46. Valinor

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"Ich habe dich vermisst" sagte ich leise und genoss das Gefühl von seinen Händen auf meinem Rücken. Der Stoff des Kleides war nicht gerade dick und somit begann meine Haut aufgeregt unter seinen Berührungen zu kribbeln. Wir standen etwas abseits von den Türen des Thronsaals in einem Gang. Legolas schenkte mir ein charmantes Lächeln, als ich den Kopf etwas anhob, um ihn ansehen zu können. "Ich hatte auch Sehnsucht nach dir, nín elen" kam es dann genauso leise zurück. Legolas beugte sich etwas zu mir hinunter und legte seine Lippen auf meinen Hals. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen und ich schloss die Augen. Mein Kopf fiel in den Nacken, während Legolas weitere sanfte Küsse auf meiner Haut verteilte. Ich seufzte leicht und löste mich dann widerwillig von ihm. "Nicht hier" erklärte ich mein Handeln mit einem nervösen Blick nach links und rechts. Hier konnte jederzeit ein Elb vorbei kommen und so etwas wie gerade tat ich dann wohl doch lieber in Legolas Gemächern. "Von mir aus können alle sehen, wie sehr ich mich nach dir verzehre" flüsterte der Elb und drängte mich näher an die Wand hinter mir. Mein Herz begann zu rasen und mir entkam ein keuchender Laut. Völlig benebelt von seiner Nähe öffnete ich die Lippen einen Spaltbreit. "Du siehst wunderschön aus" Legolas Worte ließen meine Beine weich werden. Ich konnte nichts darauf sagen, mein Blick galt nur ihm.
Plötzlich näherten sich Stimmen und mein Kopf drehte sich ruckartig nach links. Legolas trat einen Schritt von mir weg und ich entfernte mich von der Wand. Keinen Moment später bogen drei Elben um die Ecke. Sie sprachen laut miteinander und schenkten uns nicht sonderlich viel Beachtung. Legolas griff indessen nach meiner Hand und deutete mir ihm zu folgen. Wir entfernten uns von den Elben und liefen die vielen Stufen zu Legolas Gemächern empor.
"Verrätst du mir, was in Lothlòrien besprochen wurde?" fragte ich wenig später, als wir uns in seinem Gemach befanden. Legolas stand vor seinem Schreibtisch und lehnte sich leicht dagegen, während er mir einen Blick zu warf. "Sicher doch Prinzessin" ich wurde rot bei seinen Worten und Legolas lachte. "Wie du weißt hat sich mein Vater mit Celeborn, den Herren des Waldes von Lòrien getroffen. Sie sprachen darüber, dass das Zeitalter der Elben mitsamt Sauron untergegangen ist. Du weißt ja sicherlich, dass es früher verschiedene Ringe der Macht gab. Die Menschen bekamen neun, die Elben drei und die Zwerge sieben. Die Ringe verloren durch die Vernichtung des einen Ringes ebenfalls ihre Magie. So auch die Elbenringe. Immer mehr Elben verlassen aus diesem Grund Mittelerde und segeln nach Valinor, in die unsterblichen Lande. Auch Frodo Beutlin, der Ringträger, Galadriel, Celeborns Frau, Gandalf der Weiße und viele der Galadhrim haben bereits Mittelerde durch ein Schiff nach Valinor verlassen. Soweit ich weiß hat dies Elrond auch bald vor" fing Legolas an zu erzählen und ich lauschte aufmerksam seinen Worten.
Ich wusste bereits, dass den Elben nicht ewig bestimmt war, in Mittelerde zu leben und zu herrschen. Doch als Legolas meinen Onkel erwähnte, zuckte ich kaum merklich zusammen. Er wollte Mitterlerde ebenfalls verlassen? Was würde dann aus Bruchtal werden?
