Mit gesenktem Kopf und steht's wachsamen Blick führte ich Faras aus den Stallungen und folgte den anderen Elben unauffällig bis zu einer großen Lichtung etwas abseits des Schlosses. Die ersten schwachen Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die Blätter der Bäume und ein Sonnenstrahl fiel direkt in mein Gesicht. Kurz genoss ich das warme Gefühl auf meiner Haut, ehe ich mich vorsichtig umsah. Mein Atem stockte, als ich Legolas auf Arod direkt auf mich zureiten sah. Sofort senkte ich den Kopf und drehte mich zu Faras, welchen ich nervös am Hals tätschelte. Ich traute mich nicht, einen Blick in Legolas Richtung zu wagen, erst recht nicht, als seine Stimme unmittelbar neben mir erklang. "Meine tapferen Gefährten! Ich danke euch, dass ihr mich auf meine Reise nach Minas Tirith begleitet und Seite an Seite mit den Menschen und dem Zwergenvolk gegen die Ostlinge kämpfen wollt! Wir reiten nun los, immer den Fluss entlang. Es wird mehrere Tage bis Gondor dauern. Wir werden die Tage nutzen, um voran zu kommen und die Nächte, um zu ruhen. Wenn euch irgendetwas bedrückt oder auf der Seele liegt, scheucht euch nicht davor mich anzusprechen!". Die Elben um mich herum jubelten Legolas zu, ehe sie sich zum Aufbruch bereit machten. Ich allerdings wartete, bis Legolas auf Arod weitergeritten war und stieß dann die angestaute Luft aus meinen Lungen zischend entweichen. Das war knapp gewesen.
Als eine der Letzten stieg ich auf mein Pferd auf und nahm die Zügel in die Hand. Im Normalfall würde ich dies Faras gar nicht antun, doch für so eine Reise war es besser ihm das Zaumzeug anzulegen und ihn zu satteln. Ich hob erneut den Blick, als sich alle Elben um mich herum in Bewegung setzten und trieb Faras automatisch ebenfalls an. Mein Blick lag für einige Sekunden auf Legolas Rücken, wobei mein Herz vor Sehnsucht schmerzte. Wie gerne würde ich nun neben ihn reiten und zusammen die Heimat verlassen, doch es ging einfach nicht. Es war meine Entscheidung gewesen so zu handeln. Leise seufzend reihte ich mich relativ mittig in die lange Karawane ein und versuchte, nicht allzu oft mit meinen Augen nach Legolas zu suchen. Er würde es sicher bemerken, wenn ich ihn immerzu anschauen würde. Stattdessen musterte ich die Gegend und konnte ein aufgeregtes Klopfen meines Herzens nicht verhindern, als wir den Düsterwald, der jetzt einen anderen Namen trug, irgendwann verließen. Ich war lange nicht mehr außerhalb der Tore des Elbenweges unterwegs gewesen und freute mich nun umso mehr, die Weiten des Landes vor meinen Augen zu haben. Der Anduin floss einige Meter vor uns plätschernd seinen Weg Richtung Süden, dessen Richtung wir nun auch einschlugen.
Rechts von uns in der Ferne erhob sich das Nebelgebirge, welche ich immer durchquert hatte, um nach Bruchtal zu gelangen. In Erinnerung schwelgend bemerkte ich gar nicht, wie ein Reiter auf meine Höhe verlangsamte und nun im Gleichschritt neben mir und Faras her ritt. Erst eine mir unbekannte Stimme ließ mich erschrocken herumfahren.
"Kenne ich euch irgendwoher?"
Überrumpelt starrte ich den blonden Elben neben mir an, welcher mich neugierig musterte. "Ehm" entkam es mir nur völlig geistreich und der fremde Elb begann zu lächeln. "Ich heiße Laurín. Entschuldige, dass ich euch erschreckt habe. Ich habe nur bemerkt, dass ihr allein reitet und dachte mir, dass etwas Gesellschaft nicht schaden würde". Ich zog die Augenbrauen zusammen und verfluchte innerlich die Freundlichkeit dieses Elben. Sah ich etwa so aus, als bräuchte ich Gesellschaft ? "Ich heiße Rén- Rénesmee" erwiderte ich nervös, biss mir auf die Zunge und wendete meinen Blick wieder stur nach vorne. Meine Mission sollte nicht wegen eines Elben namens Laurín scheitern.
"Freut mich, euch kennen zu lernen Rénesmee" lächelte Laurín und begann dann, mich den restlichen Tag voll zu reden und neben mir her zu reiten. Anfangs hatte ich nur knapp geantwortet, doch irgendwann ließ ich mich auf seine Anwesenheit ein und entspannte mich. Er schien mich wirklich nicht zu kennen und die Ablenkung tat mir ganz gut. So würde ich zumindest nicht immer nach Legolas oder Levin suchen.
Als die Nacht hereinbrach hatten wir den großen Wald bereits hinter uns gelassen und schlugen nun auf einer Graslandschaft unser Lager auf. Überall wurde geredet, die Pferde grasten und mehrere kleine Lagerfeuer erhitzten die Luft um mich herum. Ich selbst hatte mich von Laurín mitziehen lassen und hockte nun mit dem Rücken an einem Stein gelehnt im Gras und lauschte den Gesprächen der anderen Elben. Meine Kapuze hatte ich mit einem kurzen Blick nach links, rechts und geradeaus abgezogen und genoss nun den leichten Wind, der mein braunes Haar leicht aufwirbelte. Ich war überhaupt nicht müde und biss auch nur einmal von meinem Lembas ab (mehr war zur Sättigung auch nicht nötig). "Ich schaue mal kurz nach meinem Pferd. Soll ich eures auch versorgen?" fragte ich an Laurín gewandt, welcher dankend zu nicken begann. Ich erhob mich also und entfernte mich etwas von den Anderen. Faras und Lauríns Pferd standen zu meinem Gunsten relativ nah beinander, sodass ich erst seinem Pferd und dann Faras einen Apfel hin hielt und kurz durch dessen Fell fuhr.
Gedankenverloren strich ich über Faras Nüchtern und beonachtete den Nachthimmel, dessen Himmelszelt die Sterne zeigten. Keine einzige Wolke war zu sehen. "Ruhe dich aus, es wird morgen ein ebenso langer Ritt" flüsterte ich Faras leise zu, welcher aufmerksam seine Ohren spitzte.
Ich lächelte leicht und drückte meine Nase in sein Fell, ehe ich mich abwendete und mich auf den Weg zurück zum Lagerplatz machte.
Plötzlich stolperte ich jedoch in der Dunkelheit über einen Stein und wäre beinahe hingeflogen, hätte mich nicht jemand rechtzeitig aufgefangen. Mit rasendem Herzen und roten Wangen, drehte ich mich zu dem Elben um, welcher mich festhalten hatte. "Levin?!" "Rénee?!" entfuhr es uns gleichzeitig überrascht. Ich verzog unglücklich das Gesicht und presste die Lippen aufeinander. Na super. So viel zum Thema unentdeckt bleiben. "Bei den Vallar, was machst du hier?" zischte der Elb mit einem alamierten Gesichtsausdruck und packte mich an den Schultern. Er sah sich wachsam um, zog mir dann mit einer flinken Bewegung die Kapuze über meinen Kopf und führte mich hinter ein nahestehendes Pferd. "Ich wollte mit nach Minas Tirith, aber Legolas hat es mir verboten" hauchte ich und sah den Elb entschuldigend an. "Eigentlich solltest du mich gar nicht entdecken". Levin seufzte und fuhr sich übers Gesicht. "Mensch Rénee, du kannst dich doch nicht einfach mitschleichen. Legolas wird ausrasten, wenn er dich sieht. Und mir wird er alle Gliedmaßen abtrennen". Ich schmunzelte leicht, wurde jedoch gleich darauf wieder ernst und sah Levin flehend an. "Bitte sag ihm nichts davon. Er darf nicht wissen, dass ich auch hier bin" "Ré, weißt du eigentlich, was du da gerade von mir verlangst?" "Ich weiß es tut mir ja leid. Ich werde Legolas auch nichts davon erzählen, dass du über meine Anwesenheit Bescheid wusstest" "Wie stellst du dir das denn vor, wenn wir Gondor erreicht haben?" Ich zuckte mit den Schultern und Levin seufzte erneut. "Ich werde dich nicht verraten, aber ich hoffe du weißt, auf was du dich da eingelassen hast" erwiderte der Elb und ich fiel ihm dankend um den Hals. "Danke Levin, ich bin dir was schuldig!" "Versprich mir nur, dass du ab jetzt in meiner Nähe bleibst. Legolas würde mir es nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen würde". Ich nickte und Erleichterung durchflutete mich.
Klar mein Plan sah eigentlich anders aus, doch nun wusste Levin Bescheid und ich hatte einen Freund an meiner Seite.
DU LIEST GERADE
Rénee | Legolas
FanfictionRénee verbrachte den gesamten Ringkrieg im Düsterwald und wurde dort zu einer Grenz-und Palastwache ausgebildet. Sie steht unter Thranduils Obhut und konnte sich als eine seiner besten Wachen beweisen. Doch dann kehrt Thranduils Sohn, der Prinz des...