Beim Mittagessen saß ich zusammen mit Aurelia, Quinn, Levin, Taavi und Cyrian an einem Tisch. Nachdem ich meine beste Freundin und Taavi nach ihrem intimen Akt erwischt hatte, war der braunhaarige Elb geflüchtet und Aurelia und ich hatten uns noch etwas unterhalten. Sie war mir nicht böse, dass ich viel Zeit mit Legolas verbringen wollte. Ihr ging es mit Taavi nicht anders.
"Wollen wir nach dem Essen ausreiten?" fragte Quinn mich und Aurelia, während sich Levin, Taavi und Cyrian angeregt über Schwertkämpfe unterhielten. Ich nickte freudig und dachte an Molotov, welcher sich bestimmt ebenfalls über ein bisschen Bewegung freuen würde. Auch Aurelia nickte und gemeinsam verließen wir nach dem Essen den Speisesaal. Im Stall holten wir unsere Pferde aus den Boxen und führten sie nach draußen. Aurelia besaß kein eigenes Pferd, wir beide hatten es nie für nötig gehalten. Deshalb borgte sie sich Taavis Hengst Faras aus und Quinn ritt ihr eigenes Pferd namens Quenya. "Molotov ist wunderschön" bewundernd warf Quinn meinem schwarzen Hengst einen Blick zu. Beinahe ein wenig stolz klopfte ich Molotov auf den Hals. "Legolas hat ihn mir geschenkt" gab ich lächelnd zu und Quinn schenkte mir einen vielsagenden Blick. Zu Dritt ritten wir in den Wald hinein und führten unsere Pferde gemächlich im Schritt über den Elbenpfad. Später jedoch verließen wir den Pfad und ritten quer durch den Wald. Wir erreichten eine kleine Lichtung und ließen die Pferde grasen, während wir uns ins Gras nieder ließen. Ich schaute in den Himmel und lauschte dem Wald. "Ich finde den Düsterwald gar nicht mehr so düster" sagte Aurelia und ich setzte mich auf. Sie hatte recht. Auch ich empfand den Wald nun viel grüner und heller, als er es noch vor drei Jahren war, als Sauron noch nicht besiegt war und der Wald nur so von Spinnen gewimmelt hatte.
Die Zeit verflog schnell und wir mussten wieder Richtung Palast aufbrechen. Die Sonne bahnte sich bereits einen Weg zum Horizont und meine Gedanken schwiffen zu Legolas, welchen ich nach dem Abendessen treffen würde. Lächelnd blickte ich nach vorne, trabte Molotov noch etwas mehr an und genoss den Wind, welcher mir die Haare aus dem Gesicht wehte. Aurelia und Quinn waren bereits einige Meter vor mir, ich hatte mir mehr Zeit beim Aufsteigen gelassen und lag nun hinten. Ich wollte gerade ein Überholmanöver starten, als plötzlich jemand aus dem Gebüsch auf den Weg sprang und Molotov erschrocken mit einem Ruck abbremste. Er riss die Vorderhufe in die Höhe, bäumte sich ängstlich auf und ich hatte keine Chance mich irgendwo festzuhalten. Mit einem Aufschrei rutschte ich von Molotovs Rücken und landete keuchend auf dem harten Waldboden. Benommen spürte ich anfangs den Schmerz in meiner kompletten linken Körperhälfte nicht, mit welcher ich auf dem Boden aufgekommen war. Mein Kopf brummte, ich hatte Schwierigkeiten zu atmen. Mein Brustkorb schien für einen Moment wie zugeschnürt. Der Sturz war nicht besonders hoch, jedoch war der Waldboden mit Wurzeln durchzogen.
"Rénee! Es tut mir so leid! Ich wollte das nicht!" hörte ich eine männliche Stimme gedämpft und öffnete noch etwas verwirrt die Augen. Über mir kniete doch tatsächlich Cyrian, welcher mich besorgt und mit einem schuldbewussten Ausdruck in den Augen musterte. Das Bild vor meinen Augen war etwas verschwommen, doch es wurde jäh wieder schärfer und auch mein Gehörsinn besserte sich. Ächzend setzte ich mich auf, spürte Cyrians Hand und wie er meinen Rücken stützte. "Bei Eru, geht's dir gut Rénee?" rief Aurelia, welche zusammen mit Quinn auf mich zugelaufen kam. "Ich glaube schon" erwiderte ich und ließ mich von den Dreien auf die Beine helfen. Etwas wackelig stand ich nun da und zog scharf die Luft ein, als ich versuchte meinen Rücken durchzustrecken.
"Mensch Cyrian! Was fällt dir ein?!" zischte Aurelia wütend, während Quinn mich besorgt musterte. Cyrian hob abwehrend die Hände. "Ich habe gerade Wachdienst hier im Wald und habe Hufgetrampel gehört. Den Geräuschen bin ich dann gefolgt und wollte nachschauen, ob es Elben sind, die hier im Düsterwald entlang reiten. Ich wollte Rénees Pferd nicht erschrecken" erklärte er besorgt und ich wunk ab. "Nicht schlimm" krächzte ich und Quinn trat näher an mich heran. "Nicht schlimm? Ich würde sagen, wir bringen dich lieber mal auf die Krankenstation. Du blutest an der Schläfe und ich weiß nicht, ob du nicht vielleicht etwas gebrochen haben könntest" sagte sie und Aurelia nickte. "Cyrian? Wenn du schon an Rénees Sturz schuld bist, hilf uns wenigstens mit Molotov. Wir sollten Rénee nicht alleine reiten lassen" sagte Aurelia und Cyrian nickte sofort. Er schien ernsthaft betroffen. Ich seufzte und versuchte mich so hinzustellen, dass der stechende Schmerz in meiner Seite besser auszuhalten war. "Ich schaffe das letzte Stück auch noch allein" meinte ich, wusste jedoch im selben Moment, dass mich keiner der Dreien alleine auf Molotov reiten lassen würde. Cyrian ignorierte meine Aussage völlig und half mir vorsichtig auf Molotovs Rücken hinauf. Er selbst setzte sich hinter mich und griff um mich herum nach Molotovs schwarzer Mähne. Es fühlte sich etwas komisch an, einen anderen Elben statt Legolas hinter mir sitzen zu haben.
Ich versuchte den Schmerz in meinen Rippen und meinem restlichen Körper auszublenden und bekam dadurch nicht mit, wie wir bereits das Tor zu Thranduils Hallen passierten und wieder am Stall ankamen. Cyrian stieg von Molotov und ich ließ zu, dass er mich auf seine Arme nahm. Er achtete darauf, dass er meine linke Körperhälfte nicht berührte und dafür war ich ihm dankbar. Es fühlte sich so an, als wäre sie vollends taub.
Während wir durch die Gänge des Palastes gingen, kamen uns einige Elben entgegen und schauten uns neugierig, aber auch fragend hinterher.
"Was ist passiert?" fragte eine der elbischen Heilerinnen sofort, als wir Vier auf der Krankenstation ankamen. "Sie ist vom Pferd gefallen" erklärte Aurelia und die Elbin deutete auf ein Bett, welches vor einem Fenster stand. "Legt sie dort ab, ich werde mich um sie kümmern" sagte die Heilerin und Cyrian nickte. Er setzte mich auf dem Bett ab und ich ließ mich missmutig in die Kissen sinken. So etwas hatte mir gerade noch gefehlt. Was würde Legolas denken, wenn ich nach dem Abendessen, welches gerade stattfand, nicht bei ihm erscheinen würde? "Wie heißt ihr?" fragte mich die Heilerin und ich setzte mich wieder etwas auf. "Rénee" erwiderte ich und die Elbin wendete sich meinen Freunden zu: "Ihr könnt nach dem Abendessen wieder kommen". Aurelia, Quinn und Cyrian, welcher immernoch leicht schuldbewusst aussah, verabschiedeten sich von mir und waren kurz darauf auch schon verschwunden. Die Elbin stellte sich indessen als Idhril vor und sie begann damit, mit einem nassen Tuch das Blut von meiner Schläfe zu tupfen. "Ich werde gleich nachschauen, ob etwas gebrochen ist, aber ich gehe mal davon aus, dass ihr mit starken Prellungen davon gekommen seid. Elben können mehr einstecken als andere Wesen" erklärte Idhril mir mit einem freundlichen Lächeln und ich nickte, ihr Lächeln schief erwidernd.
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Rénee | Legolas
FanfictionRénee verbrachte den gesamten Ringkrieg im Düsterwald und wurde dort zu einer Grenz-und Palastwache ausgebildet. Sie steht unter Thranduils Obhut und konnte sich als eine seiner besten Wachen beweisen. Doch dann kehrt Thranduils Sohn, der Prinz des...