48. Plan

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Zaghaft klopfte ich an Legolas Tür. Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf und ich war immernoch dabei die Worte Thranduils zu verarbeiten. "Herein" ertönte es von der anderen Seite und ich drückte die Türklinke hinunter. Legolas saß an seinem Schreibtisch und schrieb etwas auf ein Stück Pergament. Als ich eintrat, hob er den Kopf und ein warmes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er setzte an etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor. "Es wird also wieder Krieg geben und du willst an vorderster Stelle reiten?" fragte ich und stellte fest, dass meine Stimme ungewollt vorwurfsvoll klang. Legolas Lippen schlossen sich wieder und er zog die Augenbrauen zusammen. Mit einem Seufzen erhob er sich schließlich. "Wir versuchen einen Krieg zu umgehen. Wir werden die Ostlingen so niederzwingen. Aber was hast du auch erwartet? Dass ich Aragorn den Rücken kehre?" fragte er sanft, doch sein Blick war ernst. Er kam auf mich zu, während ich die Arme vor meiner Brust verschränkte. "Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber der Gedanke, dass du in eine Schlacht ziehst, stimmt mich nicht gerade fröhlich" erwiderte ich und musterte den Elben, welcher dicht vor mir stehen geblieben war. Sein Atem prallte auf mein Gesicht und sein Duft umhüllte mich.
"Lass mich mit dir nach Gondor reiten" sagte ich mit fester Stimme, doch Legolas schien von dieser Idee überhaupt nicht angetan. "Das wäre zu gefährlich" erwiderte er mit einem eisernen Blick und wendete sich von mir ab. Ich öffnete den Mund und löste ungläubig wieder meine Arme. "Zu gefährlich? Glaubst du, dass ich dort nicht gut aufgehoben wäre, weil ich nicht gut genug kämpfen kann?" empörte ich mich laut und folgte ihm. Er schüttelte den Kopf und drehte sich kurze Zeit später wieder mit einem Ruck zu mir herum. Seine Gesichtszüge wirkten angespannt und auch in seinen Augen tobte es. Sie flogen rastlos über mein Gesicht. "Nein, aber du hast noch nie in einer Schlacht mit gekämpft. Du hast keine Erfahrung. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas passieren könnte" zischte Legolas mit einem Mal laut und ich zuckte leicht zusammen. Ich senkte den Blick und konnte nichts darauf sagen.
Ich war enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass er einfach so gehen wollte. Doch als ich meinen Blick erneut hob und ihm unmittelbar in die blauen Augen sah, konnte ich ihm nicht mehr länger böse sein.
Auch Legolas Gesichtszüge glätten sich wieder und liebevoll, ja beinahe bittend schaute er mich an. "Du musst mir versprechen hier zu bleiben" sagte er leise und kam meinem Gesicht dabei näher. Ich erwiderte darauf nichts, überwand jedoch den Abstand zwischen uns und vereinte unsere Lippen zu einem aufgewühlten Kuss. Legolas Hand legte sich in meinen Nacken und er verstärkte den Druck auf meine Lippen. "Wann wird es losgehen?" fragte ich atemlos, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten.
"Morgen früh. Bereits vor dem Frühstück. Nach Gondor braucht es mehrere Tage" erwiderte der Elb und fuhr mit seinen Finger sanft über meine Wange. Ich genoss seine Berührung. "Kaum habe ich dich wieder, muss ich dich wieder gehen lassen" hauchte ich leise und verzog resigniert das Gesicht. Legolas zog mich in seine Arme und ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Seine starken Arme umschlossen meinen zarten Körper und ich fühlte mich sofort geborgen. Sein Kinn ruhte auf meinem Kopf.
"Wird dein Vater entscheiden, welche Elben er mitnimmt?" fragte ich beiläufig und zog den verführerischen Duft von Legolas ein. "Er hat bereits hundert Elben zusammen getrommelt. Die Versammlung findet gerade statt" ich zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Warum bist du nicht dort?" Legolas lachte leise und löste sich von mir, nur um eine Hand unter mein Kinn zu legen und mich belustigt anzusehen. "Ich wusste, dass du herkommen würdest, nachdem du von den Ostlingen erfahren hattest" antwortete er dann und ich spürte, wie meine Wangen verlegen heiß wurden. "Du würdest nicht anders reagieren, wenn ich in eine Schlacht ziehen würde" nuschelte ich und verwickelte den Elben unmittelbar danach in eine weiteren Kuss. Ich ließ meine Lippen immer wieder auf seine prallen und gewährte schließlich seiner Zunge einlass. "Ich weiß nicht wie lange ich fort sein werde, aber versprich mir, dass du in der Zeit nichts vom Pferd fällst oder andere dumme Sachen machst" grinste Legolas verschmitzt, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Ich verdrehte ebenfalls grinsend die Augen und boxte dem Elben leicht gegen die Schulter. "Ich bin sicher nicht absichtlich vom Pferd gefallen" erwiderte ich, nickte dann aber auf seine Worte hin. Legolas griff nach meinen Händen und zog mich dann sachte zu dem großen Himmelbett. Ich ließ mich auf die weiche Matratze sinken und fand mich schließlich in Legolas Armen wieder. "Wer oder was sind die Ostlinge eigentlich genau?" fragte ich neugierig und schaute auf. Legolas erwiderte meinen Blick nur kurz, dann schaute er gedankenverloren aus dem Fenster.
"Die Ostlinge waren die Bewohner von Rhûn. Du musst wissen, dass in ihrer Kultur der Kampf als höchstes Gut galt und schon die Kinder im Kampf geschult wurden. So konnten sie bei ihren Heereszügen eine ernsthafte Gefahr werden. Gondor schaffte es jedoch, sie weitestgehend unter Kontrolle zu halten. Dies änderte sich, als Sauron die Ostlinge unterwarf. Die Ostlinge waren bei der Schlacht auf den Pelennor-Feldern in Minas Tirith die ärgsten Feinde der Armee Gondors und hätten im Norden beinahe die Zwerge des Erebor vernichtet. Ihre Raubzüge endeten jedoch größtenteils mit der Herrschaft von König Elessar. Nur einige ließen sich noch nicht unterwerfen" erklärte Legolas ruhig und ich hörte ihm gebannt zu. "Wie können Menschen so grausam sein?" fragte ich und Legolas sah mich leicht lächelnd an. "Manchmal liegt es einfach in ihrer Natur. Wenn du von klein auf nichts anderes beigebracht bekommst, außer Krieg und Gewalt, glaubst du an das, was dir beigebracht wurde. Auch wenn es grausam ist" erwiderte er dann und drückte einen Kuss auf meinen Scheitel. Ich sagte darauf nichts mehr.
Die Ostlinge erschien mir nun nicht mehr wie einfache Feinde, die man leicht unterwerfen konnte. Ihre Seele gehörte dem Bösen und auch wenn Sauron gefallen war, sie blieben hinter ihrem Meister und führten seinen Krieg weiter. Oder versuchten es zumindest.
"Rénee?" fragte Legolas mit einem Mal sanft und ich schreckte aus meinen Gedanken. Fragend schaute ich zu ihm hoch in seine unendlich blauen Augen. "Ich wollte, das du etwas weißt" flüsterte er leise und sah mir dabei durchdringend in die Augen. Mein Herz begann zu rasen und mir wurde ganz warm bei seinem Blick. Liebevoll fuhr er mir durch das Haar. 
"Gin melin" (Ich liebe dich) kam es dann plötzlich von seinen Lippen und auf meinen Lippen breitete sich sofort ein glückliches Lächeln aus. "Gin melin, Legolas" erwiderte ich ebenso leise und fand mich Sekunden später in einen atemberaubenden Kuss wieder.

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt