irgendwann das Gefühl hatte gleich dahin zu schmelzen, weil alles einfach viel zu süss klang.
Ein Bisschen wie in einem viel zu kitschigen Film.
Als er seine Erzählung beendet hatte, sassen wir noch einige Zeit nebeneinander auf meinem Bett.
„Glaubst du-", begann ich nach einer Zeit, „Glaubst du ich werde mich mit den Leuten auf der neuen Schule gut verstehen?", fragte ich erwas nervös.
Aufmunternd legte Julian mir eine Hand auf die Schulter. „Bestimmt! Ich meine, ich kenne kaum jemanden der dich nocht mag. Du bist ein wundervoller Mensch Jannis und das sage ich nicht nur, weil ich dein Bruder bin."
„Trotzdem, was bringt es mir denn wenn alle mich mögen? So eine Freundschaft wie zwischen dir und Kai werde-"
„Jannis", unterbrach mich Julian.
Auf der neuen Schule kannst du genau so eine Person kennenlernen." lächelte er.
Ich begann ebenfalls wieder zu lächeln.
„Ich werde es vermissen mir ein Zimmer mit dir zu teilen.", murmelte ich.
„Ich bin trotzdem immer für dich da.", kurz wuschelte Julian mir durch die Haare, bevor er sich von meinem Bett erhob.
Ich sah zu, wie er nach seinem Handy griff und erneut lächelnd eine Nachricht eintippte.
Auch ich begann zu lächeln.
Ich freute mich unglaublich für Kai und Julian.
Die Beiden hatten von mir aus gesehen eine absolut perfekte Beziehung verdient.
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Danke fürs Lesen, ich hoffe es hat euch gefallen. 💕

Bravertz~Why is it so hard to say?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt