⊱Kapitel 24⊰

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»Pink?«
Kaum zu fassen, dass man in ein einziges Wort so viel Abscheu legen kann. Zara springt sofort auf Evans Köder an, der sich sichtlich über die unangenehme Situation freut, in die er mich so eben befördert hat.

»Stimmt, gute Idee! Pink sehe bezaubernd an dir aus! Wenn du willst, können wir gleich heute Nachmittag zu meiner Mutter gehen. Sie arbeitet in einem kleinen Friseursalon und ist die einzige Person, die ich an mein Haar lasse. Du kannst ihr also vollkommen vertrauen«, frohlockt das Mädchen mit dem violetten Haar, während ich Evan versuche mit Blicken zu erdolchen.

Das führt allerdings nur dazu, dass ein überhebliches Grinsen auf seinen geschwungenen Lippen erscheint.
»Also weißt du Zara, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist ...«, versuche ich zu erklären und sofort verzieht sie ihre rot bemalten Lippen zu einem Schmollmund.

Evan, dieser Vollidiot, lacht dunkel.
»Die Kleine ist eben zu prüde für gefärbte Haare. Nimm’s nicht so tragisch, Zara. Dir steht’s eh besser.«
Er stößt sich von den Spinden ab und ich kann nicht anders, als ihn anzustarren.

Ja, er hat mich auf gewisse Art beleidigt. Gleichzeitig hat er mich allerdings auch vor Zara gerettet und ihr einen Dämpfer verpasst, die nun die Schultern zuckt und etwas vor sich hin murmelt, was klingt wie: »Kann man halt nichts machen.«

Dann vibriert ihr Handy und sie hat es plötzlich eilig das Schulgebäude noch einmal zu verlassen, bevor der Unterricht beginnt. Also bleiben wieder nur Evan und ich übrig. Super. Ich höre selbst den Sarkasmus in meinen Gedanken.

»Das mit dem Pink hast du dich nicht ernst gemeint, oder?«, bohre ich nach und verschränke die Arme vor der Brust. Dass ich dabei unabsichtlich Evan nachahme, bemerke ich erst, als er seine Arme löst und stattdessen nach dem Henkel seines schwarzen Rucksacks greift.

»Wäre dir etwa eine andere Farbe lieber gewesen?«, zieht er mich auf, während mein Blick an den Tattoos seines linken Armes hängen bleibt.

Neben einer äußerst detailreichen Rose, erkenne ich zweifelsfrei ein menschliches Auge und eine Krone. Kein Fleckchen Haut seines linken Armes kommt ohne schwarze Farbe aus, woraufhin ich mich unwillkürlich frage, wie lange er dafür wohl im Tattoostudio gesessen hat und Schmerzen ertragen musste.

Auf seinem rechten Arm, befinden sich ebenfalls Tattoos, allerdings nur vereinzelte, kleinere. Auf seinem rechten Handgelenk sitzt ein kleiner Anker direkt unterhalb eines Diamanten und während ich ihn so schamlos betrachte wächst in mir der Gedanke, dass ich jedes seiner Tattoos gerne von Nahem und viel länger betrachten möchte.

Um diesen Schwachsinn eilig wieder aus meinem Kopf zu vertreiben, lasse ich meine Augen schnell zurück zu Evans Gesicht wandern.
»Nein, ich denke ich bin mit meinem Haar so zufrieden wie es ist«, bemerke ich und versuche Evans wissendes Grinsen zu ignorieren, welches deutlich zeigt, dass ihm mein Starren nicht entgangen ist. Natürlich nicht. Sicher denkt er jetzt, ich würde auf ihn stehen.

»Na schön, wenn du so mit ihnen zufrieden bist, ist das wohl deine Entscheidung.« Evan zuckt desinteressiert die Schultern, aber darauf werde ich es sicherlich nicht beruhen lassen.
»Was willst du damit sagen?«, bohre ich nach und fixiere ihn prüfend.

Evan zieht die Augenbrauen zusammen, sodass die mir bereits vertraute Falte zwischen ihnen entsteht. Trotz, dass er andauernd die Stirn runzelt, hat es bisher noch keine bleibenden Spuren zurückgelassen.

»Nichts, aber du musst schon zugeben, dass sie so ziemlich ... langweilig sind, oder?«, will er wissen und obwohl er diesmal offensichtlich nicht darauf abgezielt hat, mich zu verletzen, trifft mich diese Aussage doch ungewöhnlich hart.

Plötzlich muss ich gegen Tränen anblinzeln, die mich eiskalt erwischen. Bevor mich Evan noch einmal heulen sehen kann, wirbele ich herum und lasse ihn stehen. Dass er meinen Namen ruft versuche ich genauso zu ignorieren, wie die fragenden Blicke der anderen Schüler, die sich mittlerweile in größeren Zahlen eingefunden haben und im Gang herumlungern.

Ich verschanze mich im Mädchenklo, als es doch eine Träne aus meinem Augenwinkel schafft. Während ich mir mit den Fingern durch mein Haar fahre, versuche ich die Gefühle zurückzudrängen, die mir Evan aufgezwungen hat.

Ich drehe den Wasserhahn auf, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Es hilft mir einen klaren Kopf zu bewahren, trotzdem bleiben die Zweifel, als ich mich in der Spiegelwand betrachte. Ich bin froh, heute Morgen ausnahmsweise mal keine Wimperntusche aufgetragen zu haben, denn andernfalls wäre sie spätestens jetzt durch das Wasser verlaufen.

Mein Haar reicht mir bis über die Schulterblätter. Die Strähnen besitzen allesamt dieselbe Länge, einen Pony trage ich schon seit Jahren nicht mehr und eine andere Farbe als mein natürliches, Braun hatte ich auch noch nie. Hat Evan doch recht und sie sind wirklich langweilig?

Ich schüttele den Kopf. Noch vor weniger als zehn Minuten habe ich mir nie Gedanken über meine Frisur gemacht, geschweige denn wie sie auf andere wirkt. Dann kommt plötzlich ein unhöflicher und zu dem unausstehlicher Junge dahergelaufen, macht einen abschätzigen Kommentar und meine Welt bricht zusammen? Was ist bloß in mich gefahren?

Und trotzdem, als ich mich noch einmal in dem Spiegel mustere, muss ich zugeben, dass Evan in einem Punkt nicht allzu falsch liegt. Ich bin schon lange nicht mehr beim Friseur gewesen und das sieht man leider auch.

Bevor ich mich umentscheiden kann, fasse ich einen Entschluss und verlasse die Toiletten. Als ich in das Klassenzimmer trete, ist Shane bereits da. Aber als er auf mich zukommt und mit mir sprechen möchte, beachtete ich ihn nicht und gehe stattdessen auf Zara zu.

Verwundert sieht sie mich an, als sie meinen fest entschlossenen Blick registriert.
»Hat deine Mutter zufällig einen freien Termin für heute Nachmittag?«

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