⊱Kapitel 19⊰

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Obwohl ich weder besonders durstig noch hungrig bin, verkrieche ich mich hinter der Speisekarte und halte sie wie einen Schutzschild zwischen Evans eisigen Blick und mich.

Als der Kellner kommt, um meine Bestellung aufzunehmen, entscheide ich mich, obwohl ich mir von Zara und Ian ein belustigtes Lächeln einfange, für eine heiße Schokolade. Wenn ich um diese Uhrzeit noch einen Kaffee in mich reinschütten würde, kann ich das Schlafen direkt vergessen.

»Kommst du am Freitag zum Spiel?«, fragt mich Ian interessiert, der abwesend mit seinem Augenbrauenpiercing spielt.

»Was für ein Spiel?«
So viel ich weiß, findet am Freitag kein Footballspiel statt. Wäre es so hätte mich Shane informiert, schließlich ist er der Running Back der Schulmannschaft.
»Ein inoffizielles. Die Coronado Dons gegen die Titans. Was hältst du davon?«, springt Kota lächelnd ein, der mitgehört hat.

Schon seit Jahren bekriegen sich die Arcadia High und die Coronado High. Die Ergebnisse im Football sind immer knapp, nicht selten unentschieden. Wahrscheinlich wollen die Jungs nun ein für alle Mal ihre Machtverhältnisse klären.

»Das wird klasse, wir werden sie platt machen!«, fügt Zara an und grinst siegessicher.
»

Ein Heimspiel für die Titans!«, wirft Dylan hoch motiviert ein.


Ich werfe einen unsicheren Blick zu Evan und spüre förmlich, wie er mir erneut seine Drohung entgegenschmeißt. Doch wenn er glaubt, dass ich auf ihn hören würde und einknicke, dann liegt er falsch. Es ist offensichtlich, dass sie mich alle dabei haben wollen, warum soll ich mir dann die Chance neue Freunde zu finden von Evan vermiesen lassen?

Außerdem wird Shane auch dort sein, also werde ich ohnehin gehen, um ihn anzufeuern.

Meine Entscheidung steht fest.
»Klar, ich komme sehr gerne. Wie könnte ich mir auch die traurigen Gesichter der Coronado Dons entgehen lassen, wenn die Titans sie so richtig in den Boden stampfen?«

»Das wollen wir hören!«
Ian wirkt ebenfalls motiviert, obwohl ich mir sicher bin, dass er nicht in der Mannschaft ist. Sicher bin ich mir allerdings nicht, weil beim Training jeder einen Helm trägt, der es nicht gerade leicht macht den dazugehörigen Spieler zu erkennen.

Als meine Schokolade gebracht wird, verkündet das Glöckchen an der Tür den Eintritt eines neuen Gastes. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir bereits vollständig sind, sehe ich nicht auf, was ich allerdings hätte tun sollen.

Zaras Miene hellt sich noch etwas weiter auf, als sie ohne Vorwarnung aufspringt und dabei fast mein Getränk umwirft. Nur gerade so kann ich verhindern, dass meine Investition nicht auf dem Tisch des Diners landet.
»Nici!«

Im Gegensatz zu Zaras Begeisterung, entgleitet mir selbst das kleinste Lächeln, als ich erkenne um wen es sich bei Nici handelt. Die hübsche Latina, die ich für Evans gestrigen One-Night-Stand gehalten habe, wirft mir einen abschätzigen Blick zu, ehe sie es sich wie selbstverständlich auf Evans Schoß bequem macht.

Mir fällt auf, dass Nici sich über den Tag Strähnchen gefärbt haben muss. In ihrer dunklen Lockenmähne, schimmert majestätisches Königsblau, das gestern definitiv noch nicht vorhanden war, als ich ihr im Büro von Zaras Vater begegnet bin.

Ich wende den Blick ab, als Nici Evan ihre Zunge in den Hals steckt und beschäftige mich, in dem ich ein ungezwungenes Gespräch mit Ian beginne, der eindeutig amüsiert über das Rumgeknutsche der beiden ist.

Vermutlich empfinde ich es als einzige abstoßend, weil mein längster Kuss mit meinem Exfreund Zack höchstens drei Sekunden gedauert hat. Ich versuche nicht weiter darüber nachzudenken und nippe genüsslich an meiner Schokolade.

»Also sag mal, hast du eigentlich einen Freund?« Ians Frage erwischt mich ebenso kalt, wie sein charmantes Lächeln, das mir die Röte in die Wangen treibt. Trotz, dass Ian eigentlich alles andere als mein Typ ist, kann ich nicht leugnen, dass er auf gewisse Weise attraktiv ist.

Das Braun seiner Augen ist wunderschön und erinnert mich entfernt an Karamell. Ians Lippen sind außergewöhnlich voll. Ob man das Piercing beim Küssen spürt?
Ehe ich antworten kann, meldet sich eine andere Stimme zu Wort.

»Ernsthaft, Ian? Sieht die Kleine etwa so aus, als hätte sie einen Freund?«
Ich fahre zu Evan herum und sehe dessen süffisantes Grinsen. Als er meinte, er würde mir das Leben zur Hölle machen, wenn ich nicht mit Zara und seinen Freunden breche, waren es offensichtlich keine leeren Worte gewesen.

»Durchaus, deswegen frage ich ja«, erwidert Ian, weiterhin charmant und nun kann ich nicht anders, als mich geschmeichelt zu fühlen. Evan wendet sich brummend wieder Nici zu, die wie eine erbärmliche Version einer Schmusekatze nach seiner Aufmerksamkeit verlangt und ich gebe Ian seine Antwort.

Zufrieden beugt er sich zu mir vor, sodass ich die Mischung aus Zitrone und Sandelholz wahrnehmen kann, die von seinem Aftershave stammen muss.
»Dann werde ich alles dafür tun, um das so schnell wie möglich zu ändern«, raunt Ian mit tiefer Stimme in mein Ohr und innerlich habe ich nicht die geringsten Bedenken, dass er es schaffen könnte.

Ehe er allerdings weiterhin sein unwiderstehliches Charisma wirken kann, werden wir grob von meinem Handy unterbrochen. Sofort liegen alle Blicke auf mir. Bereits während ich es hervorhole breitet sich ein ungutes Gefühl in meinem Magen aus, welches prompt bestätigt wird, als ich einen Blick auf das Display werfe.

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