Legolas und ich verbrachten den kompletten Nachmittag bis zum Mittagessen miteinander.
"Möchtest du im Speisesaal essen oder mit mir und meinem Vater zusammen?" fragte mich der blonde Elb, als wir beide gemeinsam seine Gemächer verließen. Ich hob den Kopf und lächelte. "Ich würde gerne mit dir und deinem Vater speisen" erwiderte ich und auf Legolas Lippen bildete sich ebenfalls ein Lächeln. Er schien glücklich über meine Entscheidung. "Das Abendessen kannst du ja wie gewohnt mit deinen Freunden einnehmen" fügte er dann noch hinzu und sah mich von der Seite aus an. "Was hast du eigentlich so gemacht in der Zeit, wo ich weg war?". Wir hatten das Ende der Treppen erreicht und ich spürte Legolas Hand und wie sie sich auf meinen Rücken legte. Eine unfassbare Wärme durchflutete mich und ich ließ mich von ihr leiten. Zugegeben, ich wusste nicht mehr ganz genau, wo sich der Speisesaal von Legolas und dem König befand. "Ich hatte die meiste Zeit Wachdienst an der Grenze und die freie Zeit habe ich mit Aurelia, Taavi, Quinn, Levin und Cyrian verbracht" erwiderte ich schließlich und spürte Legolas Blick bei der Erwähnung von Cyrian auf mir. Er würde wohl immer ein wunder Punkt bei Legolas bleiben.
Thranduil saß bereits am Tisch und begrüßte uns mit einem Lächeln, als wir eintraten.
Meine Gesellschaft schien ihm zu gefallen, da er immer mal wieder herzhaft auflachte. Wir unterhielten uns über alle möglichen Dinge während des Essens. Auch er sprach kurz über das Treffen mit Celeborn. "Wisst ihr, ich werde den Elben Zuflucht bieten, die Mitterlerde noch nicht verlassen wollen. Lothlòrien und Bruchtal versuchen dies ebenfalls" sagte er mit einem nachdenklichen Blick und ich nickte. "Warum existiert denn nur noch ein Restbestand von Elben in Lothlòrien? In Bruchtal haben ebenfalls viele Elben ein Schiff nach Valinor genommen. Bereits während des Ringkrieges" fragte ich und Thranduil hielt inne. "Galadriel, die Herrin Lothlòriens hat Mitterlerde bereits verlassen und auch Celeborn scheint nicht lange ohne seine Frau weiter machen zu wollen. Die Galadhrim haben also bald auch den letzten Herren verloren und deshalb hält es nur noch wenige dort. So auch in Bruchtal. Bruchtal wird sich vielleicht noch etwas länger als Lòrien halten, da Elronds Söhne dort bleiben werden" erklärte er mir und ich biss gedankenverloren von meinem Lembas ab.
Nach dem Essen musste ich mich vorerst von Legolas verabschieden, da ich wieder für eine Grenzkontrolle eingeteilt worden war. "Sehen wir uns heute Abend?" fragte ich zaghaft und Legolas grinste. "Natürlich" antwortete er dann und beugte sich zu mir hinunter. Ich schloss meine Augen und erwiderte seine Küsse mit der gleichen Hingabe. Es gab kein schöneres Gefühl als seine Lippen auf meinen. Leise seufzend machte ich mich auf den Weg hinaus in den Wald. Eryn Lasgalen schoss es mir durch den Kopf und ich ließ meinen Blick über die Bäume, Sträucher, Wurzeln und Büsche schweifen. Der Name passte wirklich gut. Der Wald erblühte in verschiedenen Grüntönen, auch wenn der Sommer langsam zuende ging und der Herbst bevor stand.
Meine Wache zog sich diesmal wieder mehr als sonst und etwas durchgefroren betrat ich die schützenden und wärme spendenden Hallen des Palastes. Als ich durch einen Gang ging, um zum Speisesaal zu gelangen, vernahm ich aufgeregte Stimmen. Meine Schritte verlangsamten sich und ungewollt lauschte ich ihnen für einen Moment. Gerade, als ich mich wieder abwenden und Kopf schüttelnd weiter gehen wollte, ertönte mit einem Mal Legolas Stimme. Nun noch neugieriger als vorher schlich ich näher an die Tür heran, hinter welche sich die Stimmen verbargen.
"Wie viele Krieger fordert König Elessar?" hörte ich Legolas fragen und darauf herrschte erstmal Stille. Ich wusste tief in mir drin, dass ich weiter gehen und nicht lauschen sollte, doch etwas hielt mich an Ort und Stelle.
"Nur eine kleine Streitmacht, vielleicht hundert Mann. Es gibt bereits eine größere Armee von Menschen aus Gondor und Arnor. Eine Gruppe von Zwergen unterstützt das Königreich ebenfalls" erwiderte die Stimme Thranduils nachdenklich und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. König Elessar? War dies nicht Aragorn? Und warum benötigte das Königreich der Menschen Hilfe?
Ich bekam die nächsten Worte nicht mit und beschloss, später einfach Legolas zu fragen. Mit leisen, aber dennoch flinken Schritten hatte ich mich wieder von der Tür entfernt und betrat wenig später den bereits vollbesetzten Speisesaal. "Rè!" rief jemand und ich ließ meinen Blick suchend über die Köpfe der Elben schweifen. Dann erkannte ich Aurelia und wie sie mich zu sich an einen Tisch wunk. "Da ist ja die verschollene Elbin" zog mich Levin auf, als ich mich zwischen ihn und Aurelia auf einen Stuhl sinken ließ. "Kaum ist der Prinz zurück, bekommt man dich nicht mehr zu Gesicht" grinste auch Aurelia augenbrauenw ackelnd und die Anderen am Tisch lachten. Ich allerdings konnte nur die Schultern zucken. Das Gespräch zwischen Vater und Sohn beherrschte immernoch meine Gedanken.
Würde es zu einem neuen Krieg kommen? Aber welcher Feind wagte sich nach Sauron zu erheben? Und würde Legolas mitgehen?
Um mich herum wurde es mit einem Mal ruhig und ich hob irritiert den Kopf. Der König hatte den Speisesaal betreten und positionierte sich nun auf der kleinen Ebene, damit ihn alle Elben hier sehen konnten. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie sein Auftreten auf Andere wirkte und wie viel Respekt und Ehrfurcht man ihm entgegen brachte.
"Ihr fragt euch sicher, was ich zu sagen habe. Es sind keine besonders erfreulichen Nachrichten. Die Ostlinge kämpften vor zwei Jahren an Saurons Seite und mit der Krönung Aragorns zum König Elessar konnten die meisten Völker besiegt und unterworfen werden. Doch es existiert allem Anschein nach noch eine weitere, größere Gruppe an Ostlingen, die sich bis jetzt noch nicht Gondor und Arnor unterworfen haben. Mich erreichte ein Brief von Gondor und Aragorn bat um eine kleine Streitmacht, um die Ostlingen ein für alle Mal nieder zu zwingen. Ich benötigte daher hundert Krieger, die nach Gondor ziehen und den König dort unterstützen. Die Ostlinge rauben, töten und zerstören kleinere Dörfer. Ihre Seele scheint noch nicht von dem Bösen befreit zu sein" Thranduils Stimme schallte laut von den Wänden wieder und meine Augen wurden groß. Die Ostlinge. Natürlich, wieso war ich darauf nicht schon früher gekommen?
"Legolas wird unsere Streitmacht anführen und sicher nach Gondor bringen" fuhr der König fort und das Blut gefror in meinen Adern. Aurelia und Quinn warfen mir einen kurzen Blick zu, den ich aber ausblendete. Meine Gedanken drehten sich einzig und allein um Legolas. Ich wusste, dass er so schnell nicht klein zu kriegen und er ein großer Krieger war. Ebenso war Aragorn sein Freund, also würde ich ihn unmöglich davon abhalten können, nach Gondor zu reisen und die Ostlinge zu bekämpfen.
Da kam mir plötzlich ein Gedanke.
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Rénee | Legolas
FanfictionRénee verbrachte den gesamten Ringkrieg im Düsterwald und wurde dort zu einer Grenz-und Palastwache ausgebildet. Sie steht unter Thranduils Obhut und konnte sich als eine seiner besten Wachen beweisen. Doch dann kehrt Thranduils Sohn, der Prinz des...