4. König Thranduil

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Nach dem Abendessen wartete bereits die nächste Überraschung auf mich. Ich wurde an den Flügeltüren von einer Leibwache des Königs abgefangen mit den Worten: "Der König möchte euch sprechen". Mit einem kurzen, irritierten Blick zu Aurelia, war ich der Wache schließlich gefolgt. Ich kannte den Weg zum Thronsaal bereits, doch trotzdem blieb ich brav hinter der Wache und überlegte fieberhaft, was der König wohl von mir wollte. Hatte sich Legolas vielleicht bei ihm über mich beschwert aufgrund des Vorfalls heute Nachmittag? Würde mich jetzt eine Moralpredigt erwarten? Oder gar eine Strafe?
Mein Herz begann schneller gegen meinen Brustkorb zu klopfen, als wir den großen, kunstvoll verzierten Flügeltüren des Thronsaals immer näher kamen. Ich atmete tief durch, bevor ich der Wache durch die Türen folgte. Die Schönheit der Hallen nahm wie jedes Mal meine vollen Aufmerksamkeit auf sich. Fast wäre ich der Wache in den Rücken gelaufen, da diese plötzlich ruckartig stehen blieb. "Hoppla" entfuhr es mir und gleich darauf ertönte ein leises Lachen. Mein Blick fiel nach vorne, wo meine Augen unmittelbar auf ein blaues Augenpaar trafen. Legolas stand schräg vor dem Thron, auf welchem sein Vater saß und hatte ein belustigtes Grinsen auf den Lippen. Ich spürte schon wieder diese langsam altbekannte Wärme in meinen Wangen und löste meinen Blick zügig von dem Prinzen. Wenn das so weiter ginge, wäre ich für Legolas bald nur noch die 'wandelnde Tomate'. "Ihr wolltet mich sprechen Herr?" fragte ich laut, nachdem die Wache sich verbeugt und zur Seite getreten war. Der König lächelte, als sein Blick auf mich fiel und er setzte sich leicht auf. "Rénee, mein Sohn sagte mir, dass ihr eure Arbeit als Grenzwache heute sehr gut gemacht habt. Ich habe euch deswegen herholen lassen. Da ihr mein vollstes Vertrauen genießt und einer meiner besten Krieger seid, werdet ihr die diesjährigen Sommerspiele eröffnen dürfen. Gewiss wisst ihr, dass mehrere bedeutungsvolle Gäste erscheinen und zuschauen werden und mit euch kann ich sicherlich angeben" sagte Thranduil, das warme Lächeln wich nicht von seinem Gesicht. Leicht öffnete ich den Mund, glaubte die Worte erst nicht, die ich aus seinem Munde gehört hatte. "Das wäre mir eine Ehre, Herr" erwiderte ich schließlich nach einigen Sekunden schnell und verbeugte mich kurz. "Dankeschön" fügte ich noch hinzu und erntete ein leichtes Nicken vom König. "Nun geht, morgen steht das erste Training für die Spiele an" ertönte nochmals die Stimme des Königs und ich nickte diesmal. Während ich mich umdrehte, fiel mein Blick für einen kurzen Moment auf Legolas, welcher mich die ganze Zeit über mit einem undefinierbaren Blick angesehen hatte. Mit zügigen Schritten verließ ich die Halle und schloss die Flügeltüren vorsichtig hinter mir. Wieder deutlich entspannter atmete ich laut aus und fing dann an breit zu lächeln. Der König wollte doch tatsächlich mich für die Eröffnung der Spiele haben! Sein Kompliment, ich wäre eine seiner besten Krieger, hallte mir immernoch in den Ohren wieder. "Mein Vater scheint euch sehr zu mögen". Erschrocken zuckte ich zusammen. Mein Kopf schoss in die Höhe und mein Herz begann zu rasen, als ich Legolas einige Schritte neben mir stehen sah. Wie war der denn so schnell aus der Halle gekommen? Bestimmt durch den Nebenausgang. "Schleicht ihr euch gerne an?" fragte ich und verschränkte die Arme herausfordernd vor der Brust. Der Prinz lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. "Ich wollte euch nur etwas fragen, aber ihr wart in Gedanken" erwiderte er dann und ich musste sein Lächeln einfach erwidern. Es war so ansteckend. Innerlich seufzte ich auf. "Na gut, fragt was auch immer euch auf der Seele liegt" sagte ich und runzelte perplex die Stirn, als Legolas Anstalten machte den Gang entlang zu gehen. "Kommt ihr oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?" ertönte seine amüsierte Stimme und ich verdrehte leicht belustigt die Augen, ehe ich dem Prinzen folgte. Nebeneinander gingen wir nun durch den Palast, seine unmittelbare Anwesenheit fühlte sich merkwürdig vertraut und gleichzeitig gut an. "Wie lange seid ihr schon hier im Düsterwald?" fragte Legolas irgendwann und ich wendete meinen Blick nach links, um ihn ansehen zu können. "Vier Jahre müssten es jetzt sein" antwortete ich und er nickte. "Habt ihr hier das Kämpfen gelernt? Und wo kommt ihr ursprünglich her?" fragte Legolas weiter und ich lachte kurz wegen seiner unverhohlenen Neugier auf. "Ich komme aus Bruchtal, war aber immerzu auf Reisen und habe die Welt erkundet. Meine Eltern hatten für euren Vater gekämpft und aus diesem Grund schloss ich mich vor vier Jahren der Waldelbenkolonie an und lernte hier das Kämpfen" fasste ich zusammen und richtete meinen Blick wieder nach vorne. Wir waren an den Gemächern der Grenz-und Palastwachen angekommen. "Bruchtal also...wo wart ihr denn, als sich Elronds Rat dort getroffen hat, um das weitere Geschehen um den Ring zu besprechen?" hakte Legolas interessiert nach und ich seufzte. "Ich durfte nicht teilnehmen. Zu dieser Zeit war ich noch eine relativ kampfunfähige Elbin und befand mich bereits hier im Waldlandreich. Ich war also gar nicht anwesend" antwortete ich und er nickte leicht. Ich blieb stehen, ebenso wie Legolas. "Ihr nehmt also auch an den Sommerspielen teil?" wechselte ich das Thema und Legolas antwortete fast sofort: "Ja, ich hatte diese Spiele schon immer geliebt. Schade, dass sie nur alle fünf Jahre stattfinden". Ich lächelte und drehte mich vor der Tür meines und Aurelias Gemach noch einmal um. "Mal sehen wer von uns beiden der Bessere sein wird" grinste ich und Legolas hob mein Grinsen spitzbübisch erwidernd eine Augenbraue. "Ihr fordert mich also heraus? Wie ihr wollt. Aber vorher wird trainiert. Da kann ich schon mal abschätzen, wie hoch eure Chancen gegen mich sein werden" zum Ende hin zwinkerte mir der blonde Elb zu, was ein angenehmes flattern in meiner Bauchgegend auslöste. Fast hätte ich dabei seine frechen Worte vergessen. "Ihr seid eine Spur zu selbstsicher" erwiderte ich mit gedämpfter Stimme. "Und ihr eine Spur zu spontan". Meine Wangen färbten sich leicht rot bei seinen Worten. Mir war sofort klar, dass er auf den kleinen Überfall im Wald heute Nachmittag hindeutete. Legolas Lächeln wurde noch ein Stück breiter, als er meine Reaktion sah. Ich beschloss nicht auf seine Bemerkung einzugehen und öffnete die Tür zu meinem Gemach. Wie zu erwarten war es dunkel. Aurelia war ja heute für die Nachtschicht eingeteilt, also würde ich niemanden wach machen. "Wir sehen uns dann morgen nach dem Frühstück beim Training" sagte ich und wusste für einen Moment nicht recht, ob ich mich ebenfalls vor ihm verbeugen sollte oder nicht. Legolas schien meine leichte Unsicherheit zu bemerken, denn er nahm einfach meine Hand und hauchte, unter meinem völlig perplexten Blick, einen zarten Kuss darauf. "Gute Nacht Rénee".

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Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt