⊱Epilog⊰

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Ein Monat später ...

»Ich kann nicht glauben, dass Zara es geschafft hat uns zu überreden herzukommen.«
Nervös streiche ich eine imaginäre Falte des dunkelgrünen Satinkleids glatt, doch mein Puls will sich einfach nicht beruhigen.

»Sie kann sehr überzeugend sein«, erwidert Evan leise lachend und streicht mit seinem Daumen über die kleine Narbe an meinem linken Oberarm, die mich für immer an den Vorfall erinnern wird. Genauso wie an Keith. »Sie hätte niemals locker gelassen.«

Wenn mir am Anfang des Schuljahres jemand gesagt hätte, dass ich innerhalb von wenigen Monaten meine große Liebe finden, mich eine Kugel streifen und ich dann auch noch auf den Herbstball gehen würde, dann hätte ich demjenigen sicher ins Gesicht gelacht und einen Besuch beim Arzt vorgeschlagen. Doch das alles ist wahr und ich würde nichts daran ändern wollen. Abgesehen vielleicht meinen jetzigen Aufenthaltsort.

»Dieser Abend gehört nur uns«, wispert Evan in mein Ohr und nimmt meine Hand. »Vielleicht sollten wir Zara dankbar sein.«
In einem gewissen Punkt bin ich das auch. Hätte sie mich nicht dazu gezwungen zum Schulball zu gehen, hätte ich mir Evan im Smoking entgehen gelassen und das wäre nun wirklich die reinste Verschwendung meinerseits gewesen. Er sieht wie immer atemberaubend gut aus.

Die braunen Locken umspielen sein makelloses Gesicht und die feine Kinnlinie, bis hin zu seinen sinnlichen Lippen, die ein angenehmes Prickeln auf meinen zurücklassen, wann immer wir uns küssen. Das Grün seiner Augen leuchtet vor Glück.

»Ich kann nicht tanzen«, gestehe ich ihm, als wir in Richtung Tanzfläche gehen, auf der vor ein paar Minuten Zara und Shane verschwunden sind. Irgendwo müssen sich auch Kota, Dylan und Ian herumtreiben. Ich habe vorhin nur kurz einen Blick auf sie erhaschen können. »Das solltest du dringend wissen, damit du vorher deine Füße in Sicherheit bringen kannst.«

»Wir lassen es langsam angehen. Lass dich einfach von mir leiten«, verspricht er zwinkernd und legt seine Hände an meine Taille. Dann zieht er mich nah zu sich, sodass sich mein Körper an seinen schmiegt. Ich seufze zufrieden und lege meine Arme um seinen Hals, als die Musik einen ruhigen und zärtlichen Ton annimmt.

Mit Evan an meiner Seite gibt es nichts was sich falsch anfühlt und nichts, was ich nicht schaffen kann. Mit ihm ist alles ganz leicht.
In den letzten Wochen hat sich viel verändert und doch ist wieder Normalität eingekehrt. An den Wochenenden arbeite ich mit Cody im Kinotheater, während Evan weiterhin in der städtischen Bibliothek jobbt.

Zudem schieße ich wieder die Bilder für die Schülerzeitung und widme mich auch so in meiner Freizeit der Fotografie und Kunst. Die Vergangenheit hat mich gelehrt, an meinen Träumen festzuhalten und das zu tun, was ich tun möchte. Obwohl Mom es noch immer lieber gesehen hätte, ich würde mir etwas Sicheres zum Studieren heraussuchen, steht sie hinter mir.

Jetzt wo meine große Schwester zu ihrem langjährigen Freund Justin gezogen ist, halten wir mehr zusammen als früher. Dad, der zu meinem großen Glück, seit der Sache mit Keith wieder bei uns wohnt, trägt einen großen Anteil daran.

Nici hingegen ist aus unserem Leben vollständig verschwunden. Ich habe Evan nach ihr gefragt, aber auch er hat, nachdem sie ihre Aussage auf dem Revier zu Protokoll gegeben hat, nichts mehr von ihr gehört. Wir nehmen an, sie hat Phoenix verlassen, um die Ereignisse hinter sich zu lassen.

Natürlich ist trotzdem nicht alles perfekt.

Evan versucht, mit mir an seiner Seite, wieder eine Beziehung zu seinem Vater und dessen neuer Familie aufzubauen, was ihm allerdings oft nicht leicht fällt. Es gibt Tage, an denen ich glaube er und William sind nicht nur Vater und Sohn, sondern auch beste Freunde. An anderen Tagen wird Evan durch Williams überdeutliche Fürsorge schnell wütend und alles endet mit einer riesigen Streiterei und Worten, die Evan im Nachhinein zu tiefst bereut.

Ausgerechnet die kleine Juliette ist es, die meistens für Frieden sorgt und Evan zum Lachen bringt. Er will es nicht zugeben, aber ich hege den Verdacht, dass Evan sie nicht nur vom ganzen Herzen liebt, sondern auch hinter Kates Rücken verhätschelt.

Das Lied ändert sich und Evan macht sich einen Spaß daraus, mich ohne Vorwarnung herumzuwirbeln, ehe er mich wieder ganz festhält. Mir entflieht ein Kichern und mittlerweile habe selbst ich Spaß zu tanzen. Hinter Evan erkenne ich Shane, der Zara durch die herbstlich geschmückte Sporthalle wirbelt. Als er meinen Blick auffängt, grinst er und zeigt mir einen Daumen nach oben.

Obwohl es zu Beginn nicht so aussah, haben die beiden sich gesucht und gefunden. Ich bin unendlich froh darüber, dass die beiden ein Paar sind und Shane endlich jemanden gefunden hat, der ihn vom ganzen Herzen liebt. Auch wenn Kota traurig darüber ist, hat selbst er gemerkt, wie glücklich Zara mit meinem besten Freund ist.

»Woran denkst du?«, fragt Evan mich irgendwann und ich hebe den Kopf von seiner Schulter, um ihn anzusehen. Ein liebevolles Lächeln ruht auf seinen Lippen.

»Ich denke über viel zu viel nach«, gestehe ich. »Über die letzten Tage, Wochen, Monate. Über unsere Freunde, unsere Familien und über uns. Ich habe Angst irgendwann aufzuwachen und festzustellen, das alles nur ein schöner Traum war.«

Eine seiner Hände wandert über den unteren Teil meines Rückens und meine Wirbelsäule. Sofort breitet sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus und mein Herz macht einen Sprung.
»Wenn das wirklich ein Traum ist, dann will ich nie wieder aufwachen, Baby«, flüstert Evan und küsst mich, bis es nur noch uns zwei auf der Welt gibt.

Dieser Kuss ist alles: Zuneigung, Leidenschaft, Sehnsucht und unendliche Liebe.

»Ich auch nicht«

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