"Nur die Waldelben meines Vaters verbleiben noch in Mittelerde und es existiert ebenfalls noch ein Restbestand in Lòrien" fuhr Legolas fort, doch ich unterbrach ihn aufgrund meiner Gedanken. "Was geschieht mit Bruchtal, wenn Elrond geht?" fragte ich und Legolas stoß sich von dem Tisch aus Holz ab. "Elladan und Elrohir werden dort bleiben und weitere Elben aus Bruchtal ebenso. Auch werden manche Elben aus anderen Regionen sicher dort oder auch hier Schutz suchen" ich nickte leicht und dachte an den letzten Restbestand meiner Familie. "Deshalb kam es auch zu dem Treffen zwischen meinem Vater und Celeborn. Sie haben sich verbündet und gaben dem Düsterwald einen neuen Namen. Seit der Beseitigung der Spinnen ist er meiner Meinung nach auch nicht mehr düster" sagte Legolas und ließ sich neben mich auf die Matratze nieder. "Wie haben sie ihn genannt?" fragte ich neugierig und auf Legolas Lippen bildete sich ein Lächeln. Er strich mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. "Eryn Lasgalen" (Wald des grünen Laubes) erwiderte er dann und ich empfand diesen Namen von der ersten Sekunde an perfekt für diesen Wald.
Ich legte meinen Kopf auf Legolas Schulter ab und dachte nach. Würden irgendwann alle Elbenvölker Mitterlerde verlassen haben und für die nächsten Generationen von Menschen, Zwergen und Hobbits nur noch Mythen sein?
"Ich muss Elrond unbedingt noch einmal sehen, bevor er in die unsterblichen Lande segelt" hauchte ich und spürte, wie Legolas mir einen Kuss auf mein Haar gab. "Das wirst du" murmelte er dann an meinem Kopf und ich schloss die Augen. "Willst du auch nach Valinor segeln?" fragte er dann irgendwann leise und ich wusste sofort, dass er sich schon länger mit diesem Gedanken beschäftigt hatte. Ich hob den Kopf von seiner Schulter und blickte liebevoll lächelnd in seine Augen. "Ich würde erst dorthin segeln, wenn der letzte Elb Mitterlerde verlassen hat. Ich möchte unsere restliche Zeit hier noch genießen. Mit dir zusammen" antwortete ich schließlich und Legolas begann zu Grinsen. Erleichterung spiegelte sich in seinen Augen. Er beugte sich zu mir vor und küsste meine Lippen für einen kurzen Moment. "Das ist gut, weil ich hatte auch noch nicht vor, Mitterlerde zu verlassen. Mich halten besonders meine Freunde davon ab, die nicht mit dorthin reisen können" sagte er dann und ich nickte verstehend. Er müsste sich für immer von Gimli, Aragorn und den anderen verabschieden.
"Wie geht es eigentlich deinen Prellungen?" ich belächelte seinen Themawechsel und erhob mich. "Der Schmerz an meinem linken Bein hat nachgelassen, ebenso wie an meiner Hüfte. Meine linke Schulter schmerzt ab und zu noch etwas, aber es wird besser" erwiderte ich und schob langsam den Stoff meines Kleides nach oben. Legolas hatte mich bereits in Unterhose gesehen, als hatte ich nichts zu verbergen. Wortlos verfolgten Legolas Blicke meine Bewegungen und er zog die Luft hörbar ein, als ich die linke Seite meiner Hüfte und Taille entblößte. Er erhob sich ebenfalls und kniete sich dann vor mich auf den Boden. Sein Blick galt den großen, blau-lilanen Blutergüssen auf meiner Haut. Vorsichtig strich er mit einem Finger darüber und ich zuckte kurz zusammen. Teils durch den Schmerz, teils durch seine Berührung.
Er sah zu mir auf. "Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun. Das sieht schlimm aus" sagte er und ich zuckte nur mit den Schultern. "Ich kann von Glück sprechen, dass mein Bein und mein Arm nicht genauso aussehen" lächelte ich und Legolas erhob sich wieder. Sanft umfassten seine Hände mein Gesicht. "Du bist trotz allem immernoch wunderschön".
Ich spürte wieder einmal die Röte in meine Wangen schießen. Ich werde mich wohl nie an Legolas Komplimente gewöhnen.

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt