18. Nachricht

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Immernoch konnte ich es nicht fassen. Auch Aurelia schien überwältigt und das erste Mal sprachlos. Nach dem Mittagessen waren wir zusammen ins Zimmer gegangen und ich hatte ihr sofort von Cyrians Abgang erzählt und schließlich von Legolas und wie er mich gefragt hatte, ob ich seine Begleitung für den Ball sein möchte. Aurelia hatte sich mit mir gefreut und wir waren im Zimmer auf und ab gehüpft. Das Thema 'Cyrian' war schnell in den Hintergrund gerückt. "Du wirst bestimmt von der Schneiderin des Königs eingekleidet" sagte Aurelia und Neid schwang in ihrer Stimme mit. Ihre Augen strahlten und sie war nun endgültig davon überzeugt, dass Legolas und ich füreinander bestimmt waren. Aufgeregt klopfte mein Herz und mir war unerträglich warm. Selten hatte ich mich so auf etwas gefreut, wie jetzt auf diesen Ball.
Der Tag ging relativ schnell um, da ich Wachdienst bis kurz vor dem Abendessen hatte. Beim Abendessen hatte mich Cyrian vollkommen ignoriert, was ich seufzend hingenommen hatte. Er würde sich schon wieder einkriegen.
Abends lag ich bereits im Bett, während Aurelia noch im Bad war. Ich ließ alles nochmal Revue passieren und konnte das aufsteigende Glücksgefühl nicht unterdrücken. Plötzlich klopfte es und verwirrt schlug ich die Decke beiseite. Nur mit einem weißen Schlafhemd bekleidet ging ich zur Tür und öffnete diese einen Spaltbreit. "Loretta?" fragte ich perplex, als ich die Bedienstete vor der Tür stehen sah. Sie lächelte mich freundlich an und begrüßte mich. Nicht wissend, warum sie vor meiner Tür stand, öffnete ich diese nun ganz. "Ich soll euch das hier von Prinz Legolas geben" sagte sie und hielt mir auch schon ein sorgfältig gefaltenes Stück Pergament hin. Verwundert nahm ich es entgehen. "Er wäre selbst gerne kurz vorbei gekommen, aber er ist beschäftigt" fügte sie noch hinzu und ich nickte leicht. "Danke Loretta" sagte ich und lächelte die Elbin vor mir schief an. Sie erwiderte mein Lächeln und war dann auch schon wieder verschwunden. Neugierig schloss ich die Tür und sah das Stück Pergament in meiner Hand an. Aurelia war noch immer im Bad und somit hatte ich meine Ruhe. Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen und faltete das Papier schließlich vorsichtig auseinander.

Ich hatte ganz vergessen dir zu sagen, dass wir von der Schneiderin meines Vaters eingekleidet werden für den Sternenball. Wir treffen uns morgen Abend nach dem Abendessen vor der Schneiderei, wenn das für dich in Ordnung ist. Gute Nacht und Schlaf gut, Legolas

Meine Augen flogen beinahe über die geschriebenen Worte. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich das kleine Herz am Ende seines Namens erblickte. Aurelia hatte Recht gehabt, was die Schneiderin betraf. Doch mir war ebenfalls klar gewesen, dass ich als Begleitung des Prinzen nicht irgendein Kleid tragen konnte. Umso aufgeregter war ich nun, dass wir bereits morgen Abend bei der Schneiderin erscheinen mussten. 
Die Nacht verging schnell, ebenso wie der ganze nächste Tag. Legolas war nicht zum Training erschienen, doch der Gedanke, ihn heute Abend zu treffen, besänftigte mich. Cyrian ignorierte mich weiterhin, doch an sich war das Training gut verlaufen. Wir hatten die fünfte und letzte Disziplin geübt, den Parkour. Dieses Training war mit Abstand das anstrengendste gewesen und ich war froh, als wir zum Mittagessen gingen. Erschöpft ließ ich mich neben Aurelia an einen Tisch mit weiteren Elbinnen fallen. Thema war natürlich der Sternenball, immerhin würde dieser in acht Tagen stattfinden. Ich hatte während des Trainings noch mitbekommen, wie Levin Quinn gefragt und diese mit roten Wangen zugestimmt hatte. Über die anstehenden Spiele, welche bereits in fünf Tagen begannen, wollte augenscheinlich keiner von den Elbinnen sprechen. "Ich hoffe, ich werde noch gefragt" sagte eine blonde Elbin namens Rahel und die anderen am Tisch stimmten ihr zu. Ich hielt mich eher unbeteiligt, da ich es nicht an die große Glocke hängen wollte, dass ich bereits jemanden hatte. Doch als Legolas Name fiel, hob ich aufmerksam den Kopf. "Also ich weiß, dass Legolas noch keine gefragt hat, aber er muss als Prinz eine Begleitung haben. Ich bin gespannt, für wen er sich entscheiden wird" meinte Lyra und warf einen vielsagenden Blick in die Runde. "Ich persönlich denke, dass er Lúmiel fragen wird". Ihre Worte versetzten mir einen Stich. Ich wusste, dass Legolas mich als seine Begleitung ausgesucht hatte, doch als mein Blick auf die wunderschöne rothaarige Elbin fiel, verspürte ich eine tiefe Eifersucht. Aurelia warf mir einen amüsierten Blick zu, welchen ich versuchte zu ignorieren.
Nach dem Mittagessen musste ich wieder zum Wachdienst, Aurelia legte sich währenddessen schlafen, da sie wieder eine Nachtschicht abbekommen hatte. Ich konnte es einfach nicht bis heute Abend abwarten und somit zog sich der Nachmittag für mich umso mehr. Als es endlich nach dem Abendessen soweit war, beeilte ich mich und zog mich noch schnell im Zimmer um. Mit einem einfachen dunkelgrünen Kleid, welches meinen Körper hinab floss, verließ ich mein Gemach und machte mich auf dem Weg zur Schneiderin. "Guten Abend my lady" sagte Legolas, als ich vor ihm zum stehen kam. Er hatte vor den verschnörkelten Flügeltüren auf mich gewartet. "Guten Abend" grinste ich und ließ zu, dass er meine Hand ergriff und einen zarten Kuss darauf hauchte. "Du siehst schön aus" meinte er dann und sein Blick fuhr über meinen Körper. Ich wurde rot und strich das Kleid glatt. "Danke" hauchte ich und er machte eine Geste, dass ich voraus gehen sollte. Vorsichtig stoß ich die Türen auf und vor erstaunen blieb ich doch glatt mitten in der Tür stehen. Bewundernd musterte ich die Kleider, welche an Gestellen in dem großen Raum verteilt standen. Überall glitzerte und funkelte es, tausende Farben spiegelten sich in meinen Augen. Auf einem großen Holztisch lagen allerlei Stoffe und Werkzeuge, ebenso wie Skizzen von neuen Kleidern und es gab ein Regal, welches eine komplette Wandseite bedeckte und welches mit verschiedenen Accessoires gefüllt war. Goldene Raumtrenner teilten den Raum in verschiedene Bereiche und es sah so aus, als würde es rechts noch weiter gehen. Legolas trat neben mich und musterte mich lächelnd von der Seite. Ich musste gerade wie ein kleines Kind aussehen, welches man in einen Spielzeugladen gesteckt hatte. "Oh Hallo ihr beiden. Legolas,  das ist sie also?" ertönte auf einmal eine aufgeregte Stimme und mein Kopf fuhr nach rechts, wo hinter einem Raumtrenner eine etwas ältere Frau erschien. Sie schien keine Elbin zu sein. Sie kam mit einem neugierigen Blick auf mich zu und ihre Augen strahlten mich aufgeregt, ja beinahe auch liebevoll an. Sie wirkte mir auf Anhieb sympatisch und erinnerte mich an meine Oma. "Ja das ist meine Begleitung" hörte ich Legolas sagen, doch ich war viel zu sehr von der alten Damen abgelenkt, welche nun begann mich mit konzentriertem Blick zu umkreisen und schließlich bewundernd anzublicken. "Du bist wahrlich eine Schönheit, mein Kind. Mit deiner zarten Figur kann ich hervorragend arbeiten. Mir kommen schon tausende von Ideen" rief sie und lief wieder davon. Ich warf Legolas einen kurzen Blick zu. Ein belustigtes, schiefes Grinsen lag auf meinen Lippen und Legolas hob die Hände. "Sieh mich nicht so an, sie ist immer so euphorisch" lachte er und ich spürte, wie ich mich wohl zu fühlen begann. "Wie heißt sie eigentlich?" fragte ich leise. "Marlie"

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt