Epilog

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6 Monate später:

Aurelia warf mir aus meinem Schrank ein paar Kleidungsstücke zu, die ich dann sorgfältig in meine Tasche stopfte. Draußen dämmerte es bereits und mein Herz schlug vor Aufregung und Vorfreude in meiner Brust.
König Thranduil hatte unserer kleinen Reise zugestimmt. Er war es ja bereits gewohnt, Legolas ziehen zu lassen. Mich hatte er ebenfalls für diesen Zeitraum aus dem Dienst zurückgestellt, versprach mir jedoch, dass ich immer einen Platz in der Grenzwache haben würde. Als ich Aurelia von meinem Plan, zusammen mit Legolas seine Freunde besuchen zu gehen, erzählte, war sie natürlich traurig, doch sie wusste auch, dass ich schon lange darauf wartete wieder reisen zu können. "Du wirst mir fehlen Ré. Mit wem soll ich denn jetzt zum Essen gehen? Mit wem soll ich meine Freizeit verbringen? Und das Zimmer wird so leer ohne dich sein" seufzte sie, als sie die Türen meines Schrankes schloss. Ich ging zu ihr und nahm sie fest in meine Arme. "Du mir auch, aber ich werde zurückkehren. Das verspreche ich dir. Taavi passt solange auf dich auf" sagte ich lächelnd und sie nickte, mein Lächeln erwidernd. "Hast du alles?" fragte sie mich dann und ich sah mich im Zimmer um. Ich hatte mir bereits Kleidung für morgen herausgelegt, ebenso lag mein Köcher inklusive Bogen und mein Kurzschwert auf dem Tisch. In meiner kleinen Tasche befanden sich nur ein paar Kleidungsstücke, falls ich etwas zum wechseln brauchte. Ich nickte. "Hast du auch schon Cyrian, Quinn und Levin Bescheid gegeben?" ich ließ meine Handinnenfläche auf meine Stirn klatschen. "Oh man, das habe ich in der Aufregung total vergessen" seufze ich und Aurelia lächelte breit. "Gut das du mich hast" ich verzog fragend das Gesicht, doch sie zuckte nur grinsend mit den Schultern. Ich würde den Dreien morgen beim Frühstück alles beichten. Dann würde zwar nicht viel Zeit zum verabschieden bleiben, aber was soll's. Ich verschwand im Bad um zu mich waschen und schließlich umzuziehen. "Aurelia hast du-" ich stockte und die restlichen Worte blieben mir im Halse stecken. Vor mir standen Cyrian, Quinn, Taavi, Levin und Aurelia, welche mich breit lächelnd ansah. "Überraschung" sagte sie dann und ich lachte glücklich auf. "Du wolltest wirklich gehen, ohne uns auf Wiedersehen zu sagen?" fragte Levin grinsend und ich schüttelte immernoch lachend den Kopf. "Ich habe es nur ganz vergessen zu erzählen" erwiderte ich und nahm erst Quinn, dann Levin und schließlich Cyrian in die Arme. "Du brennst jetzt also mit deinem Ehemann durch" sagte er, doch ich konnte ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen. "Sieht ganz so aus" erwiderte ich und er lächelte. "Pass gut auf dich auf und komm heil wieder zurück. Nicht so wie beim letzten Mal". Wir setzten uns noch etwas zusammen und redeten über die Zeit, die wir hier im Düsterwald, nun Wald des grünen Laubes,  zusammen erlebt hatten. "Oh man, das klingt alles so, als würde ich nie mehr zurück kommen" lachte ich, doch Aurelia blieb ernst. "Wer weiß welchen Lauf dein und Legolas Weg nimmt. Vielleicht werdet ihr euch irgendwo niederlassen und etwas eigenes zusammen aufbauen. Du kannst nicht ewig dein Leben hier im Waldlandreich verbringen. Irgendwann muss man auch etwas eigenes, neues aufbauen. Ich habe auch nicht vor, für den Rest meines ewigen Lebens hier zu bleiben" sagte sie und ich senkte nachdenklich den Blick. Ich spürte ihre Hand auf meiner Schulter. "Aber das heißt nicht, dass man seine Freunde nie wieder sieht und man sich nicht besuchen kann" lächelte die blonde Elbin und ich erwiderte es sofort. Auch Quinn, Taavi, Levin und Cyrian nickten und ich war froh, sie als meine Freunde bezeichnen zu dürfen. Aber Aurelia hatte recht. Wer konnte jetzt schon wissen, was Legolas und mir auf unserer Reise geschehen wird, welche Entscheidungen wir treffen werden. Ich seufzte leicht und lächelte, als ich Legolas Gesicht vor meinem inneren Auge sah. Mit ihm an meiner Seite würde ich mich überall zuhause fühlen.

Später lag ich in meinem Bett und starrte an die Decke. Von Aurelia kam ein regelmäßiges, ruhiges Atmen, sie schlief bereits tief und fest. Meine Gedanken waren jedoch bei Bruchtal, meinem Geburtsort und jener Ort, an welchem ich aufgewachsen war.
Morgen würden wir unsere Reise dorthin beginnen und ich fragte mich, ob sich wohl irgend etwas dort verändert hatte.
Irgendwann fielen mir dann doch endlich die Augen zu und ich wurde am nächsten Morgen von Aurelia geweckt, welche ein Kissen in mein Gesicht warf. Ich schreckte hoch und sah verwirrt um mich. Erst Aurelias Lachen ließ mich die Situation verstehen. "Das werde ich garantiert nicht vermissen" sagte ich noch etwas müde und schwang mich aus meinem Bett. Aurelia gluckste und ging zu meinem Schrank. "Ich dafür umso mehr. Und übrigens, du hast die Sachen deiner Mutter bei den Spielen nicht angehabt, dafür kannst du sie ja jetzt anziehen" sagte sie und warf mir auch schon die ehemaligen Kleidungsstücke meiner Mutter zu. Diese stammen ebenfalls aus dem Waldlandreich und stellten die damalige Kriegerkleidung dar. Ich fing alles so gut es ging auf und seufzte am Ende. Wie konnte man so früh morgens bereits so gut gelaunt sein?
Als mir dann jedoch auffiel, dass es bereits gleich nach dem Frühstück losgehen würde, wurde ich ganz hibbelig und verschwand mit meiner Kleidung im Bad. Dort machte ich mich fertig und zog die Sachen meiner Mutter an.

"Können wir los?" fragte mich die blonde Elbin, als ich aus dem Bad zurück ins Zimmer trat

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"Können wir los?" fragte mich die blonde Elbin, als ich aus dem Bad zurück ins Zimmer trat. Ich schnappte mir noch meinen braunen Waffengürtel und verstaute meinen Dolch und das elbische Kurzschwert in diesem. Meinen Bogen inklusive Köcher befestigte ich auf meinem Rücken. Dann nickte ich. Aurelia musterte mich kurz und ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. "Du siehst wie eine Elbenkriegerin aus, die gleich in den Krieg zieht. Dabei reist ihr nur durch Mittelerde" sagte sie dann und ich lachte. Zusammen verließen wir unser Zimmer. Mit einem letzten Blick, schloss ich die Tür. Es würde für eine unbestimmte Zeit nicht mehr mein Zimmer sein. Ich schlief zwar die meiste Zeit sowieso bei Legolas, jedoch war das hier trotzdem mein Zimmer geblieben. Ich seufzte leicht und folgte Aurelia in den Speisesaal. Wie an jedem Morgen auch saßen bereits einige Waldelben an den vielen Tischen und bedienten sich an den Speisen. Es wurde geredet und gelacht, es war ein ganz normaler Morgen. Es war schon etwas komisch, ohne Legolas im Speisesaal zu sein. Wir aßen eigentlich immer zusammen, ob mit meinen Freunden, welche mittlerweile auch seine waren oder mit Thranduil.
Ich ließ mich von Aurelia mit zu einem Tisch in der Mitte ziehen, an welchem bereits Quinn, Levin, Cyrian und Taavi saßen. Gemeinsam aßen wir unser Frühstück und redeten über unbefangene Themen. 
Wenig später war es dann soweit. Meine Freunde begleiteten mich bis zu den großen Toren. Diese waren leicht geöffnet und ich konnte zwischen den beiden Türen hinaus ins Freie schauen. Als mein Blick auf Legolas fiel, welcher gerade seinen Vater umarmte, schlich sich augenblicklich ein warmes Lächeln auf meine Lippen.
Ich trat zusammen mit Aurelia, Quinn, Levin, Cyrian und Taavi im Schlepptau hinaus zu den Anderen. Schräg hinter Thranduil standen auch noch ein paar Bedienstete und Palastwachen.
"Mîr nîn" (mein Schatz) hörte ich Legolas sagen und ich wendete den Blick nach links. 
Dort stand er, sein Vater nun einige Meter hinter ihm. Ich lächelte glücklich, während sich der blonde Elbenprinz das Stück zu mir hinunter beugte und dann seine weichen Lippen für ein paar Sekunden auf meine drückte. Ich konnte förmlich alle Blicke auf uns spüren und merkte, wie meine Wangen daraufhin unweigerlich rot wurden. Als Legolas sich von mir löste, verharrte er für einen Moment vor meinem Gesicht, nur um mir ein freches Grinsen zu schenken. "So beiseite, ich möchte Rénee verabschieden" ertönte mit einem Mal eine weitere Stimme und Loretta stieß Legolas leicht zur Seite. Ich lachte, ebenso wie die Anderen um uns herum. Ich verabschiedete mich von meinen Freunden, drückte alle nacheinander fest an mich. "Schreib mir mal. Und wehe du kehrst nicht gesund und munter wieder zurück" sagte Aurelia und warf dabei einen warnenden Blick zu Legolas, welcher die Hände abwehrend hob. "Ich hüte meine Frau wie ein Tier seine Beute"
Ich verdrehte grinsend über seine Worte die Augen und drückte Aurelia noch etwas fester an mich. "Pass auf dich auf" sagte ich leise und ließ meine beste Freundin los. Es fühlte sich seltsam an Abschied zu nehmen. So viele Jahre hatte ich im Düsterwald verbracht.
"Pass gut auf dich auf. Ich weiß, dass ihr Zwei alles zusammen schaffen werdet" sagte Thranduil mit einem Lächeln und umarmte mich sanft. Zu ihm hatte ich als meinen Schwiegervater eine wirklich gute Bindung aufgebaut.
Legolas griff nach meiner Hand. Ich wusste, dass es jetzt losgehen würde.
"Wenn die Begebenheiten günstig sind, solltet ihr in zwei Tagen Bruchtal erreichen" sagte Thranduil laut und Legolas schwang sich auf Arods Rücken. Ich stellte mich neben Molotov und strich vorsichtig über dessen schwarzes Fell. Dann stieg ich ebenfalls auf und nebeneinander ritten Legolas und ich über die Brücke.
Ich drehte mich nochmal um, winkte meinen Freunden und sah mir, ein für vorerst letztes Mal, die großen Tore an, welche in Thranduils unterirdische Hallen führten. Dann drehte ich mich wieder nach vorne, tauschte einen Blick mit Legolas und lächelte.

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt