9. Ausritt

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Nervös schlug ich nach dem Essen den Weg hinunter zu den Ställen ein. Ich war eher selten dort, da ich selbst kein eigenes Pferd besaß, was eigentlich ziemlich schade war. Ich nickte hier und da ein paar Elben zu, bevor ich die Ställe betrat. Ich ging vorbei an einigen Boxen, in welche wunderschöne Pferde standen und hielt Ausschau nach Legolas. Ich konnte seinen blonden Schopf etwas weiter hinten vor einer Box ausmachen und ging mit schnellen Schritten und einem Lächeln auf den Lippen auf ihn zu. Er schien meine Anwesenheit schon eher zu bemerken, denn er drehte sich mit einem freudigen Lächeln zu mir um. Kurz vor ihm blieb ich schließlich stehen. "Das hier ist Arod. Er war mir ein treuer Begleiter während des Ringkrieges" sagte er mit ruhiger Stimme und ich lenkte meinen Blick auf den weißen Hengst, welcher mich aus seinen dunklen Augen freundlich ansah. Ich lachte auf und strich mit meiner Hand vorsichtig über seine Nüstern. "Hallo Arod" hauchte ich und der Hengst hob den Kopf, als wolle er mich ebenfalls begrüßen. "Er mag euch" stellte Legolas fest und sah mich immernoch mit einem Lächeln auf den Lippen von der Seite aus an. Ich trat einen Schritt zur Seite, damit Legolas Arod aus der Box führen konnte. Dann folgte ich beiden aus dem Stall nach draußen, wo Legolas schließlich stehen blieb und sich zu mir umdrehte. "Möchtet ihr ein eigenes Pferd haben oder wollt ihr bei mir und Arod mitreiten?" fragte er mich mit einer fragenden Miene und ich dachte nach. Ich war schon öfter geritten, doch das letzte Mal lag schon einige Jahre zurück. Ich wollte mich nicht blamieren, aber andererseits würde ich Legolas deutlich näher kommen müssen, wenn ich mit ihm auf Arod reiten würde. Vielleicht wollte Legolas meine Nähe nicht so, wie ich sie wollte. Hin und Hergerissen deutete ich schließlich auf Arod. Wenn Legolas meine Nähe nicht wollte, hätte er die Option mit ihm und Arod zu reiten doch bestimmt erst gar nicht angeboten, oder doch? Etwas verunsichert trat ich einen Schritt auf Arod zu. Legolas schien meinen Gesichtsausdruck anders zu deuten, denn er fasste mich an den Hüften und hob mich mit Leichtigkeit auf Arod. "Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich passe auf, dass ihr nicht von Arod fallt. Ihr könnt euch auch gerne an mir festhalten, wenn euch das Sicherheit gibt" sagte er und zwinkerte mir kurz zu, was mir warme Wangen bescherte. Immerhin waren meine Sorgen nun unbegründet. Legolas schwang sich elegant vor mir auf Arods Rücken und warf einen kurzen Blick zu mir nach hinten. "Ist es für euch in Ordnung, wenn wir Richtung Wald reiten? Ich würde euch gerne meinen Lieblingsort zeigen" sagte er und die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen zu tausende umher. "Ja gerne" erwiderte ich und ich spürte, wie Legolas leichten Druck auf seine Beine ausübte. Arod setzte sich gleich darauf brav in Bewegung und ein Lächeln bildete sich unmittelbar auf meinem Gesicht. Als er jedoch allmählich schneller wurde, rutschte ich ein Stück an Legolas heran und legte meine Hände leicht auf seinen Hüften ab. Ich spürte seine Muskeln an meinem Oberkörper und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Ich fühlte mich so nah an Legolas gedrückt sicher und geborgen. Plötzlich fiel Arod in den Galopp und vor Schreck verstärkte ich den Griff um Legolas und krallte mich zudem noch etwas in den Stoff seines Oberteils. Peinlich berührt wurden meine Wangen schon wieder rot, während Legolas vor mir auflachte. Als ich merkte, dass ihm meine Nähe und mein Griff nichts auszumachen schien, entspannte ich mich und betrachtete die vorbeiziehende Gegend. Wir hatten die Festung bereits weit hinter uns gelassen und der Wald lichtete sich immer mehr. Ich genoss den leichten Wind, wurde von Legolas betörenden Duft fast schon benebelt und fand Gefallen an seiner direkten Nähe. Die Landschaft zog an uns vorbei und Arod bewegte sich geschmeidig über den Waldboden.

