»Wow, sie haben ja echt überall diese grässlichen Plakate hingehängt.«
Ich umfasse die Gabel in meiner rechten Hand ein wenig fester und starre verächtlich die Wände der Cafeteria an, die mit orangen Postern, auf denen ein Tanzpaar abgebildet ist, tapeziert wurden.
Ich schiebe mir einen weiteren Bissen Lasagne in den Mund und verdrehe die Augen. Dieses Jahr werden sie wohl eine wirklich große Sache aus dem Herbstball machen.
»Willst du denn nicht hingehen? Hört sich doch spaßig an?«, fragt Zara. Sie sitzt zwischen Shane und mir und knabbert freudig an einem roten Apfel. Shane, der in seinen eigenen Gedanken zu verweilen scheint, schweigt und stochert mit der Gabel abwesend in seiner Lasagne herum.
Ich konzentriere mich wieder auf Zara.
»Ja, es ist vielleicht spaßig für alle, die nicht wie ich mit zwei linken Füßen geboren wurden und Gefahr laufen in die Punschschüssel zu fallen«, merke ich betrübt an. »Glaub mir Zara, es ist besser, wenn ich nicht hingehe. Ich hätte ohnehin keine Begleitung.«Zara zieht skeptisch eine ihrer geschwungenen Augenbrauen nach oben.
»Aber du und Shane könntet doch zusammen gehen, als Freunde.«
Ihr Versuch mich umzustimmen, ist nur gut gemeint, schlägt bei mir allerdings auf taube Ohren.»Nein. Ich habe an dem Tag ohnehin etwas anderes vor.«
Dass das bis jetzt nicht stimmt, muss sie nicht unbedingt wissen.
»Na schön. Ich gehe jedenfalls hin«, fährt Zara munter fort.Sie und Shane haben sich mittlerweile zwar miteinander arrangiert, doch Shane ist noch immer nicht ganz er selbst in ihrer Nähe. Wo sich beide an Zaras ersten Tag noch super verstanden haben, scheint nach der Party letzten Samstag dicke Luft zwischen ihnen zu herrschen.
»Hast du schon eine Begleitung?«, frage ich, nun ehrlich interessiert. Auf Zaras Lippen erscheint ein breites Grinsen.
»Kota hat mich heute Morgen gefragt«, strahlt sie. »Kannst du dir das vorstellen? Dabei findet der Ball erst in einigen Wochen statt!«»Ich freue mich so für dich.«
Shane, der mich vom anderen Tischende aus beobachtet, scheint nicht allzu sehr erfreut. Verständlich, wir sprechen hier über ein Thema, das stark mit Caesy verbunden ist. Schließlich wollten die beiden einst zusammen hingegen.»Danke. Ich mag Kota wirklich sehr.«
Was verständlich ist, denn Kota ist ein wirklich netter Kerl, der mir immer freundlich begegnet. Anders als eine gewisse andere Person, die mir die ganze Woche aus dem Weg gegangen ist.
»Er dich ganz bestimmt auch«, antworte ich so selbstsicher und unbeschwert wie ich kann. Zara scheint zufrieden.Während ich mein leeres Tablett wegbringe, überlege ich, dass es keine schlechte Idee ist, am Tag des Balls etwas anderes zu unternehmen. Vielleicht helfe ich im Kinotheater aus oder fahre zu Dad. Die Einladung von Tiffany schwebt noch immer unausweichlich durch mein Gedächtnis.
»Die neue Frisur steht dir.«
Überrascht wende ich mich um, aber meine Sinne haben mich nicht getäuscht. Vor mir stehen Evan und Dylan und das Kompliment ist nicht von dem Rotschopf gekommen. Vor Verblüffung spüre ich, wie ich rot anlaufe und ein kaum hörbares »Danke« murmele.
Ich räuspere mich, um meine Stimme wieder hinzubekommen.
»Und gehst du zum Ball?«, will Dylan interessiert wissen, während Evan mit einem grünen Apfel spielt, den er in die Luft wirft und anschließend wieder geschickt auffängt.Ich würde eine Wette darauf abschließen, dass er das Talent besitzt, jonglieren zu können, beiße mir allerdings auf die Lippen um nicht zu fragen.
»Nein, an diesem Wochenende habe ich schon etwas anderes vor.«
Spricht denn heute wirklich jeder nur über dieses Thema? Was ist überhaupt mit dem Footballspiel heute Abend?
Dylan wirkt plötzlich verlegen, mein Ton ist wohl giftiger gewesen als beabsichtigt.
»Ach so, na dann ...«Evan verdreht die Augen, ehe er Dylan kumpelhaft in die Rippen stößt.
»Na los, rück schon raus mit der Sprache«, grinst er, was Dylan sichtlich unangenehm zu sein scheint. Ich starre Evan eine Sekunde lang an, dessen grüne Augen amüsiert blitzten. Oh. Scheiße.»Also eigentlich wollte ich dich fragen, ob du gerne mit mir zum Ball gehen würdest«, fährt Dylan nach einer kurzen Weile fort und meine schlimmste Vorahnung bestätigt sich.
Ich atme tief durch und versuche ihn meine Absage so schonend wie möglich beizubringen.
»Dylan, das ist wirklich nett, aber ich bin nicht hier an dem Tag. Tut mir leid.« Evan scheint sich kaum mehr einzukriegen, weil er angestrengt ein Lachen unterdrücken muss. Arschloch.Dylan hingegen zuckt mit den Schultern. Nachdem seine Frage nun draußen ist, scheint er offensichtlich wieder zu seiner Gelassenheit zurückzufinden.
»Nicht schlimm. Wir haben ja noch nächstes Jahr und nicht zu vergessen den Jahresabschlussball.«Er lächelt hoffnungsvoll, während ich meinen entgeisterten Blick zu verbergen versuche.
»Wie es aussieht muss der Ball dieses Jahr wohl auf uns beide verzichten«, merkt Evan grinsend an, der nun in seinen Apfel beißt, während Dylan geht.
»Hast du etwa auch was vor?«»Nein, ich gehe einfach nicht hin. Ich stehe nicht auf Tanzveranstaltungen.«
Evan spricht jedes Wort langsam aus, als würde er mit einer geistig behinderten sprechen. Die Augenbrauen zieht er unbewusst, wie fast immer zusammen. Eine Geste, die mir bereits öfters an ihm aufgefallen ist und eine Angewohnheit von ihm sein muss.Ich gehe nicht auf sein Gesagtes ein und linse stattdessen an ihm vorbei zu Shane. Als hätte dieser meinen Blick auf sich gespürt, sieht er plötzlich zu mir. Ehe ich seinen Gesichtsausdruck deuten kann, versperrt mir Evan jedoch mit seinen breiten Schultern die Sicht.
Ohne Vorwarnung beugt er sich vor, um in mein Ohr flüstern zu können. Ich spüre seinen heißen Atem auf der empfindsamen Haut meines Halses und ein Schauer erfasst meinen Körper.
»Wirklich süß, dass du dir meinetwegen eine neue Frisur zugelegt hast. Aber ich will dir keine Hoffnungen machen, du bist nicht mein Typ«, raunt er mit charismatischer Stimme, die mir so noch nie an ihm aufgefallen ist.
Ehe ich begreife, was er zu mir gesagt hat, tritt Evan auch schon wieder zurück.
»Wir sehen uns heute Abend beim Spiel, Frey«, grinst er, und macht auf dem Absatz kehrt. Doch selbst als er die Cafeteria schon längst verlassen hat, will sich mein Herzschlag noch immer nicht beruhigen.
DU LIEST GERADE
Light up my World
Подростковая литератураSie sind so verschieden, wie die Farben Rot und Blau, doch zusammen ergeben sie ein atemberaubendes Violett! Als Maggie Frey und Evan Davis sich zum ersten Mal begegnen, ahnen sie noch nicht, was alles auf sie zukommen wird. Denn obwohl zunächst all...