"Mir geht es gut" sagte ich mit einem leichten Lächeln auf Arwens besorgtes Gesicht hin. Ihre Hand legte sich an meine lädierte Wange und sanft fuhren ihre Finger darüber. "Schrecklich was Rhegar dir angetan hat" ich zuckte mit den Schultern und mein Herz verkrampfte sich unwillkürlich, als ich an Legolas Gesichtsausdruck dachte. "Schrecklich was ich Legolas angetan habe" murmelte ich leise und Arwen sah mich mitfühlend an. "Ich kann mir vorstellen, dass es für ihn alles andere als leicht war, dich so sehen zu müssen und nichts dagegen tun zu können. Aber du konntest nichts für deine Entführung und das weiß Legolas auch. Er ist bestimmt einfach nur froh, dich wieder zu haben. Er wird dich ab jetzt sicher nicht mehr aus den Augen lassen" sagte sie mit einem Lächeln und ich musste automatisch mit Lächeln. Sie fand einfach immer die richtigen Worte. "Danke Arwen" sagte ich und nahm sie noch einmal in den Arm. Ich war froh, sie als meine Familie bezeichnen zu können.
"Weißt du zufällig, wer den Pfeil abgeschossen hat?" Arwen löste sich mit einem schelmischen Grinsen von mir und erhob sich vom Bett. Ich ahnte bereits etwas. "Es muss auf jeden Fall ein Elb gewesen sein, da die Entfernung zu groß für ein menschliches Augen gewesen wäre" grinste ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ach tatsächlich?" fragte Arwen und warf mir einen kurzen Blick zu. "Hundert Punkte für dich, ich war die Elbe, die den Pfeil abgeschossen hat" lachte sie dann und ich erhob mich ebenfalls. "Hast du von der Mauer aus zugesehen?" fragte ich und sie nickte. "Ich konnte spüren, was Aragorn dachte und dann habe ich den richtigen Moment abgewartet und geschossen" ich fiel ihr heute zum dritten Mal um den Hals. "Kommst du mit mir? Ich wollte zur Mauer und unsere Streitmacht im Kampf unterstützen" fragte sie mich dann und ich folgte ihr wortlos hinaus auf den Flur. Ich bedankte mich noch schnell bei der Heilerin für ihre Behandlung und verließ dann mit Arwen das Haus. Gemeinsam gingen wir eine Ebene höher und traten zu ein paar weiteren Menschen an die Mauer. Vor uns erstreckten sich die Pelennor Felder und in einigen metern Entfernung kämpfte immernoch Gondors Armee gegen die Ostlinge. Viele Tote und Verletzte lagen bereits auf dem Boden und mir stockte der Atem bei diesem grausamen Anblick. Wie automatisch suchten meine Augen nach einem bestimmten Elben und Erleichterung durchflutete mich, als ich Legolas mit zwei Kurzschwertern gegen zwei Ostlinge kämpfen sah. Er lebte noch und er schien unverletzt. Auch Aragorn konnte ich in dem Gefecht ausmachen. Plötzlich hielt Arwen mir etwas unter die Nase und ich blinzelte verwirrt. Dann erkannte ich den Bogen in ihrer Hand und ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich nahm den Köcher und den Bogen aus ihrer Hand, nickte ihr zu und befestigte ersteres auf meinen Rücken. Arwen neben mir positionierte sich bereits mit ihren Bogen. Wenn ich schon nicht bei der Schlacht dabei sein konnte, dann wollte ich wenigstens aus der Entfernung mit helfen.
Ich legte einen Pfeil an die Sehne, spannte diese und kniff ein Auge zu, während ich mit dem Anderen mein Ziel konzentriert fixierte. Kurz nach Arwen ließ ich den Pfeil los und er traf sein Ziel. Der Ostling, welcher gerade gegen einen Menschen gekämpft hatte, sackte tot zusammen. Mein Pfeil steckte in seinem Nacken. So ging es weiter. Die Armee Gondors kämpfte erbittert gegen die Ostlinge, während Arwen und ich sie mit Pfeilen unterstützten. Ich behielt dabei immer Legolas im Auge und versenkte einmal einen Pfeil in seinem momentanen Gegner. Verwunderte sah Legolas für den Bruchteil einer Sekunde auf und schaute zu uns. Ich wusste nicht, ob er mich erkannt hatte, denn er griff gleich darauf auch schon den nächsten Ostling an.
Es sah gut für uns aus und als sich die Sonne bereits dem Horizont näherte, kehrte Ruhe auf dem Schlachtfeld ein. Erschöpft ließ ich mich gegen die Mauer sinken. Von hier oben aus konnte man nicht viel erkennen, da hunderte von Leichen herum lagen, doch Legolas und Aragorn waren noch immer auf den Beinen. Soweit ich das erkennen konnte, hatten wir gesiegt. Kein Ostling schien mehr zu leben, doch auch die Menschen, die Zwerge und die Elben hatten viele Verluste einstecken müssen. Ich schätze die Zahl der Überlebenden auf knapp zweihundert bis zweihundertfünzig. Ungefähr die Hälfte der Streitmacht Gondors hatte ihr Leben gelassen. Ich faltete meine Hände und blickte gen Himmel, welcher sich gelb-orange verfärbt hatte. Dieses Farbspiel passte überhaupt nicht zu dem grausamen Verlauf des heutigen Tages.
Ich murmelte ein paar elbische Worte und hörte auch Arwen leise für die Verstorbenen beten. Als ich wieder die Augen öffnete und hinunter auf die Felder sah, hatten die Überlebenden fast das Tor erreicht. Aufgeregt griff ich nach Arwens Arm und zog sie von der Mauer runter. Wir quetschten uns durch die Menschenmassen auf den Wegen hindurch und suchten uns einen Weg nach ganz unten, wo sich die Tore gerade öffneten und Wachen verschiedenen Befehle herum brüllten. Zuerst fiel mein Blick, als wir das Tor erreichten, auf die Verletzten, welche sofort von den Heilern auf Karren weg transportiert wurden. Manche hatte es schlimmer erwischt als andere. Meine Augen suchten fieberhaft nach dem blonden Elben und mein Herz schlug wild in meiner Brust. "Rénee!" rief plötzlich eine mir wohlbekannte Stimme und ich wirbelte herum. "Legolas!" stoß ich erleichtert aus und lief auf den Elben zu. Seine starken Arme umfingen mich und er drückte mich beinahe etwas zu fest an sich. Ich klammerte mich an ihm fest und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, atmete seinen Geruch ein. Endlich hatte ich ihn wieder.
Er löste sich wieder vorsichtig von mir, nahm mein Gesicht jedoch zärtlich in seine Hände und musterte mich besorgt. "Es tut mir so leid, dass ich dich nach ganz hinten hab stellen lassen und uns somit getrennt habe" hauchte er leise und sah mich reuevoll aus seinen blauen Augen an. Ich lächelte liebevoll und beugte mich vor, um meine Lippen endlich wieder mit seinen zu vereinen. Ein Kribbeln entfachte sich in mir und ich genoss es, wie Legolas seine Lippen zärtlich und doch so leidenschaftlich gegen meine bewegte. Ich blendete alle um uns herum vollkommen aus.
"Es ist nicht deine Schuld Legolas. Du wolltest mich bloß beschützen und in Sicherheit wissen" erwiderte ich schließlich ebenso leise, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Mein Brustkorb hob und senkte ich unregelmäßig. Legolas strich sanft über meine Wange und sein Blick lag nachdenklich auf meiner Verletzung. "Rhegar ist tot und niemand wird dir je wieder so etwas antun. Das verspreche ich dir" hauchte er dann und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper.
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Rénee | Legolas
FanfictionRénee verbrachte den gesamten Ringkrieg im Düsterwald und wurde dort zu einer Grenz-und Palastwache ausgebildet. Sie steht unter Thranduils Obhut und konnte sich als eine seiner besten Wachen beweisen. Doch dann kehrt Thranduils Sohn, der Prinz des...