Legolas

Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen genoss ich ihre halbe Umarmung. Ich spürte ihre zarten Hände und wie sie sich in dem Stoff meiner Kleidung festkrallte. Ihr Körper unmittelbar hinter meinem machte mich auf eine unverhohlene Art und Weise verrückt. Selten hatte ich die Anwesenheit einer Elbin so sehr genossen wie die von Rénee. Mein Blick richtete sich wieder konzentriert nach vorne, als wir die Gegend erreichten, in der mein Lieblingsort lag. Arod wusste bereits, wo dieser Ort war und drosselte wie von selbst das Tempo. Ich drehte mich halb um und warf Rénee eine kurzen Blick zu. Ihr Haar war durch den Wind etwa zerzaust und eine leichte Röte schmückte ihre Wangen. Ein zartes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ihr Anblick brachte mich beinahe um den Verstand. "Sind wir gleich da?" fragte sie und ich nickte mit einem Grinsen. Arod stapfte zwischen ein paar Büschen und dicht bewachsenen Bäumen hindurch, ehe wir eine Lichtung erreichten. Einige Meter vor uns lag ein großer See, dessen Wasser in der Sonne glänzte. Ein kleiner Wasserfall sprudelte aus einer Felswand hinunter auf den See und Vögel flogen umher, ebenso wie ein Schmetterling, welcher direkt an meiner Nase vorbei flog. Lächelnd brachte ich Arod zum stehen und schwang mich von seinem Rücken. Rénee saß vollkommen eingenommen von der Schönheit des Ortes mit leicht geöffneten Lippen auf Arod und musterte die Gegend. Mein Lächeln wurde breiter. Es gefiel ihr also. "Meine werte Dame, dürfte ich ihnen vom Pferd helfen?" fragte ich mit gespielt vornehmer Stimme und ihre braunen Augen fielen amüsiert auf mich. Sie räusperte sich leicht und hob ihr Kinn etwas an, bereit mitzuspielen. "Sicher dürfen Sie das mein Herr" erwiderte sie und legte ihre Hand zaghaft in meine. Ich half ihr wie versprochen von Arod und dieser stapfte nun auf den See zu, um etwas zu trinken. "Es ist wunderschön hier" hauchte Rénee und trat näher an den See heran, nur um sich dann am Ufer niederzulassen. "Kommt" lachte sie und ich ließ mich neben sie ins Gras fallen. "Seid wann kennt ihr diesen Ort?" fragte sie mich nach Momenten der Stille und ich fuhr mit meinen Fingern über das weiche Gras. "Seid ich ein kleiner Elb war. Meine Mutter hat mir diesen Ort einmal gezeigt. Seitdem komme ich immer mal wieder hierher, wenn ich Ruhe brauche oder Nachdenken muss" antwortete ich und spürte Rénees Blick auf mir. "Danke, dass ihr mich mitgenommen habt" sagte sie leise und ich erwiderte ihren Blick. Dann fiel mir etwas ein, was ich schon viel eher hatte fragen wollen. "Ich finde übrigens, dass wir die Höflichkeit ruhen lassen könnten, oder etwa nicht? Ihr seid mir nicht mehr fremd und es hat, finde ich, so etwas distanziertes" sagte ich und sah ihr dabei ernst in die Augen. Sie sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an, wobei ihre Wangen einen rötlichen Schimmer bekamen. Ich beobachtete ihre Reaktion und schmunzelte leicht. Zugegeben, ich mochte es, wenn sie wegen mir rot wurde. Dies wirkte auf mich anziehend und gleichzeitig süß und unbefangen. Als sie dann schließlich nickte, atmete ich innerlich auf. Sie sah es also genauso wie ich.
Eine angenehme Stille breitete sich zwischen uns aus, wir lauschten dem rauschen des Wassers, dem zwitschern der Vögel und das rascheln der Bäume um uns herum. Nichts konnte uns jetzt aus der Ruhe bringen und ich war froh, ihr den Ort gezeigt zu haben.

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Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt